Meschede. Am Stadtrand von Meschede wird neues Bauland entstehen. Dagegen hat es massive Proteste gegeben. Kommunalpolitiker fällen ihre Entscheidung.
Der Krankenhausberg Sündelt wird weiter bebaut. Dort sollen künftig auch ganz oben, jenseits der jetzigen Bebauung, noch neue Wohnhäuser entstehen können. Das hat der Ausschuss für Stadtentwicklung beschlossen. Er wies in seiner Abwägung massive Bedenken von Anliegern am Krankenhausberg und aus einer Online-Petition zurück, die den Erhalt des Waldes auf der Bergkuppe forderte.
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Am Ende gab es sogar einen einstimmigen Beschluss, das Bauleitverfahren fortzusetzen – zur allgemeinen Verblüffung, nachdem sich eigentlich SPD, UWG und Grüne noch vor der Abstimmung dagegen positioniert hatten: Man habe falsch verstanden, was in dem Moment zur Abstimmung gestanden habe, hieß es danach eilig zur Erklärung. Für die Sitzung des Stadtrates am Donnerstag, der formal das letzte Wort in der Sache hat, kündigten die drei Fraktionen an, dann dort dagegen zu stimmen – ändern wird das aber nichts, weil die CDU-Mehrheit, im Aussschuss unterstützt von der FDP, für das neue Bauland ist.
Pläne wurden noch einmal angepasst und verändert
Die Sitzung der Politiker wurde wieder von Anliegern auf den Zuschauerplätzen verfolgt. Bei dem Vorhaben gab es im Vorfeld die umfangreichste Bürgerbeteiligung der vergangenen 20 Jahre. Dabei, so Fachbereichsleiter Klaus Wahle, wurden auch die Pläne angepasst: Statt vier wird es nur drei Bauzeilen geben, ein Rückhaltebecken entsteht, die Zufahrt zu den neuen Häusern wird auf Wunsch verlegt, der so genannte „Sirenenweg“ (ein beliebter Spazierweg) am Ende der jetzigen Bebauung bleibt unangetastet, direkt gegenüber vom Schederweg (unterhalb des ehemaligen Abenteuerspielplatzes) wird als eine der Ausgleichsmaßnahmen für das Abholzen ein neuer 1,4 Hektar großer Laubwald entstehen.
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Wahle machte allerdings klar: Man könne nur entscheiden, wie die Fläche genutzt werden könne, ob dort Bauland entstehen soll oder nicht. Die Stadt könne dem Eigentümer aber nicht vorschreiben, was mit dem Wald geschehe – der Eigentümer könnte dort zum Beispiel auch wieder schnell wachsende Fichten anbauen, wenn er das wolle.
Fachbereichsleiter Wahle erinnerte auch daran, dass es vor dem Orkan „Kyrill“ Probleme mit den Bäumen gegeben habe, weil sie die Häuser der Anlieger verschatteten und zu brechen drohten – das sei damals von ihnen auch beklagt worden: „Durch Kyrill ist diese ganze Diskussion verstummt“, neue Bäume siedelten sich an. In öffentlichem Besitz seien nur der „Sirenenweg“ und ein Weg am dortigen Hochbehälter – alles andere ist in Privatbesitz: „Es ist ein bisschen anmaßend, wenn man sagt, dass ist mein Spielplatz, aber die Fläche gehört tatsächlich jemand anders.“
CDU: „Höchste Eisenbahn für neues Bauland“
Marcel Spork (CDU) sagte: „Es gibt in Meschede eine immense Nachfrage nach Bauland, gerade von jungen Familien. Es ist höchste Eisenbahn, dass wir in Meschede neues Bauland schaffen.“ Und am schnellsten fortgeschritten sei bei der Planung eben die Sündelt. Schon 2022 könnte dort Bauland entstehen.
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René Jaworek (SPD) dagegen meinte, man habe offenbar verschiedene Ansichten von Nachhaltigkeit – hier werde erst einmal ein Wald gerodet, um dann einen neuen als Ausgleich zu pflanzen. Auch der Verkehr werde weiter zunehmen, obwohl man den in Meschede doch eigentlich verhindern wolle. Jaworek sprach von einem „unglaublichen Engagement“ der Anlieger, die das Projekt verhindern wollten und den vielen Einwendungen – „die schreien geradezu hinaus, dieses Gebiet sollte nicht erschlossen werden“.
Auch Hans-Werner Rötzmeier (UWG) urteilte, er habe „selten so fundierte Dinge und konstruktive Vorschläge gelesen“. Ihn beschleiche „ein komisches Gefühl“: Da lege ein Investor fertige Pläne vor, und die Kommunalpolitiker müssten sich dann fragen, „darf ich die überhaupt noch kritisieren?“ Wie berichtet, stehen in diesem Fall Jörg und Frank Hohmann (ITH) hinter dem Projekt. Hans-Theo Körner (Grüne) meinte, „man nimmt den Leuten ihr Naherholungsgebiet“ – das werde auch nicht wettgemacht durch die Ausgleichsmaßnahmen.
>>> HINTERGRUND <<<
Gibt es in Meschede eine natürliche Baugrenze, die nicht überschritten werden sollte? SPD und UWG sehen diese in der Höhe der jetzigen Bebauung.
Das sei aber eine „zeitliche Betrachtungsweise“, entgegnete Fachbereichsleiter Klaus Wahle. In den 50er und 60er Jahren schließlich habe an dem Berg nur das Krankenhaus gestanden, sonst nichts: „Da hätte man auch sagen können, dass ist die Grenze“.
Tatsächlich aber habe sich die Stadt über die Jahre hinweg an den Bergen hinauf kontant weiterentwickelt.