Schmallenberg. Am Albrechtsplatz, zwischen Winterberg und Schmallenberg, wurden wieder Wisente gesichtet. Werden sie zutraulicher?
Die Wisent-Herde streift weiterhin durch die Schmallenberger Wälder. Ab und zu kann man sie auch vom Straßenrand oder den Wanderwegen aus sichten. Zuletzt war es wieder zu einem Unfall mit einem Tier und einer Autofahrerin auf der B 480 zwischen Bad Berleburg und Albrechtsplatz gekommen. Das Tier war gegen 0.40 Uhr in der Nacht vom Donnerstag, 28 April, vor den Multivan der Frau getreten. Das Fahrzeug wurde erheblich beschädigt, die Fahrerin verletzte sich nicht und auch das Tier verschwand, nachdem es erst einige Zeit des liegengeblieben war, so die Polizei damals.
WP-Mitarbeiterin Rita Maurer sah die Tiere einige Tage später erneut kurz hinter dem Albrechtsplatz an der B236. Ihr Foto zeigt, wie nah sie an der Fahrbahn standen. Werden die Wisente also nicht wilder und herrenloser, sondern zutraulicher? Nähern sie sich weiter den Straßen und eventuell auch Dörfern? Wie reagieren in diesem Fall Stadt Schmallenberg und Polizei?
Bei Sichtung langsamer fahren
Volker Stracke, Pressesprecher der Kreispolizei, erklärt, dass es im Zeitraum vom 1. Oktober 2021 bis zum 2. Mai dieses Jahres keine polizeilichen Einsätze im Kreis in Bezug auf Wisente gab. „In den vorangegangenen Jahren ist es mehrmals vorgekommen, dass sich besonders in der Winterzeit Wisente im Bereich der Gemeindestraße Höhe Grafschaft-Almert und im Bereich B236/B489 (Albrechtsplatz) aufgehalten haben.“
Falls man Wisente an Straßen sichte, „sollten Fahrzeugführer langsam fahren und jederzeit damit rechnen, dass die Tiere auf die Fahrbahn treten können.“ Auf den Straßen außerhalb der Ortschaften sollte man aber gerade in den Zeiten des Wildwechsels (Sonnenaufgang und Dämmerung) immer mit plötzlichem Auftreten von Wildtieren rechnen.
Polizei für Gefahrenabwehr zuständig
Stracke denkt bei möglichen Unfällen nicht nur an Wisente und auch andere Wildtiere, sondern auch an Kühe oder Pferde, die im Sauerland aus den umzäunten Weiden ausbrechen und auf die Straße laufen können. Eine erhöhte Bremsbereitschaft sei also empfehlenswert, wenn man entlang von Weiden oder durch Wälder fahre. Aber: „Eine allgemeine Warnung explizit vor Wisenten spricht die Polizei nicht aus.“
Doch wie würde die Polizei reagieren, wenn die Tiere zutraulicher würden und erneut in Wohngebiete kämen? Letzteres war in der Vergangenheit auch schon passiert: 2019 verlief sich ein Wisent auf einen Schmallenberger Spielplatz. „Die Polizei ist unter anderem für die Gefahrenabwehr zuständig, insbesondere wenn die Gefahr akut auftritt und andere, zuständige Behörden nicht zeitgerecht handeln können“, so Volker Straße. Wenn sich Wisente also nah an Wohngebieten aufhielten oder sich in Ortschaften befänden, prüfe die Polizei geeignete Maßnahmen der Gefahrenabwehr. „Wenn Maßnahmen getroffen werden, sind diese abhängig vom Grad der Gefahr.“ Bis jetzt habe es aber noch keine Einsätze bezüglich von Wisenten an oder in Ortschaften für die Polizei gegeben. Ausnahme: Kurzfristige Straßensperrungen auf der Gemeindestraße Grafschaft - Almert, als sich vor einigen Jahren mehrere Tiere der Wisentherde zu nah an der Straße befanden und die Herde die Straße mehrmals überquerte.
Bürgermeister Burkhard König spricht das Tierwohl an
Bürgermeister Burkhard König erinnert der Unfall mit dem Wisent im April „an die Gefahr, die von diesen massiven Tieren für den Straßenverkehr ausgehen. Es macht schon einen Unterschied, ob es zu einem Unfall mit Reh oder Hase kommt oder eben mit einem Wisent.“ Er zeigt sich erleichtert, dass die Fahrerin offenbar nicht zu Schaden gekommen ist.
>>> Lesen Sie auch: Aus für Wisent-Zaun zwischen Schmallenberg und Bad Berleburg <<<
Dennoch unterstreicht er: „Ich will aber auch das Tierwohl ansprechen - in aller Regel wird bei einem Zusammenstoß auch das Tier einen Schaden und damit Schmerz und Leid davontragen. Auch das muss vermieden werden.“
Es habe die Erwartung gegeben, dass die Tiere mit der Auswilderung nach und nach ihre Zutraulichkeit verlieren würden: „Sie fliehen, wenn sich beispielsweise Menschen zu dicht nähern. Stellt sich dieses natürliche Verhalten nicht oder nur bedingt ein, steigt die Gefahr, dass es zu einem Zusammenstoß zwischen Mensch und Wisent kommt; sei es, weil sich Menschen unbedacht den Tieren nähern, Haustiere mitgeführt werden, die Tiere ihre Kälber beschützen wollen oder warum auch immer.“