Oesterberge. Das Trödelcafé in Oesterberge schließt. Flohmarkt-Fans erwarten satte Rabatte - und unter anderem diese kuriosen Geschichten.
Ganz oben zwischen den grünen Hügeln in Oesterberge betreibt Stefan Quinkert sein Trödelcafé. Damit ist nun nach zehn Jahren Schluss. Der große Ausverkauf startet am Sonntag, 2. Januar.
Wie alles begann
Als das Lokal Haus Bergeshöh der Familie Quinkert 2003 schloss, musste eine Entscheidung her. „Was mache ich nur mit all den Sachen?“, fragte Stefan Quinkert. Gläser, Töpfe, Geschirr… viel zu schade für die Tonne. „Verbimmel das doch bei Ebay“, sagte einer. Und so fing alles an. Der Online-Handel, die Haushaltsauflösungen und auch das Trödelcafé. „Das war damals die Zeit auf Ebay, wo man für leere Parfümfläschchen aus den 50ern 1000 Euro bekommen hat“, erinnert sich Stefan Quinkert an die Anfänge. Ganz so sei das heute nicht mehr.
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„Die Recherche ist das A und O, um den Wert der Waren zu erkennen“, sagt Antiquitätenhändler Quinkert. Wer beispielsweise Stempel und Abkürzungen unter dem edlen Porzellan einordnen kann, weiß welchen Preis er verlangen kann. Quinkert las sich ein in die Materie und lernt stets dazu. Anfangs klapperte er noch vor seiner damaligen Arbeit im Partyservice die Flohmärkte ab, um günstig edle Stücke für den Weiterverkauf zu erstehen. Später sattelte er hauptberuflich auf Haushaltsauflösungen um. Brauchbares und Wertvolles aus den Nachlässen verkauft er weiter. Was sich immer gut verkaufen lässt? „Teakholz-Möbel aus den 50er und 60er Jahren.“
Geschichten, die in Erinnerung bleiben
Der mächtige Garderobenschrank, der in einem Seitenflur steht, stammt ungefähr aus dem Jahr 1730. Ein edles Teil: Früher hätten die Menschen durchaus 30.000 Mark für so ein herausragendes Möbelstück bezahlt, so Quinkert. „Meine Kundin arbeitete bei Veltins und hatte den Schrank für kleines Geld ihrer Chefin Rosemarie Veltins abgekauft.“ Über die Haushaltsauflösung landete der Schrank schließlich in Oesterberge.
In Erinnerung bleiben auch Scheußlichkeiten, die so gräßlich sind, „dass das Auge es kaum aushält“, so Quinkert. Wie dieser Pudel, der mit beigefarbenem Plastikfaden um eine Granini-Flasche gehäkelt wurde. Unvergessen ist auch dieser zunächst unscheinbare Bunzlau-Teller aus einer Haushaltsauflösung. „Ich habe ihn auf dem Flohmarkt für zehn Euro angeboten, aber niemand wollte ihn.“ Dann setzte Stefan Quinkert ihn auf Ebay ins Internet. Die Angebote überschlugen sich. Der Teller ging schließlich für über 1000 Euro weg. „Das war ein absoluter Zufallsfund.“
Das Geschäftsmodell
Für die Haushaltsauflösungen kalkuliert Stefan Quinkert einen Festpreis. Er fährt zum Kunden, oft sind es die Erben eines Hauses oder auch alleinstehende ältere Menschen, die sich räumlich verkleinern möchten, dann fotografiert er den Hausstand und berechnet Arbeitsstunden und Entsorgungskosten — Holz, Restmüll, Sperrmüll, Elektroschrott… Dem rechnet er die Dinge entgegen, die sich noch verkaufen lassen. Wenn sich im Haus viele wertvolle Gegenstände befinden, käme es sogar vor, dass er den Kunden Geld zahle, damit sie ihm den Haushalt überlassen.
Diese Regel gilt immer: Quinkert nimmt seine Arbeit erst auf, wenn schon alle Verwandten in der Wohnung waren, um sich ihre Lieblingsstücke auszusuchen. Künftig wird er nun die Waren online, auf großen Märkten oder direkt an Händler verkaufen, aber eben nicht mehr vor Ort im Café. Auch die vergangenen zwei Jahre mit Corona-Flaute hätten zu diesem Entschluss beigetragen.
Eine bewegte Geschichte
Das Haus hat eine bewegte Geschichte hinter sich und wird sich auch künftig weiterentwickeln. Zum Anwesen in Oesterberge gehören auch Ferienwohnungen. „Wenn die Gäste ankommen, sind sie immer sehr fasziniert von unserem Ausblick“, sagt Quinkert. Er wird künftig die Kneipe im Erdgeschoss zur Wohnung mit Panoramablick umbauen, bisher wohnt er darüber. Das neue Badezimmer kommt beispielsweise in die ehemalige Küche. Der alten Stall, der aktuell als Möbelhalle genutzt wird, wird vermietet. Geplant ist auch die Anschaffung zweier Pferde für die Gäste.
- Der Ausverkauf beginnt am Sonntag, 2. Januar, von 10 bis 18 Uhr. Rabatt: 50 Prozent.
- Weitere Tage: Samstag, 9. und Sonntag, 10. Januar, ab 11 Uhr. Es gibt 60 Prozent auf alles.
- Kaffee und Kuchen gibt es leider nicht - es gelten die aktuellen Corona-Auflagen.
- Die Adresse lautet Osterberge 3. Erreichbar ist das Trödelcafé unter 02973/809199.