Rabecke. Sind zu viele Rehe eine Gefahr für den Wald? Lucas von Fürstenberg aus Brabecke nimmt dazu am BioWild-Projekt teil und jagt jetzt anders.
Lucas von Fürstenberg kennt sich mit der Jagd aus. Schon mit 16 Jahren hat er seinen Jagdschein gemacht, seit sechs Jahren nimmt er am bundesweiten Projekt „BioWild“ teil. Im Rahmen des Projekts soll ergebnisoffen erforscht werden, welche Auswirkungen unterschiedlich hohe Wildbestände auf die bodennahe Vegetation an unterschiedlichen Standorten haben.
1700 Hektar Waldfläche im HSK und im Kreis Olpe
Lucas von Fürstenberg und seine Familie besitzen 700 Hektar Waldfläche im Schmallenberger Land und noch mal 1000 Hektar Wald im Kreis Olpe. Das Projekt „BioWild“ ist auf sechs Jahre angelegt, da Entwicklungen im Wald Zeit brauchen und man erst auf Dauer Veränderungen bemerkt, weiß von Fürstenberg. „Bei dem Projekt geht es auch darum zu schauen, zu welchen Zeiten man am besten auf die Jagd gehen sollte. Dazu wurden die Jagdzeiten synchronisiert“, sagt er.
Während der Projektlaufzeit durften Rehe ab April schon geschossen werden – ansonsten erst ungefähr einen Monat später – und dafür darf dann im Juni und Juli überhaupt nicht gejagt werden. In dem festgelegten Zeitraum, soll dann aber möglichst alles bejagt werden können, so will man auch schauen, wie sich Ruhezeiten auf Tiere und Wald auswirken.
Für Lucas von Fürstenberg gehört die Jagd zum Waldbau dazu: „Wir schießen jedes Jahr im Vergleich zu anderen sehr viele Rehe. Dafür wurden wir auch manchmal angefeindet, es hieß, wir würden die Tiere ausrotten. Aber über die Zeit zeigte sich, dass wir den Zuwachs nutzen und die Population dadurch weniger innerartlichen Stress hatte und gesünder ist.“ Dadurch, dass von Fürstenberg in seinem Wald viele Rehe schießt, ist an den Bäumen weniger Verbiss zu verzeichnen, und es wachsen mehr Baumarten, auch unterschiedlichere, nach, denn: „Rehe sind Feinschmecker. Wenn in ihrem Gebiet einzelne seltenere Bäume wachsen, bedienen sie sich zuerst daran.“
Flächen werden verglichen
Für solche Beobachtungen sei auch das „BioWild“-Projekt gedacht. Denn während des Projektzeitraums, werden offene und eingezäunte Kontrollflächen verglichen, um genau beobachten zu können, wie sich der Wald entwickelt.
„Das Projekt dient dazu zu schauen, welchen Einfluss Wild und die Organisation der Jagd auf die Waldentwicklung haben“, sagt von Fürstenberg. Gleichzeitig sei ein zu hoher Wildbestand in einem Revier auch für den Straßenverkehr gefährlich. Wenn es zu viele Rehe in einem Gebiet gibt, dann vertreiben die älteren Tiere die jüngeren, so dass diese vermehrt Straßen überqueren müssen. Die Zahl der Wildunfälle steigt: „Daher ist es umso wichtiger genügend Tiere zu schießen“, sagt er.
Vielfach gab und gibt es Konflikte um das Thema Jagd, denn in vielen Fällen haben Waldeigentümer und Jäger nicht dieselben Ziele. Der Jäger will ausreichend Wild, um es zu jagen und der Waldbesitzer will, dass es seinem Wald gut geht. „Ich vertrete beide Positionen in einer Person. Das erleichtert es mir auch, Entscheidungen zu treffen“, sagt von Fürstenberg.
Wild bejagen und vermarkten
So habe er sich eben auch dazu entschieden, das Wild in seinem Revier stärker zu bejagen und einen Teil davon zu verarbeiten. Er vermarktet es über www.fuerstenberg-brabecke.de selbst. Der traditionelle Weg, ganze Stücke zu verkaufen, sei heute einfach nicht mehr so gefragt.
Dabei gehe es ihm nicht um eine weitere substanzielle Einnahmequelle: „Ich will, dass die Tiere als Ganzes genutzt werden, und dass dieses hochwertige Biofleisch mehr Beachtung findet.“ So vermarktet er auch Muffelwild. Das Wildschaf lebt in den Wäldern bei Bödefeld. Die Tiere wurden dort von Jägern ausgesetzt, sie schmecken stark nach Schaf. „Eigentlich findet man sie eher im Gebirge“, sagt von Fürstenberg, „aber hier im Sauerland, fühlen sie sich auch recht wohl.“