Bestwig. Kritik am Bestwiger Gastgarten wird aus der Werbegemeinschaft laut - auch daran, dass dabei für eine Konkurrenzveranstaltung geworben wird.

Der Bestwiger Gastgarten hat ein Problem. Das hat Olaf Badelt als Vorsitzender der Werbegemeinschaft jetzt deutlich gemacht. Die Besucherzahlen seien seit Jahren rückläufig - und das bei steigenden Kosten. „Wir geben bedeutend mehr aus, als wir einnehmen“, betonte Badelt bei der jüngsten Versammlung der Werbegemeinschaft. Er selbst habe bei der Gemeinde angeregt, über eine Alternative nachzudenken. Das allerdings sei nicht gewünscht. „Der Gastgarten soll so bleiben wie er ist, also werden wir ihn weiterhin so durchführen wie bisher“, gab Badelt die Linie vor.

Auf Kosten sitzen geblieben

Zuletzt war die Werbegemeinschaft unter anderem auf den Kosten von 1000 Euro für eine historische Kirmes sitzen geblieben, die während des Gastgartens 2018 auf Initiative von Badelt stattgefunden hatte. „Dafür erkläre ich mich verantwortlich“, sagt Badelt. Er habe versucht, das Gastgarten-Konzept mit der Kirmes auf dem Bahnhofsvorplatz aufzuwerten. „Das hat, wie man gesehen hat, nicht funktioniert“, musste er gestehen und sprach von einem Reinfall.

Olaf Badelt, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Bestwig: Mit dem Ablauf des Gastgartens ist er nicht glücklich.
Olaf Badelt, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Bestwig: Mit dem Ablauf des Gastgartens ist er nicht glücklich. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Es seien keine 50 Besucher dagewesen, so Badelts ernüchterndes Resümee. Weil er jemand sei, der merke, wenn etwas nicht auf Interesse stoße, werde es also keine Kirmes beim Gastgarten mehr geben - auch, wenn es letztlich ein schönes und buntes Bild auf dem Vorplatz des Bahnhofs gewesen sei. Ähnliche Konsequenzen würde sich der Vorsitzende der Werbegemeinschaft auch für den Gastgarten selbst wünschen: „Wenn der Bestwiger Bürger den Gastgarten nicht will, muss man ihm diese Veranstaltung nicht aufzwingen und sollte einfach mal etwas Neues versuchen“, so Badelt angesichts der sinkenden Besucherzahlen.

Werbung für Hüstener Kirmes

Aus Sicht von Josef Klauke (Möbelmarkt Bestwig) dürfe man sich im Rathaus nicht über mangelnde Besucherzahlen wundern. Seit drei Jahren stehe während des Gastgartens ein großes Werbeschild für die Hüstener Kirmes auf dem Schützenplatz. Das möge in den Vorjahren nicht ganz so schlimm gewesen sein. Im vergangenen Jahr aber fand eben jene Kirmes am gleichen Wochenende statt, wie der Gastgarten. „Sind wir eigentlich wahnsinnig?“, fragte Klauke rhetorisch. „Da machen wir während unseres eigenen Festes Werbung für eine Konkurrenzveranstaltung, zu der 300.000 Menschen kommen.“ Zumal der Termin ohnehin unglücklich gewesen sei, weil es ganz nebenbei im Umkreis vier weitere verkaufsoffene Sonntage gegeben hätte. Das Aufstellen des Schildes sei dabei dann noch die absolute Krönung gewesen.

Ändern wird sich das in diesem Jahr allerdings offenbar nicht. Wie Gemeindesprecher Jörg Fröhling auf Nachfrage mitteilte, werde in der Gemeinde Bestwig Werbung für überregional bedeutende Veranstaltungen wie die Hüstener Kirmes geduldet. Das Werbeplakat, das jedes Jahr auf dem Grünstreifen der Schützenhalle platziert wird, werde jedes Jahr neu beantragt und auch genehmigt – zumal es keinen rechtlichen Grund gebe, eine solche Genehmigung zu versagen.

>>>HINTERGRUND<<<

Der Bestwiger Gastgarten, veranstaltet von der Werbegemeinschaft Bestwig, in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bestwig, gehört zu den Höhepunkten des örtlichen Veranstaltungskalenders.

Seit 1997 bekommen die Gäste am ersten Septemberwochenende ein Programm präsentiert, mit Biergartenatmosphäre, kulinarischen Angeboten, Musik, Kinderanimation und verkaufsoffenem Sonntag.

Im Jahr 2007 war den Veranstaltern mit der Verpflichtung von Helene Fischer der ganz große Coup gelungen. Damals war Fischer noch ein aufstrebendes Schlagersternchen, das für seinen 45-minütigen Auftritt vor 850 Besuchern im Schatten des Rathauses gerade einmal 3500 Euro an Gage haben wollte.

Unmittelbar danach begann der steile Aufstieg. Nur vier Monate später wurde Helene Fischer mit der „Krone der Volksmusik“ in der Kategorie „Erfolgreichste Sängerin des Jahres“ ausgezeichnet.