Meschede. Zwei Mescheder Wirte möchten die 2G-Regelung einführen. Doch dahingehend gibt es Missverständnisse. Was nun in NRW erlaubt ist.
Gesundheitsminister Jens Spahn hat bereits ein bundesweites „2G-Optionsmodell“ vorgeschlagen, bei dem Gastwirte und Veranstalter den Zutritt auf Geimpfte und Genesene beschränken können und dann auch Lockerungen der Corona-Regeln in Kraft treten: Masken- und Sitzplatzpflicht würden dann entfallen.
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Ministerium: Keine Lockerungen bei 2G
In Meschede wollen Marvin Bohmeier vom Bibulus André Wiese (Postkeller) genau das erreichen - sie hatten den Schritt schon angekündigt. Eine Stellungnahme des MAGS NRW (Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales) stellt diesen Plan nun aber in Frage. Sprecher Achim Hermes erklärt auf Nachfrage dieser Zeitung, dass zwar jeder die 2G-Regel einführen kann, anders als in Hamburg aber nicht automatisch Lockerungen damit einhergehen. Bohmeier und Wiese hatten sich vor der Veröffentlichung ihrer Pläne mit dem Mescheder Ordnungsamt abgestimmt und daraufhin die Öffnung unter 2G mit Wegfall von Masken- und Sitzplatzpflicht angekündet.
Stellvertretend für das Mescheder Ordnungsamt bestätigt Stadtsprecher Jörg Fröhling zwar, dass man sich mit den Wirten darüber ausgetauscht habe, dass diese die 2G-Beschränkung auf Grundlage einer privatrechtlichen Entscheidung (nach BGB) einführen dürfen, erklärt aber weiterhin, es gelte noch immer die Corona-Schutzverordnung des Landes, in der u.a. auch die Maskenpflicht ab Sitzplatz festgehalten ist. Das war bei Marvin Bohmeier und André Wiese vorab anders angekommen.
Wir haben einige Mescheder Kneipenwirte vorab dazu befragt, ob sie die 2G-Regel unter der Voraussetzung, dass diese Erleichterungen der Corona-Maßen mit sich bringt, einführen wollen.
Bibulus & Postkeller: 2G
„Marvin und ich haben das gemeinsam beschlossen und wollten die 2G-Regel ab diesem Wochenende im Bibulus sowie im Postkeller einführen“, bestätigt Gastronom André Wiese auf Nachfrage dieser Zeitung. Man wolle nicht mehr nur Kontrolleur sein, sondern endlich wieder Wirt, betonen Bohmeier und Wiese gleichermaßen. In den beiden Kneipen würden gerade zu später Stunde die meisten Gäste vergessen, dass sie sich an die Maskenpflicht beim Verlassen des Tisches und an einen festen Sitzplatz halten müssen. „Gerade nach den Open-Air-Veranstaltungen freitags kommen die Gäste ja durchaus schon etwas angeheitert zu uns und dann lässt es sich einfach nicht mehr kontrollieren“, berichtet André Wiese.
Marvin Bohmeier hatte bereits am Mittwoch, 22. September in einem Statement erklärt, dass mit „steigender Geselligkeit“ die Corona-Regeln oft vergessen würden und er kein richtiger Gastgeber sein konnte, wie er es gerne wäre. Dass die beiden damit durchaus eine kontrovers diskutierte Entscheidung getroffen haben, sei ihnen bewusst, doch letztlich stehe man voll dahinter: „Das ist unsere Meinung und wir wünschen uns, das diese so akzeptiert wird, wie wir auch jeden akzeptieren, der sich gegen eine Impfung entscheidet“, so Wiese.
Café und Bar Brazil: 3G
Dass sich die Gastro-Kollegen die 2G-Regelung wünschen, kann Brazil-Inhaber Dennis Kramer durchaus verstehen, sagt er, „Man weiß ja wie es nachts im Bibulus ist und da kann ich Marvins Einstellung dazu tatsächlich nachvollziehen.“ Für das Brazil sieht er die 2G-Regelung aber vorerst nicht als zwingend notwendig an. Abgesehen davon, dass die große, mit Zelten überdachte Terrasse ganz andere Möglichkeiten biete als eine Kneipe ohne oder mit kleinem Außenbereich, sei die Anzahl derer, die in den letzten Wochen mit einem Test ins Brazil gekommen sind, verschwindend gering: „Grob geschätzt sind das vielleicht 2 von 100 Gästen, der Rest ist geimpft oder genesen. Und nur mit einem hatten wir seit Einführung der 3G-Regel in Innenräumen etwas Theater. Es ist also überschaubar und noch leicht zu kontrollieren für uns“, ordnet Dennis Kramer die Situation für das Brazil ein. Sollte man sich unter den Mescheder Wirten aber einheitlich dazu entschließen, mit der 2G-Regel zu arbeiten, wäre er dabei. „Wir warten jetzt erst einmal ab, was in den nächsten Wochen von der Politik entschieden wird. Erst einmal bleibt es bei uns aber bei 3G.“
Kotthoffs Theo: 3G
Ganz ähnlich will auch Anna Kotthoff es im „Kotthoffs Theo“ halten. Die Erfahrung der letzten Monate zeige zwar, dass ohnehin 99 Prozent ihrer Gäste geimpft oder genesen seien, vorerst möchte sie den Zugang zur Kneipe aber nicht auf die 2G beschränken. „Ich werde mich an den nächsten Wochenenden umhören, was die Gäste dazu sagen. Wenn da zum Beispiel ein Stammtisch wäre, bei dem dann einer nicht mehr kommen könnte, ist das natürlich auch schwierig“, sagt die Wirtin, die ohnehin in den kommenden Wochen mit neuen Entscheidungen, die 2G-Regel betreffend, aus der Politik rechnet. „Unsere Gäste haben das Aufstehen nur mit Maske und die Sitzplatzpflicht sowieso verinnerlicht und es läuft dahingehend fast immer reibungslos. Bei uns bleibt erst mal alles, wie es ist.“ Sollte 2G bald ohnehin bundesweit eingeführt werden, käme es jetzt auf eine Woche früher oder später für sie persönlich nicht an.
Tröte: 3G
Und auch in der Tröte wird sich zeitnah nichts verändern. Inhaberin Mona rechnet zwar damit, dass 2G kommen wird, aktuell sieht sie aber noch keinen Handlungsbedarf: „Vor allem de jüngeren Gäste, die in letzter Zeit verstärkt hier sind, haben doch schon mal eine Testbescheinigung dabei. Das funktioniert auch alles super“, berichtet sie. Doch auch in der Tröte bestehe der Großteil der Gäste ohnehin schon aus Geimpften und Genesenen Personen.
Kneipennacht: 3G oder 2G?
Mit Blick auf die Mescheder Kneipennacht, die am 23. Oktober, ab 18.30 Uhr stattfindet, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar, inwiefern sich der Vorstoß von Bibulus und Postkeller sich auf die Zugangsbeschränkungen des gesamten Abends auswirkt. Dazu beraten Stadtmarketing und Wirte aktuell noch.
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