Meschede. Abt Aloysius Althaus in Meschede ist hoffnungsvoll - trotz der Herausforderungen durch Corona. Er war 2020 selbst an der “Todesgrenze“.

Trotz aller Herausforderungen durch Corona: Abt Aloysius Althaus ist voller Hoffnung. Im Interview spricht er darüber, wie man auch in der Pandemie-Zeit zu Mut findet, wie die Abtei Königsmünster die Krise bislang bewältigte und über sein ganz persönliches Geschenk in diesem Jahr.

Ist das gerade eine Zeit für Gottvertrauen – oder sollten wir unser Vertrauen lieber in Mediziner und Wissenschaftler stecken?

Ich denke, beides ist wichtig. Ohne Medizin und Wissenschaft gibt es keine klaren Erkenntnisse. Zu allem, was wir heute planen, gehört aber Gottvertrauen, weil sich ja täglich und stündlich Dinge wieder ändern. Vertrauen ist in dieser Zeit unumgänglich. Vertrauen fängt in meiner eigenen Person, im Herzen an: Wenn ich nicht fest in mir ruhe und eine eigene Meinung habe, dann kann ich von der Turbulenz der heutigen Zeit ganz schnell verunsichert werden.

"Eine gewisse Ängstlichkeit gehört beim Mönch dazu"

Was bedeutet für Sie Gottvertrauen?

Die Heilige Schrift nennt uns Verheißungen. Im Advent gibt es so viele hoffnungsvolle Bilder, dass Neues entstehen wird, dass aus Trockenem auf einmal Neues erblüht. Diesen Verheißungen sollten wir Raum schenken. Wenn wir das wieder neu einüben würden, und Vertrauen und Hoffnung zulassen, dann würde unsere ganze Schnelllebigkeit ein wenig entschleunigt.

Haben Mönche Angst in diesen Tagen?

Verunsicherung gibt es auch innerhalb unserer Gemeinschaft, natürlich. Aber eine gewisse Ängstlichkeit gehört bei einem Mönch dazu: Er muss ja immer wieder reflektieren, worauf sich seine Hoffnung eigentlich gründet. Hoffnung ist für mich ein Wort des Jahres. 

Weniger Verunsicherung im Alltag

Haben Sie denn Hoffnung für die Welt?

Ich bin voller Hoffnung! Wir gehen auf ein Fest zu, das von Hoffnung geprägt ist. Die Weihnachtsgeschichte sagt ja: Euch ist der Heiland geboren! Darin steckt Hoffnung. Wenn wir dieser Botschaft wieder Glauben schenken, dann würden wir in unserem Alltag mit weniger Verunsicherung dastehen.

Ich habe die Hoffnung, dass uns die Wissenschaft ehrlich mit ihren Antworten begegnet. Es ist wichtig, dass ein Covid-Schutz-Impfstoff auch bei uns möglichst schnell verwendet wird - gerade für die Menschen, die sich um andere kümmern, damit die „Helden des Alltags“ und alle Menschen wirklich geschützt werden, und die Pandemie dadurch wirksam eingedämmt wird.

Was sagen Sie denn Menschen, die gerade Angst haben?

Ich halte an den Hoffnungsbildern fest. Wir Menschen tragen dafür in uns ein gutes Fundament. Wir versuchten, Menschen, die verunsichert sind, die Angst haben oder bei uns Rat und Stärkung suchen, Zeit und Gehör zu schenken – und somit neue Hoffnung auf den Weg zu geben.

Kurzarbeit auch im Kloster

Wie kann man denn Zukunftsängste nehmen?

Indem ich mich auch rückbesinne auf das, was an Ängsten schon immer da war – und wie ich diese selber überwunden habe oder wie unsere Welt das überwunden hat. Es ist wichtig, sich solche Erinnerungen aufzurufen: Es hat immer neue Anfänge gegeben. Und es wird immer einen neuen Anfang geben. 

Wie hat Ihre Gemeinschaft am Klosterberg dieses Corona-Jahr bewältigt?

Es ist uns gelungen, immer zeitnah die nötigen Informationen in die Gemeinschaft hineinzutragen – durch Rundbriefe, durch Kontakte zu unseren Mitarbeitern. Dadurch haben wir die Gemeinschaft weiter gestärkt. Gott Lob, hatten keinen positiven Corona-Fall in unserer Gemeinschaft. Aber wir hatten Kurzarbeit bei unseren Mitarbeitenden in diesem Jahr. Wir waren immer in Kontakt mit ihnen, und haben versucht, auf ihre Ängste und Unsicherheiten einzugehen – auch da spielte die Hoffnung eine wichtige Rolle. G

anz bewusst beten wir morgens für unsere Mitarbeitenden während der Morgenhore und für alle Menschen, die mit uns in Verbindung stehen. Ich möchte hier ausdrücklich unseren Mitarbeitenden, dem Lehrerkollegium und allen Wohltätern und Freunden der Abtei ein Dankeschön zusprechen.

"Das Wort abschotten gibt es bei uns nicht"

Hat sich die Gemeinschaft auf dem Klosterberg abgeschottet? Hier könnte das ja gelingen...

Nein, das Wort abschotten gibt es bei uns nicht. Wir kapseln uns nicht ab. Im Gegenteil. Wir schaffen Räume, in dem wir und andere angstfrei leben können. Unsere Pfortentür ist offen: Unser Auftrag ist darüber lesbar - „Friede denen, die kommen und Heil denen, die den Ort wieder verlassen“.

Wir gestalten unseren missionarischen Auftrag täglich neu.  Dazu die Umsetzung der Hygiene- und Abstandsvorschriften. Menschen, die zu uns kommen, können weiterhin das Angebot der Einzelseelsorge wahrnehmen. Gottesdienste finden nach den Hygienevorschriften statt und werden bis auf das Stundengebet öffentlich gefeiert. Es gibt Orte und dazu gehört unsere Abtei, wo Menschen immer willkommen sind.

Durch das Angebot von Audio-Streams und Live-Übertragungen der Gottesdienste, wurden zusätzliche Möglichkeiten geschaffen, damit Menschen Stärkung und Verbundenheit fühlen. Ein adventlich-weihnachtliches Projekt ist die Beleuchtung der Abteikirche – wir wollen damit eine Verbindung mit der Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt schaffen, eine Verbindung zwischen kirchlichem und weltlichem Leben. Der tiefe Sinn dieser Lichtinstallation: Wir gehen auf ein Licht zu, welches den Namen Jesus Christus trägt– und das ist ein weiteres Hoffnungszeichen. Unsere Abteikirche ist ein Ort dieses Lichtes. Unser benediktinischer Auftrag ist es, dieses Licht zu den Menschen zu bringen.

Hoffnung von tragender Bedeutung

Wie sind die wirtschaftlichen Folgen von Corona für Sie?

Wir sind auch davon betroffen. Die Gästehäuser mussten geschlossen werden. Es bleibt eine tägliche Herausforderung, mit den Folgen umzugehen. Wir haben ein wenig staatliche Hilfe bekommen. Aber auch hier ist Hoffnung von tragender Bedeutung: Unser Vertrauen besteht darin, dass wir 2021 unsere Aufgaben auf dem Klosterberg in vollem Umfang erneut aufnehmen können.

Wie können Sie eine besinnliche Weihnachtszeit feiern?

Die Tage dieser vorweihnachtlichen Zeit sind arbeitsintensive und teilweise auch turbulente Stunden. Wenn Sie mich als Mönch fragen: Durch innere Disziplin, also das Gotteslob feiern und die persönliche Gebetszeit am Tag einhalten. Dadurch kann ich innerlich gefestigt und ausgerichtet besinnliche Weihnachten feiern. Die Innerlichkeit ist die Kraftquelle, um das Äußere zu bewältigen.

"Ich habe zu neuem Leben gefunden"

Haben Sie selbst einen Weihnachtswunsch?

Für mich persönlich? Die Kraft der weiteren Gesundung! Ich war mehrere Monate nach einer Operation nicht in der Abtei, weil sich im Heilungsprozess Komplikationen eingestellt hatten. Ich war völlig „ausgeschaltet“, jetzt nehmen die Kräfte wieder zu. Innerlich kann ich deshalb in diesem Jahr Weihnachten besonders freudig und dankbar feiern: Ich war an der Todesgrenze und habe wieder zu neuem Leben gefunden – Menschwerdung. Deshalb bin ich so von Hoffnung geprägt.

Hintergrund

Der Rat des Abtes, um Raum für Besinnlichkeit zuzulassen: Sich ganz bewusst Augenblicke zu nehmen – „die Augen zu schließen und im wahrsten Sinne des Wortes durchzuatmen“. Man solle sich  dankbar an eine gute, schöne Situation oder Begegnung erinnern: „Das hilft – und nicht nur in der Weihnachtszeit.“

Auch die vielen Lichter, die im Moment entzündet würden, seien solche Augenblicke. So begegne man dem äußeren Dunkel. Der Abt sagt: „Licht vermittelt Wärme und Geborgenheit. Licht ist ansteckend – und ein Hoffnungsschimmer!“

Entsetzen herrschte in der Mescheder Abtei 2020 über einen Terrorangriff in Afrika.