Dorlar. Gastwirt Kosta Mavrikos starb plötzlich im Urlaub. Die große Anteilnahme ist ein Grund, warum seine Frau das Restaurant weiterführen will.
Wenn Andrea Mavrikos in ihr Restaurant kommt, dann macht sie als erstes das Radio an. „Es ist zu still hier“, sagt sie nachdenklich. „Kosta hat immer gesungen oder gepfiffen.“ Dann muss sie lächeln. „Als Sänger hätte er keine Karriere machen können.“ Als Gastwirt schon.
Vor sieben Wochen war Kosta Mavrikos mit 52 Jahren plötzlich im Urlaub auf Zakynthos gestorben. Über Facebook und unsere Zeitung verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. Die Familie erreichte eine Welle der Anteilnahme. Ein Grund, warum Andrea Mavrikos jetzt auch offiziell bekannt geben will: Es geht Anfang November weiter mit dem Restaurant „Der Grieche“ in Dorlar. Und gleichzeitig tritt sie Gerüchten entgegen. „Ich mache es allein. Es gibt keinen geheimnisvollen Investor und auch keinen anderen Chef.“ Das Gerede hat sie verletzt, war aber die einzige unangenehme Reaktion.
Kistenweise Post bekommen
„Kistenweise habe ich liebe Post bekommen“, erzählt sie. Von Menschen, die sie gar nicht kannte. „Briefe und Karten von Gästen. Mir war gar nicht klar, wie groß unser Einzugsbereich ist.“ Es kam Post von Sauerländern aus Bad Berleburg, aus Lennestadt, Meschede und Eslohe, aus Schmallenberg sowieso. Dazu schrieben ihr Urlaubsgäste aus Belgien, den Niederländern, aus dem Ruhrgebiet. „Viele freundliche Briefe, manche drei Seiten lang von Menschen, deren Name ich nicht kannte. Das hat mich überwältigt.“ Diese Anteilnahme und Unterstützung ist ein Grund, warum Andrea Mavrikos weitermachen will.
Ein zweiter ist ihr Team. Sechs Aushilfen und zwei fest angestellte Kräfte hat sie, die ihr alle versichert haben: Wir schaffen das zusammen. „Wir sind ein gutes Team, aber so viel arbeiten wie Kosta, das können wir nicht“, sagt sie. Dafür braucht die 49-Jährige weitere Unterstützung: einen Pizzabäcker und eine Servicekraft in Vollzeit, die sucht sie jetzt.
Suche nach Personal bleibt ein Problem
Die gelernte Hotelkauffrau traut sich zu, die Küche zu leiten, „wir haben das ja schließlich alles zusammen entwickelt. Aber beides geht eben nicht. Ich kann mich ja nicht teilen.“ Ihr ist klar, dass es schwierig ist, gute Kräfte zu finden. „Wir hatten einen griechischen Koch, der bekam Heimweh und einen sehr fleißigen Spüler, aber der musste ausreisen, zurück nach Bangladesch“, bedauert sie.
Das Restaurant wird einen zweiten Ruhetag pro Woche brauchen. Denn schließlich ist die Gastronomin auch alleinerziehende Mutter von zwei Jungs, 15 und 12 Jahre alt. Ihnen war es auch wichtig, dass es hier weitergeht. „Der Große hat immer gern im Restaurant geholfen.“ Er beendet im kommenden Jahr die Realschule und hat sich schon entschieden: Er wird in die Fußstapfen seines Vaters treten und eine Kochausbildung machen.
„Kochen war Kostas Leidenschaft“, erzählt Andrea Mavrikos. „Er hat jede Kochshow geguckt, und auch sonst war er es, der immer wieder neue Ideen ins Geschäft einbrachte, egal ob es um einen speziellen Nachtisch, eine neue Maschine oder den Ablauf ging.“ Ein Gastronom mit Leib und Seele.
Aufgeben ist keine Option
Im nächsten Jahr feiert das Restaurant sein 25-jähriges Bestehen. Noch ein Grund für Andrea Mavrikos weiterzumachen. „Es steckt unser ganzes Herzblut darin. Wir haben es vom Imbiss zum gut gehenden Restaurant aufgebaut.“ Und: „Aufgeben ist für mich keine Option“, sagt die zierliche blonde Frau, „war es nie.“
>>>HINTERGRUND
Weiterhin kämpft Andrea Mavrikos mit den griechischen Behörden (wir berichteten). Zurzeit wartet sie auf die Sterbeurkunde. „Solange kann ich hier nichts machen, habe nicht mal Zugriff auf die Konten.“
Zuletzt hat sie einen Onkel ihres Mannes mit allen Papieren noch mal zum Konsulat nach Athen geschickt.
Doch selbst wenn die Sterbeurkunde endlich kommt, muss sie diese hier erstmal übersetzen lassen. Denn das EU-Mitgliedsland Griechenland fertigt noch keine internationale Sterbeurkunde aus.