Cobbenrode. Björn Schnöde aus Cobbenrode fährt nach der Flut regelmäßig ins Ahrtal, um beim Aufbau zu helfen. Die Bilder lassen ihn nicht mehr los.

Auch rund drei Monaten nach der Flutkatastrophe wird im Ahrtal noch jede helfende Hand gebraucht. Einer, der weiterhin mit anpackt ist Björn Schnöde aus Cobbenrode. Kurz nach der Hochwasserkatastrophe war er das erste Mal mit dem Wasserförderzug des HSK vor Ort, dann ein weiteres Mal mit Mitgliedern der Cobbenroder Feuerwehr in Erftstadt. Inzwischen hat er bereits an fünf Wochenenden geholfen - aber ein Ende der Aufräumarbeiten ist nicht in Sicht.

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„Wenn du einmal vor Ort warst, lässt dich das Elend der Menschen nicht mehr los. Man muss immer wieder hin und weiter helfen. Es gibt so viel zu tun“, sagt Schnöde. Seine Entschlossenheit ist ihm deutlich anzumerken, aber auch die Traurigkeit, die das Schicksal der Betroffenen in ihm auslöst. Da ist aber auch Wut über die Tatenlosigkeit mancher Behörden und der Politik. „Viele Flutopfer haben bis heute keinen Euro staatliche Hilfe bekommen. Auch beim Aufbau durch staatliche Einrichtungen hapert es an allen Ecken und Enden“, weiß Schnöde aus zahlreichen Gesprächen mit den Opfern. Manches Versagen von Organisationen habe er selbst erlebt.

Baggerfahrer abgelöst

Schnöde hat selbst eineinhalb Wochen gebraucht, um Informationen von den Behörden in der Region zu bekommen. Deshalb wurde eine eigene Organisation auf die Beine gestellt. Das Organisieren von schwerem Gerät und Helfern ist eine Aufgabe, die er durch stundenlange Telefonate in ganz Deutschland erreicht hat. Dabei ist er nicht allein.

Sechs private Mitstreiter aus ganz Deutschland helfen ihm. „Wir haben alles selbst organisiert und helfen dort, wo Hilfe gebraucht wird“, so der Sauerländer. Angefangen hat alles mit zwei Baggern und einem Radlader, die ins Ahrtal befördert werden mussten. Dazu brauchte man einen Tieflader, der aber kurzfristig aus dem Verkehr gezogen wurde. Über die sozialen Medien wurde Ersatz besorgt.

Es sind Bilder wie diese, die den Cobbenroder nicht mehr loslassen.
Es sind Bilder wie diese, die den Cobbenroder nicht mehr loslassen. © Unbekannt | Privat

Mit drei Motorsägen hat er sich dann mit Bruder Kai, Florian Köster, Simon Runge und Florian Wieditz aus Cobbenrode auf den Weg gemacht. Weitere Werkzeuge mussten organisiert werden. Die erste Aktion war das Säubern und Aufräumen einer Hotelanlage im Ort Insul. Zudem wurden Baggerfahrer, die schon tagelang im Einsatz waren, von den Cobbenrodern abgelöst.

„Irgendwann können die Helfer einfach nicht mehr, physisch aber auch psychisch. Man weiß ja nie, was sich unter den Trümmern verbirgt. Es werden ja immer noch Menschen vermisst. Bei meinem ersten Einsatz fand ich einen Schulranzen, ein Mäppchen und ein Stofftier. Da wird einem schon anders“, erklärt der zweifache Familienvater.

Ganz Wohngebiete existieren nicht mehr

Dreimal waren die Cobbenroder bisher im Flutgebiet. Ganze Wohngebiete existieren einfach nicht mehr, Brücken wurden samt Fundamenten mitgerissen, Wohnwagen und Autos zerknüllt wie Papier. „Man kann sich das alles nur vorstellen, wenn man es gesehen hat. Die Bilder dort vergisst man nie mehr, deshalb muss man auch einfach weitermachen. Immer wieder hinfahren und mithelfen, aber man braucht auch zwischendurch ein, zwei Wochenenden Ruhe, sonst kann man es einfach nicht durchhalten. Außerdem danke ich meiner Frau, dass sie mich so unterstützt“, bemerkt der 41- jährige.

Dankbarkeit der Bevölkerung

Die Kraft und den Willen weiterzuhelfen, ziehen der gelernte Maschinist und seine Mitstreiter aus der Dankbarkeit der Bevölkerung im Katastrophengebiet, sonst ginge das gar nicht. „Wir wurden sehr freundlich aufgenommen und so gut es ging versorgt. Übernachtet haben wir bei Alexander Zimmermann auf der Karlenborner Höhe. Er hat sein Hotel für die Helfer hergerichtet und zudem ein Containerdorf errichtet“, berichtet der Cobbenroder. Verpflegung mussten sich die Helfer zunächst selbst organisieren. Unterstützung von großen Organisationen gab es keine.

„Doch Hilfe brauchen die Menschen weiterhin, trotz anderer Lippenbekenntnisse der Politiker fehlt es oft noch am Nötigsten“, mahnt Schnöde. Kleidung, Essen und auch die Wasserversorgung seien längst noch nicht überall selbstverständlich. Und an Heizmöglichkeiten für den kommenden Winter sei noch gar nicht zu denken. „Viele Versicherungen stellen sich quer, wenn es um Erstattungen geht, auch wenn man eine Elementarversicherung hat“, hat der Cobbenroder in Gesprächen mit dem Opfern der Flutkatastrophe erfahren. Im Fernsehen habe man höchstens ein Viertel des Ausmaßes gesehen und inzwischen sei das Thema kaum noch präsent. „Aber dort gibt’s noch für Jahre Arbeit. Und genau deshalb machen wir weiter“, sagt Schnöde überzeugt.

  • Zur Gruppe der Organisatoren gehören neben Björn Schnöde, Karsten Hesse (Silbach), Andy Niso (Harthausen-Würzburg), Anne Hammer (Willich), Sabine Kokkelink (Hamburg), Marianne Michels (Bonn).
  • Weitere Helfer waren: Max,
    Kirsten Arnold, Heiko Heyde, Cedric Schmitz, Andreas Nickel-Schlosser, Liane Schlosser, Ramona Schlosser, Klaus Nickel, Heinz Peter Krämer und David Seiwert.
  • Beteiligte Firmen: Beutelhauser, M&S Baggerarbeiten, Gloning
    Erdbau, Hans Fuchs, Jaumann Bau, Rühle Mietpark, Schneider Bau Team Schmid, Autohaus
    Widmann, Team Markus Wipperfürth.