Meschede. Gerade beim Sperrmüll merkt die Stadt, dass Corona-Zeit ist. Auch die Müllgebühren steigen, aber aus einem anderen Grund.
Der Lockdown zwingt die Menschen zu Hause zu bleiben. Viele kaufen online ein, nutzen die To-go-Angebote in Einmal-Verpackungen und räumen Keller und Dachböden auf. Die Folge: Die Abfallmenge steigt im Vergleich zum Vorjahr. Marc Böhm, Leiter des Bauhofes und Heinz Hiegemann, Leiter des Fachbereichs Infrastruktur, erläutern die Auswirkungen auf die Stadt Meschede. Die Zahlen sind beeindruckend.
Die Abfallmenge ist in 2020 gestiegen. Gibt es Unterschiede in den jeweiligen Abfallsorten: Restmüll, Gelber Sack, Papier oder Biomüll?
Heinz Hiegemann: Die Mengen beim Restmüll, bei Papier,Pappe, Kartonagen sowie Biomüll haben sich durchschnittlich um fünf Prozent erhöht. Die Zunahme von Einweg-Verpackungen macht sich hauptsächlich im Bereich Straßenpapierkörbe und Wildmüll bemerkbar.
Wie entwickelt sich der Sperrmüll? Merkt man, dass viele Menschen die Krise genutzt haben, um sich beispielsweise neue Möbel oder gleich ganze Küchen zu kaufen?
Heinz Hiegemann: Im Bereich Sperrmüll verzeichneten wir in 2020 eine deutliche Zunahme der Anmeldungen und Menge. Hier gab es im Vergleich zum Vorjahr ein um 40 Prozent erhöhtes Sperrmüllaufkommen.
Bemerken Sie eine Zunahme bei der unrechtmäßigen Entsorgung beispielsweise im Wald? Und was finden Sie dort?
Marc Böhm: In der Tat hat die Entsorgung von Müll in der Natur, an Parkplätzen usw. zugenommen. Wir führen dies darauf zurück, dass der ein oder andere Bürger in der Zeit von Lockdown und Kurzarbeit Zeit damit verbracht hat, zu Hause aufzuräumen. Auch an Glas- oder Kleidercontainern wird inzwischen mehr illegaler Müll abgestellt.
In den Papierkörben in der Innenstadt sollte der Müll im Lockdown aber zurückgehen?
Marc Böhm: Es gibt einen klaren Zusammenhang mit der Schließung bzw. dem Betrieb der Gastronomie. Während der normalen Gastronomieöffnung waren die Müllmengen auf normalem „hohen“ Niveau. Dann kam die Schließung der Gastronomie, es gab nur noch die Möglichkeit der Abholung von Speisen. Dies führte wiederum zu einem Anstieg der Müllmenge, da die Straßenpapierkörbe für Verpackungen (Pizzakartons, Getränkeverpackungen usw.) signifikant stärker genutzt wurden. Da diese oft sperrig sind, waren die Papierkörbe sehr schnell voll und gerade Papier wehte dann durch die Einkaufspassagen. Als die Gastronomie dann komplett geschlossen hat bzw. auch viele Geschäfte geschlossen hatten, nahm die Müllmenge insbesondere in der Innenstadt wieder spürbar ab.
Was ist beim Elektroschrott? Die Annahme ist weiter geöffnet. Was wird da vor allem abgegeben?
Heinz Hiegemann: Wir unterscheiden beim Elektroschrott zwischen der Annahme von Elektrokleingeräten beim IBB und der Großgeräte-Abholung durch die Firma Lobbe. Bei den Großgeräten (Kühlschränke, Waschmaschinen etc.) gab es etwa 20 Prozent mehr Abholungen im Vergleich zu 2019.
Marc Böhm: Der Integrierte Baubetriebshof (IBB) führt die Elektroschrottannahme weiterhin jeden Dienstag am IBB durch. Dies ist auch unter Coronabedingungen möglich. Die Resonanz der Bürgerinnen und Bürger ist sehr groß ist. Dabei sind es gar nicht unbedingt große Mengen an Elektroschrott, die abgegeben werden: Teilweise fahren Leute nach Enste, um einen alten Elektrorasierer abzugeben. Da spielt es sicherlich eine Rolle, dass andere Dinge schlichtweg zur Zeit nicht möglich sind. Wir führen keine Zählungen an Annahmetagen durch, jedoch ist es wegen des Lockdowns nicht weniger, sondern eher mehr geworden.
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Werden Bürger die Zunahme des Mülls das bei ihrer Gebührenabrechnung merken?
Heinz Hiegemann: Die bei der Kalkulation der Abfallgebühren zu Grunde gelegten Abfallmengen sind Durchschnittswerte der vergangenen Jahre. Im laufenden Jahr kommt es zwar zu einer Anhebung der Gebühren, diese ist aber nur zum Teil durch die Zunahme der Abfallmengen begründet. Den größten Anteil am Preisanstieg haben höhere Umschlagkosten, die der Stadt durch den Abfallentsorgungsbetrieb des Hochsauerlandkreises in Rechnung gestellt werden.