Meschede. In Meschede ist ein weiterer Stolperstein verlegt worden. Er erinnert an das Schicksal von Josef August Senge - er wurde von den Nazis ermordet.

Gunter Demnig hat einen weiteren Stolperstein in Meschede verlegt. Mit diesen Steinen, die auf der Oberseite eine Messingplatte mit den Namen und Daten tragen, soll an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden. Der neue Stein in Meschede trägt den Namen Josef August Senge, der am 30. Mai 1906 in Meschede geboren und am 17. Juli 1941 in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet wurde.

Josef August Senge wurde mit 22 Jahren in die damalige „Provinzialheilanstalt Warstein“ eingewiesen mit der Diagnose „ES - Einfache Seelenstörung“. „Warum er über zehn Jahre dort blieb, ist ein Rätsel“, sagt Dr. Franz-Josef Hücker, ein Neffe von Senge bei seiner Rede während der Verlegung des Stolpersteins. Hücker hatte an unterschiedlichsten Stellen, wie den Archiven des LWL Münster, in der Gedenkstätte Hadamar , dem Bundesarchiv Berlin oder auch der Tötungsanstalt Hartheim in Österreich, das Leben und Sterben seines Onkels recherchiert.

Den Nazis gemeldet

Den Nazis war Senge gemeldet worden, da er schon so lange in der Klinik war. So hieß es nach dem 1939 erlassenen so genannten Euthanasie-Erlass von Adolf Hitler „..dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankenzustandes der Gnadentod gewährt werden kann.“ Senge wurde zuerst nach Herborn deportiert und nach seiner Verlegung später in der Gaskammer von Hadamar nur Stunden nach seiner Ankunft dort getötet.

Künstler Gunter Demnig bei der Verlegung des Stolpersteins.
Künstler Gunter Demnig bei der Verlegung des Stolpersteins. © Unbekannt | Brigitta Bongard

Die Familie erhielt anfangs noch die Nachricht, ihr Verwandter sei gut angekommen und kurz darauf einen Trostbrief. In der Sterbeurkunde wurde „Grippe mit Skepsis“ als Todesursache vermerkt. Menschen mit psychischen Erkrankungen galten als „nicht erhaltenswertes Leben“ und als „unnütze Fresser“. Mit dieser Begründung wurde in der Zeit des Nationalsozialismus das Schicksal von 200.000 bis 300.000 psychisch kranken Menschen in Europa besiegelt.

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Mit dem Stolperstein in Meschede, Überhenne 14, soll das Gedenken an Josef August Senge und die vielen anderen Opfer der Nazizeit aufrecht erhalten werden. Diesem Ziel haben sich auch die Schüler und Schülerinnen des Städtischen Gymnasiums verschrieben, die stellvertretend für die Schulen in Meschede an der Zeremonie teilgenommen haben. „Wir sehen die Stolperstein als Museum des Alltags“, sagten sie in ihrer Rede. Die Steine werden in Meschede von den Schülerinnen und Schülern der verschiedenen Schulen gepflegt. Mit ihrer Patenschaft sorgen sie dafür, dass der Glanz der Tafeln und somit die Erinnerung erhalten bleibt.

Inzwischen abgerissen

Der letzte Wohnort von Josef August Senge war das Haus in der Überhenne. Das eigentliche Gebäude wurde inzwischen abgerissen und an der Stelle wurden Garagen errichtet. Die zahlreich erschienenen verbliebenen Verwandten von Senge bedankten sich herzlich bei Familie Eickhoff, der das Grundstück gehört, für die Möglichkeit mit dem Stein das Gedenken an Senge aufrecht erhalten zu dürfen.

„Unser Onkel ist heute symbolisch zurückgekommen“, sagte auch Hücker. „Eine solche Geschichte lässt einen fassungslos zurück“, sagte auch Gisela Bartsch als Vertreterin der Stadt Meschede.

Verwandte und geladene Gästen waren zu der Veranstaltung in Meschede auf Einladung der Stadt Meschede gejkommen.
Verwandte und geladene Gästen waren zu der Veranstaltung in Meschede auf Einladung der Stadt Meschede gejkommen. © Unbekannt | Brigitta Bongard