Meschede. Veltins, Ewers, Lahrmann - dort wird schon jetzt in Meschede auf Corona getestet. Jetzt kommt die Testpflicht für alle. Wie das gehen kann.
Die Testpflicht für Betriebe kommt. Das hat das Bundeskabinett beschlossen. Einmal pro Woche müssen Betriebe ihren Mitarbeitern ab kommender Woche einen Test anbieten. Während die einen davon kalt erwischt werden, gibt es in Meschede andere, die schon seit Wochen ihren Mitarbeitern eine Untersuchung auf das Coronavirus anbieten. Doch ein einheitliches Konzept gibt es bisher nicht.
Die Fahrschule
Thomas Schnier, Leiter der Mescheder Fahrschule Schnier und Voss, würde seine 25 Mitarbeiter gern testen. „Doch es gibt kein Konzept“, sagt er, „man wird da ziemlich alleingelassen.“ Er würde sich zum Beispiel Unterstützung vom Kreis-Gesundheitsamt wünschen, wie man sowas überhaupt am besten organisiert. Schnier überlegt jetzt, seine 25 Mitarbeiter einmal pro Woche zum Bürgertest zu schicken und ihnen für einen weiteren Termin Selbsttests zur Verfügung zu stellen.
Das Bauunternehmen
Mit Selbsttests arbeitet auch die Firma Lahrmann, bereits seit seit drei Wochen. „Anfangs kam noch das DRK zu uns in den Betrieb und hat die Mitarbeiter getestet“, erklärt Frank Lahrmann, Geschäftsführer der Lahrmann-Unternehmensgruppe. Jetzt erhalten alle 85 Mitarbeiter zwei Selbsttests pro Woche, die das Unternehmen selbst bestellt und bezahlt hat. Alle sind aufgefordert, diese Überprüfung zu Hause zu machen, bevor sie - mit FFP2-Maske - in den Betriebs-Bulli steigen, der sie zu den Baustellen bringt.
Das laufe in gegenseitigem Vertrauen gut, erklärt Lahrmann. „Mir ist kein Mitarbeiter bekannt, der sich weigert.“ Als Unternehmer sollte man schon im Eigeninteresse aufs Testen setzen, findet Lahrmann. „Wenn ein ganzes Team in Quarantäne muss, wird das deutlich teurer.“ Er fragt sich allerdings auch, wie der Bund jetzt die Testpflicht von Betrieben fordern kann, „wenn es das Land noch nicht mal schafft, die nötigen Tests für alle Schüler bereitzustellen.“
Der Karosseriebauer
Meinolf Ewers hat als Geschäftsführer des gleichnamigen Karosseriebauunternehmens dazu eine klare Meinung: „Die Politik macht Wirbel, schafft einen bundesweiten Corona-Massen-Scan und bezahlen muss es letztlich der Unternehmer.“ 50.000 Euro, so hat er für sich durchgerechnet, kostet der zweimalige wöchentliche Test für alle 100 Mitarbeiter in einem Jahr. Hinzu kommt der Ausfall der Arbeitszeit und die Zeit für die Dokumentation. Gleichzeitig könne er aber bisher niemanden dazu verpflichten. „Was nutzt das dann?“, fragt er. Ewers löst das im Moment daher pragmatisch: In den großen und hohen Hallen sei es kein Problem, Abstand zu halten. „Setzen sich aber vier Mitarbeiter in ein Auto, weil sie Fahrzeuge ausliefern, dann wird vorher getestet.“
IMW
Ewers ist gleichzeitig Vorsitzender von IMW, der Interessengemeinschaft Mescheder Wirtschaft. „Als IMW hatten wir den Betrieben angeboten, über uns eine Sammelbestellung von Selbsttests aufzugeben.“ 24 Mitgliedsbetriebe hatten daraufhin bereits vor vier Wochen mehr als 2500 Selbsttest geordert. Doch darüber hinaus gibt es kein einheitliches Vorgehen. „Da muss jeder selbst sehen, wie er das in Abstimmung mit dem eigenen Corona-Konzept am besten macht.“
Die Brauerei Veltins
So bietet beispielsweise auch die Brauerei Veltins seit Anfang Dezember jedem Mitarbeiter wöchentlich die Möglichkeit zum Antigen-Schnelltest. Diese Praxis könne man nun mühelos anpassen, erläutert Ulrich Biene, Pressesprecher der Brauerei. „Viel wichtiger ist für uns aber die beschleunigte Impfpraxis.“ Die Brauerei habe bereits alle Vorkehrungen getroffen, damit die Mitarbeiterinnen des Werksarztzentrums sofort mit dem Durchimpfen der Belegschaft beginnen können, wenn Impfstoff zur Verfügung steht.“
Stadt und HSW
Bis dahin muss nun auch die Stadt Meschede Selbsttests für die Mitarbeiter anschaffen. Bisher wurde dort nicht getestet. Hochsauerlandwasser sei da schon weiter, erklärt Jörg Fröhling, der Pressesprecher für beide Stellen ist. Er gibt allerdings zu bedenken, dass die Lieferzeiten für Selbsttests zurzeit bei bis zu sechs Wochen liege.
Bürgertests beim HSK
Seit dem vergangenen Wochenenden sind zudem die so genannten Bürgertests in ihrer Wertigkeit noch mal gestiegen. Solche Tests, die von geschulten Mitarbeitern als Abstrich sowohl im Rachen als auch in der Nase gemacht werden können, bieten neben den bekannten Teststellen von DRK und Apotheken auch die Pflegeeinrichtungen für ihre Mitarbeiter an. Jeder Betrieb kann zur zertifizierten Teststelle werden. Wie der HSK, der seinen Mitarbeitern seit Ostern so einmal pro Woche einen Test in den drei Kreishäusern ermöglicht.
„Dafür muss man sich allerdings beim Land registrieren lassen und braucht eine ärztliche und eine praktische Einweisung“, erklärt Kreis-Rotkreuzleiter Carsten Kersenbrock. Er hat eine solche praktische Einweisung bereits für das Fraunhofer-Institut in Grafschaft gemacht. Weitere Firmen haben ihr Interesse bekundet. Der Vorteil: Eine solche Stelle kann dann auch für ihre Mitarbeiter Bescheinigungen ausstellen, mit denen diese beispielsweise in Geschäfte gehen können.
HINTERGRUND
Insgesamt gibt es im HSK aktuell 98 akkreditierte Teststellen. Das sind bisher vor allem Arztpraxen, Apotheken und das DRK.
Vom 15. März bis zum 12. April sind 61.546 Bürgertests im HSK durchgeführt worden. Davon waren 307 positiv.
Das DRK bietet nach Auskunft von Kreisrotkreuzleiter Carsten Kersenbrock im HSK mit rund einem Drittel der Bürgertests die meisten Termine an. Die Spitzenzahl habe man mit rund 1200 Test am Tag kurz vor Ostern erreicht. In der Regel würden 700 bis 800 Tests am Tag gemacht. Dabei wird das DRK von Bundeswehrsoldaten aus Cuxhaven unterstützt.