Meschede. Johannes Schrage hat 15 Jahre in Aachen gelebt. Seit Oktober 2019 ist er zurück in Meschede. Er erzählt, warum und was er hier vermisst.
Nach 15 Jahren in Aachen ist Johannes Schrage mit seiner Frau Carina nach Meschede zurückgekehrt. Sein wichtigster Grund ist erst 22 Monate alt: Klara. „Unsere Tochter sollte so wie wir im ländlichen Umfeld aufwachsen.“ Die Nähe zu den Großeltern auf dem Ensthof und in Antfeld war ein weiteres wichtiges Argument.
Der Wegzug
Nach dem Abitur 2004 am Gymnasium der Benediktiner und dem Zivildienst im Mescheder Krankenhaus zog Johannes Schrage zum Maschinenbaustudium nach Aachen. „Mein Vater kommt aus der Gegend und ich wollte zwar weg, aber auf keinen Fall in eine unüberschaubare große Stadt“, erklärt der 35-Jährige. Er hat es nicht bereut. Zwischendurch war er für ein Jahr in Peking. „Das war faszinierend, aber für mich auf Dauer zu groß und zu unübersichtlich. Der Campus ist eine eigene Welt.“
Bei Reisen durchs Land erlebte er zwar auch andere Seiten Chinas, aber er war doch froh, als er zurück in Aachen war. Dort fand er nach seinem Abschluss 2011 auch die erste Anstellung am Fraunhofer-Institut für Lasertechnik. „Im Grunde bin ich damals am Lehrstuhl geblieben“, berichtet Johannes Schrage, „und habe zum 3D-Druck geforscht.“
Die Idee zur Rückkehr
Im September 2018 wurden Johannes und Carina Schrage Eltern. „da haben wir angefangen, darüber nachzudenken, wie schön es wäre, die Großeltern in der Nähe zu haben.“ 2015 hatte das Paar auf dem Ensthof, Johannes Elternhaus, geheiratet. „Ich war regelmäßig an den Wochenenden oder in den Semesterferien zu Hause“, erzählt der junge Vater. Gleichzeitig fühlten sich die Sauerländer in Aachen sehr wohl. „Die Stadt ist überschaubar, sie liegt nah an Holland und Belgien, hat als Studenten- und Fahrradstadt ein besonderes Flair.“ Doch sie erlebten, wie auch gute Freunde ins Sauerland zurückkehrten. „Als unser Entschluss feststand, haben wir uns mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedet.“
Die Rückkehr
Doch ganz so einfach, wie sich Johannes Schrage die Rückkehr vorgestellt hatte, war sie dann doch nicht. „Als Maschinenbau-Ingenieur mit Schwerpunkt im 3D-Druck war ich schon sehr spezialisiert.“ Sein neuer Job als zukünftiger Patentanwalt in der Patentanwaltskanzlei Habermann IP bietet ihm die Möglichkeit, mit den neuesten Entwicklungen aus den unterschiedlichsten technischen Bereichen in Berührung zu kommen. Auch der Kontakt mit sauerländischen Unternehmern und Erfindern ist dadurch möglich, was ihm sehr gefällt. Dafür drückt der Maschinenbauer jetzt noch mal die Schulbank, er absolviert ein nebenberufliches Fernstudium im Bereich des Patentrechts, das über zwei bis drei Jahre läuft und durch ein Praktikum am Bundespatentgericht im München ergänzt wird. Auch eine Wohnung zu finden, war für die Schrages nicht so einfach. „Ich hatte mir das ehrlich gesagt leichter vorgestellt“, gibt der Familienvater zu.
Die Vor- und die Nachteile
Seit Oktober 2019 ist die Familie angekommen. „Es ist schon praktisch, dass die aktuelle Wohnung und die Arbeitsstelle so nah beieinander liegen. Ich fahre mit dem Rad zur Arbeit, nehmen wir das Auto, gibt es keine Parkplatzprobleme.“ Auch einen Kitaplatz haben sie schnell für Klara gefunden. Die Suche sei hier persönlicher als in Aachen. „In Aachen muss man sich über ein Internetportal um einen Platz in den Kindertagesstätten bewerben.“
Die Tipps
Aus seinen Erfahrungen rät Johannes Schrage Rückkehrwilligen: „Kümmert euch frühzeitig um eine Wohnung! Vernetzt euch, meldet euch beim „Heimvorteil HSK“ an!“
Und wenn man mal nach Aachen kommt - was sollte man da gesehen haben? „Den Dom“, sagt Johannes Schrage, „und die Altstadt“. Außerhalb von Corona-Zeiten sei auch das Pferdeportturnier CHIO im Mai/Juni attraktiv. „Und man sollte auf jeden Fall Aachener Printen probieren“, sagt er.
Kurz und Knapp
1. Ich vermisse hier?
Die Nähe zu Belgien und Holland und die leckere Joppie-Fritten-Soße.
2. Mein Lieblingsort im Sauerland?
Der Ensthof in Meschede.
3. Mein Lieblingsort in der Stadt, die ich verlassen habe?Ein sonniges Plätzchen in einem Café auf dem Aachener Marktplatz.
4. Der wichtigste Grund für meine Rückkehr?
Unsere Tochter Klara, die im ländlichen Umfeld aufwachsen soll.