Meschede/Sundern.. Fünf Menschen sind am Samstag auf der A46 ums Leben gekommen. Ein Geisterfahrer riss vier Menschen mit in den Tod. Todesfahrer Sven M. war noch am Nachmittag mit dem BVB-Fanclub beim Revierderby in Dortmund. Sein Verhalten ist für Kollegen unerklärlich.

Entsetzen, tiefe Trauer und die Frage nach dem „Warum“: Am Tag nach dem schrecklichen Unfall auf der Autobahn A46, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen, lässt sich das Geschehen etwas klarer rekonstruieren – verstehen aber lässt es sich nicht.

„Nein, ich fasse das überhaupt nicht, ich habe einfach keine Erklärung“, sagt Bernd Wöbs, Vorsitzender des BVB-Fanclubs Nr.1 aus Sundern. Wöbs war bis wenige Stunden vor dem Horrorcrash mit Sven M. zusammen gewesen – beim Derby der Dortmunder Borussen gegen Schalke. Nur wenige Stunden später raste Sven M. mit einem BMW als Falschfahrer in den Skoda – und riss vier weitere Menschen mit sich in den Tod.

Todesfahrer war Samstagnachmittag beim Derby

„Es gab aus meiner Sicht überhaupt keine Anzeichen, dass mit Sven etwas nicht stimmt“, sagt Wöbs, der den Todesfahrer nicht nur vom Fußball kennt, sondern seit Jahren mit dem gelernten Dreher zusammenarbeitet. „Wir hatten gemeinsam noch Nachtschicht bis Freitag um Null Uhr. Dann sind wir am Samstag gemeinsam ins Stadion gefahren und nachher auch zurück“, schildert Wöbs. Auf der Rückfahrt habe Sven M. „ein paar Bier“ getrunken. „Aber nicht übermäßig“, beteuert er. Trotz der Niederlage sei Sven nicht besonders aufgeputscht oder gar aggressiv gewesen. „Sven war uns allen nur als freundlicher, hilfsbereiter junger Mann bekannt“, sagt sein Kollege. Am Fanbus ließ sich Sven M. von seinem Bruder abholen und nach Hause bringen.

Was dann bei dem 24-Jährigen passierte, ist unerklärlich. Wenige Minuten vor dem Unfall, soweit hat das die Polizei rekonstruieren können, schickte Sven M. eine SMS an sein familiäres Umfeld – sie wohnen im Nachbardorf der späteren Opfer. „Die SMS war nicht explizit, aber man konnte daraus schließen, dass er sich selbst töten wollte“, sagt der Arnsberger Oberstaatsanwalt Werner Wolff.

"In unserem Dorf sind alle vor Entsetzen gelähmt"

Kurz darauf, gegen 1.30 Uhr, fuhr er bei Oeventrop in verkehrter Richtung auf die A46. Als der Skoda ihm entgegen kam, so rekonstruieren das die Ermittler aufgrund der Spurenlage, zog er plötzlich nach links herüber und krachte in den Skoda. „Beide Fahrzeuge trafen sich mit der linken vorderen Front. Der Skoda war mittig auf seiner rechten Fahrbahn“, berichtet Wolff.

Im Skoda saßen Daniela (41) und Ludwig (47) H. sowie Nadine V. (27), alle drei aus Sundern-Hellefeld, sowie Sandra B. (39) aus Meschede-Berge. Die Mitglieder des Reitervereins Hellefeld waren auf dem Rückweg von einem Reitturnier.

„In unserem Dorf sind alle vor Entsetzen wie gelähmt“, sagt Ortsvorsteherin Sibylle Rohe-Tekath. Das Ehepaar H. hinterlässt einen elfjährigen Sohn. Sunderns Bürgermeister Detlef Lins sprach von einem „schwarzen Tag“ für unsere Stadt. „Wir sind alle zutiefst betroffen.“ In dem kleinen Ortsteil soll es möglicherweise eine gemeinsame Trauerfeier für die Verstorbenen aus dem Dorf geben.