Meschede. Dem Feldsperling fehlen Brutplätze. Jetzt werden extra welche für ihn geschaffen - an Strommasten im Hochsauerlandkreis.

Der Feldsperling war früher ein häufiger Bewohner der Streuobstwiesen und der Obstbäume entlang der Straßen und Wege in unserer Feldflur. Denn die Höhlen der Bäume boten dem nahen Verwandten des Haussperlings viele Nistmöglichkeiten. Im Gegensatz zum Haussperling, der in unseren Dörfern und Städten vorkommt, besiedelt der Feldsperling vor allem die Außenbereiche.

Während in den vergangenen Jahrzehnten Obstbäume zunehmend aus unserer Landschaft verschwanden, schaffte es der Feldsperling, sich eine neue Brutmöglichkeit zu erschließen: In den offenen Rohren der Mittelspannungsmasten, die als Leitungsträger fungieren, fand er ideale Nistmöglichkeiten. Darum baut überall im Sauerland diese Spatzenart in solchen hohlen Eisenstangen sein Nest. Fast überall sind solche Masten in unserer ausgeräumten Landschaft die einzige Brutmöglichkeit für die Vögel.

Schrumpfender Bestand

„Der Bestand dieser stark schrumpfenden Vogelart im Sauerland ist angewiesen auf solche Masten“, weiß Wolfgang Schulte vom Verein für Natur- und Vogelschutz (VNV) aus Berge. Allerdings tauchte in den letzten Jahren ein Problem auf: Schulte hat beobachtet, dass vielerorts alte Mittelspannungsmasten durch neue Typen ersetzt werden. „Diesen neuen Masten fehlen jedoch die Leerrohre, also verschwinden großflächig Spatzenbrutplätze! Denn die Art kann ganze Mastenreihen besiedeln, wenn das Umfeld ausreichend Nahrung bietet.“

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Dabei ist das fortlaufende Ersetzen der alten Masten durch die Westnetz GmbH als Netzbetreiber nicht nur gut gemeint und sinnvoll, sondern auch gesetzlich vorgeschrieben. Hintergrund: Die neuen Masten müssen dem Artenschutz entsprechen und einen Stromtod von großen Vogelarten wie Mäusebussard, Rotmilan, Uhu und Weißstorch verhindern. Bislang sind diese Tiere bei Landung auf den Masten der Gefahr ausgesetzt, mit den Flügeln in die Stromleitungen zu geraten und am Stromschlag zu sterben. Eine Umrüstung erfolgt nun immer dann, wenn die alten Holzmasten in die Jahre gekommen sind und ersetzt werden müssen.

Lebensraum für Tiere und Pflanzen

„Uns fiel auf, dass die neuen Masten keine Brutmöglichkeit für den Feldsperling mehr bieten“, so Schulte. Darum suchten die Ehrenamtlichen des im gesamten Hochsauerlandkreis aktiven Naturschutzvereins Kontakt zur Westnetz GmbH und stießen dort auf offene Ohren. „Stromleitungen sind für die zuverlässige Energieversorgung von großer Bedeutung. Gleichzeitig ist ihr Umfeld aber auch Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Westnetz ist es wichtig, diesen Lebensraum zu bewahren“ sagt Andreas Grohs von dem Versorger.

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Im Fokus stehe dabei insbesondere der Schutz von Vögeln. Grohs weiter: „Wir engagieren uns bereits seit 1985 bei diesem Thema und stimmen uns dabei eng mit dem Naturschutzbund Deutschland und lokalen Vogelschutzorganisationen ab. Für die Vogelschutzmaßnahmen in den vergangenen Jahren wurden bisher bereits mehr als 60 Millionen Euro investiert.“ Westnetz und VNV entwarfen gemeinsam kleine Metallröhren, die in der Form den alten Leitungsträgern ähneln. Mit solchen Röhren werden nun standardmäßig alle neu errichteten Mittelspannungsmasten ausgestattet, damit der Feldsperling nicht obdachlos wird. Bereits ausgetauschte Masten werden bei Wartungsarbeiten mit den kleinen Röhren nachgerüstet. Auch hier sind die ersten Röhren an bereits ersetzten Masten schon nachträglich angebracht worden.

Gelungene Zusammenarbeit

„Eine gelungene Zusammenarbeit zum Wohle einer gefährdeten Brutvogelart“, freut sich daher der Vogelkundler Schulte. Mit Spannung wird nun erwartet, ob die neuen „Bruthöhlen“ auch tatsächlich angenommen werden. Darum werden Schulte und seine Mitstreiter vom Verein für Natur- und Vogelschutz in den nächsten Jahren genau untersuchen, ob und wie regelmäßig die neuen Bruthilfen vom Feldsperling angenommen werden.

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Schulte: „Dann können unsere Erfahrungen auch anderen Regionen Deutschlands zugute kommen.“ Denn schließlich brüte auch andernorts der Spatz in Strommasten.