Eslohe/Niedersalwey. Seit 75 Jahren hübscht Friseur Schulte in der Gemeinde Eslohe seine Kunden auf. Und dabei geht es keineswegs immer nur um Haare.
Zwei Salons und eine lange Geschichte: Seit 75 Jahren hübscht Friseur Schulte in der Gemeinde Eslohe seine Kundinnen und Kunden auf. Inzwischen mischt die dritte Generation im Betrieb mit. Ebenso wie Vater Jürgen ist auch der 24-jährige Sascha Schulte Friseur aus Leidenschaft. Ein Friseur mit Abi in der Tasche.
Denn: Nach dem erfolgreichen Abschluss an der Realschule in Eslohe wechselte er zunächst zum Gymnasium der Benediktiner in Meschede, um ein bisschen Zeit zu gewinnen. „Es war für mich damals einfach noch zu früh, mich für einen Beruf zu entscheiden“, sagt der 24-Jährige.
Allzu lange dauerte es bis zu einer Entscheidung dann aber doch nicht: Bereits weit vor seiner Abiturprüfung stand für ihn fest: Ich werde Friseur. Einige seiner Lehrer nahmen Sascha Schultes Berufswunsch mit Verwunderung zur Kenntnis, sprachen von einem „verschenkten Abi“.
Der 24-Jährige sieht das völlig anders: „Das Lernen fürs Abitur hat mir ja auf jeden Fall etwas fürs Leben gebracht“, sagt er. Und Abi hin oder her - letztlich komme es ja darauf an, dass man in seinem Job glücklich ist. Und das ist Sascha Schulte - ebenso wie sein Vater Jürgen.
Dessen Vater Ferdinand war es, der sich im Jahr 1946 mit dem ersten Salon in Niedersalwey selbstständig machte. Nach seiner Lehrzeit von 1933 bis 1937 in Attendorn hatte er zunächst zum Wehrdienst und dann in den Krieg gemusst. Nach seiner Heimkehr arbeitete er dann als Geselle und legte schließlich die Meisterprüfung ab - der Grundstein für die Selbstständigkeit. Nach der Hochzeit mit seiner Frau Ursula arbeitete auch sie im Salon mit.
Entschluss ist gereift
Es war das Jahr 1964 als Sohn Jürgen auf die Welt kam. „Ich bin quasi mit dem Salon groß geworden“, sagt der heute 56-Jährige. „Weil meine Eltern mich ja nicht oben in der Wohnung allein lassen konnten, war ich viel unten im Geschäft“, erinnert er sich.
Und dabei reifte schließlich der Entschluss, in die Fußstapfen der Eltern zu treten: 1979 Friseur-Ausbildung im Friseursalon Manfred Schulte in Finnentrop, 1982 Gesellenprüfung und ab 1983 angestellt im Friseursalon Rokko in Attendorn. 1986 folgte der Wechsel in den Friseursalon Neise in Arnsberg, die Meisterprüfung und schließlich zum Ende des Jahres der Wechsel in den elterlichen Betrieb, den Vater Ferdinand im Juni 1988 an ihn übergab. Und wie es sich in einer leidenschaftlichen Friseurfamilie gehört, stieg auch Ehefrau Petra nach der Hochzeit 1990 ins Geschäft ein. Sie arbeitet bis heute zeitweise im Salon mit.
Bereits seit 2002 sind die Schulten mit einem weiteren Salon auch im Kernort Eslohe vertreten - zunächst an der Hauptstraße 41 (heute das Kosmetikstudio Hautnah) und seit 2006 schließlich an der Hauptstraße 80. Eine lange Geschichte also, auf die der Betrieb in diesem Jahr zurückblickt. Ob sich in all den Jahren viel verändert hat? Jürgen Schulte muss lächeln: „Also ein Fassonschnitt ist immer noch ein Fassonschnitt und ein Rundschnitt immer noch ein Rundschnitt“, sagt er, lacht und ergänzt: An der Arbeit selbst habe sich grundsätzlich nicht viel geändert.
Farbe damals und heute
Selbstverständlich aber habe es zum Beispiel deutliche Entwicklungen bei den friseurspezifischen Produkten insbesondere von Goldwell gegeben. Umweltfreundlicher, hautverträglicher und biologisch abbaubar, nennt Schulte als Schlagworte. Und lebhafter. „Damals wurde Farbe nur eingesetzt, um den grauen Ansatz wegzufärben“, sagt der Friseurmeister. Heute hingegen werden mit typgerechten Farben modische Akzenten gesetzt.
Warum die Schulten ihren Beruf so lieben, hat viele Gründe. In erster Linie sind es aber die persönlichen Kontakte. „Der Schreiner arbeitet mit Holz, der Maurer mit Steinen und wir mit Menschen zusammen. Sie stehen bei allem was wir handwerklich tun, ganz oben“, sagt Jürgen Schulte und zählt gemeinsam mit Sohn Sascha, der vor zwei Jahren ein Volontariat bei Kao Salon Division Düsseldorf und vor einem Jahr ebenfalls seinen Meister gemacht hat, auf: „Als Friseur bist du nicht nur Hair-Stylist, sondern auch Zuhörer und oft Lebensberater“. Diese Abwechslung sei es, die den Beruf ausmache. Was bei den Schulten und ihrem traditionsreichen Betrieb hinzukommt: „Viele Kunden begleiten mich schon mein ganzes Leben. Wir sind quasi wie eine große Familie“, sagt Jürgen Schulte.
Wohl auch deshalb - weil man sich eben nach all den Jahren sehr gut kennt - gibt es auch in diesen Tagen viele andere Gesprächsthemen als Corona. „Und das ist auch gut so“, sagt Jürgen Schulte. Schließlich reiche es schon, dass man in Zeiten wie diesen nicht wie gewohnt zu Anlässen wie dem 75-jährigem Betriebsjubiläum einladen könne und sie feiern dürfe. Aber vielleicht ergebe sich hier ja in Zukunft eine Möglichkeit. Erste Ideen wären vorhanden: Sohn Sascha könnte dabei mit seiner Band „Riff Tease“ für die Musik sorgen.
Die Zukunft
Denn der 24-Jährige hat nicht nur Talent im Umgang mit Schere und Kunden, sondern auch im Umgang mit der Gitarre. Und überhaupt bringt er mit seinen jungen Jahren frischen Wind in den Salon - holt sich Input in den Sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram. Auch das gehört heutzutage mit dazu. Ganz anders als vor 75 Jahren. Und wahrscheinlich ist auch: Sascha Schulte, wird den elterlichen Betrieb übernehmen - irgendwann innerhalb der nächsten 75 Jahre.
- Die Zeit des Lockdowns haben die Schulten unter anderem genutzt, um dem Salon in Niedersalwey einen neuen Anstrich zu verpassen.
- Außerdem gab es zahlreiche Online-Seminare, an denen sie und ihre Angestellten während des Lockdowns teilgenommen haben, um sich weiterzubilden.
- In den vergangenen 75 Jahren sind in den Salons der Familie Schulte insgesamt rund 20 Lehrlinge erfolgreich ausgebildet worden.
- Zurzeit haben alle Beschäftigten einen Meistertitel.
- Bereits 1962 erfolgte die erste Vergrößerung des Betriebes.