Meschede. Seit 45 Jahren ist Martin Lengefeld Trainer beim Tennisclub Meschede: Über den Reiz des Hennesees, übermotivierte Eltern und Sport im Alter.

Der höchst gelegene direkte Nachbar am Hennesee ist der Tennisclub Meschede. Eine treibende Kraft dort ist Martin Lengefeld. Er ist seit über 45 Jahren Trainer, außerdem Platz- und Tennishallenwart und eines der Gesichter des Vereins. Der 65-Jährige sieht sich im See-Gespräch aber bescheiden nur als ein Rädchen im Getriebe.

Ein Kletterpark wäre toll am Hennesee

Wie wichtig ist der Hennesee für Sie?

Der Hennesee gehört einfach zu meinem Leben. Bisher war er im Dornröschenschlaf, jetzt fängt hier eine Weiterentwicklung für mehr Freizeitangebote an. Ich finde das gut. Es kommen mehr Menschen. Wir können davon auch durch unsere schöne Lage profitieren. Wir merken es an den Parkplätzen – bei uns stehen plötzlich mehr Fremde. Manche kommen dann auch zu uns hier in unser Sportheim, um zu essen oder zu trinken. Die Lage ist exzellent.


Was fehlt denn am Hennesee?

Es fehlt die organisierte Attraktion! Ich hatte schon einmal vor, gemeinsam mit einem Freund hier einen Kletterpark zu entwickeln. Das hat dann finanziell nicht geklappt. Aber so etwas würde den Hennesee weiter bereichern. Es geht doch um einen Lockstoff, der die Leute anzieht!

Mit zusammengebundenen Badmintonschlägern begonnen

Wie hat bei Ihnen die Leidenschaft für Tennis begonnen?

Zusammen mit unserem jetzigen Vorsitzenden Klaus Burmann. Wir sind von einem Mitglied gefragt worden, ob wir nicht Tennis spielen wollten. Ich habe Jahre vorher mit drei zusammengebundenen Badmintonschlägern zuhause gegen eine Garage gespielt – weil ein Badmintonschläger alleine zu schwach für einen Tennisball war! Im Verein durfte ich nicht spielen, weil das damals zu teuer war.

Ich kam 1972 als 17-Jähriger zum Tennisclub. Ja, ich war besessen: Ich habe durchaus auch täglich zehn Stunden gespielt. Nach zwei Jahren bin ich gefragt worden, ob ich nicht Trainer werden wollte - ohne dass ich eine methodische Vorbildung hatte. Der bisherige Trainer hatte sich den Arm gebrochen. Das war meine Geburt als Trainer. Zwei Jahre später eröffnete ich schon meine Tennisschule.

Sie sind auf Dauer geblieben: Ist das nicht ungewöhnlich?

Ich glaube, es gibt keinen Tennistrainer auf der Welt, der über 45 Jahre an einem Ort bleibt! Man kennt ja andere Trainertypen, das sind sonnige Typen, etwas oberflächlich… (lacht) Aber ich habe hier einen Standort gefunden, an dem man ernsthaft und genussvoll Tennis spielen kann.

„Die Leute waren verrückt“

Steffi Graf und Boris Becker kennt immer noch jeder. Das waren früher schon andere Zeiten, oder?

Ich möchte diese Zeit mit Steffi Graf und Boris Becker als Trainer nicht noch mal mitmachen müssen. Die Leute waren verrückt. Die Eltern klammerten sich an den Zaun und verfolgten jeden Ball ihrer Kinder. Nachher fragten sie mich, „wird das was?“ Das war heftig. Man hat damals, zugegeben, als Trainer viel Geld verdient – so viele Stunden konnte man geben. Die Eltern wollten da was kompensieren. Tennis ist aber ein unglaublich langer Lernprozess: Skifahren kann man nach ein, zwei Jahren, im Tennis hat man erst nach fünf bis sechs Jahren die erforderliche Eigenständigkeit.


Wie stellt sich heute ein moderner Sportverein auf?

Er muss etwas für seinen Sport tun. Ein Beispiel: Wir hatten mal eine Flaute bei den Männern – da habe ich fünf Männer zusammengezogen, das waren dann bald 18, weil die wiederum ihre Freunde mitbrachten. Wenn wir neue Mitglieder brauchen, machen wir eine Runde durch die Schulen.

Wir haben auch einen strategischen Ansatz gefunden: Zwischen Meschede und Eslohe, wo der nächste Tennisplatz liegt, sind Reiste und Bremke – da nützt es, sich darum zu kümmern. Jetzt haben wir aus Reiste über zehn neue Mitglieder gewonnen. Oder wir schauen uns gezielt Straßen an: Da sollen Jugendliche gezielt andere junge Leute aus ihrer Straße mal motivieren, mitzukommen. Das funktioniert.

Sport auch im Alter

Wie gibt ein älter werdender Trainer sein Wissen weiter?

Ich habe eine Methode entwickelt, die Tennisspielen effektiver und ökonomischer werden lässt. Das passt jetzt sehr gut zu meinem Alter. Ich habe zuhauf 60-, 70-Jährige, die noch trainieren. Das sind junge Alte, die den Entschluss gefällt haben, noch etwas dazuzulernen. Also zum Beispiel Bewegungen zu vermeiden, die belastend sind. Man kann sich im Sport umorientieren.

Sind Sie ein guter Verlierer?

Verlieren ist fürchterlich, das muss man verhindern. Mit allen sportlichen Möglichkeiten. Die zu kennen, ist die Kunst dabei - wie beim Schachspielen.

>>>Zur Person:<<<

Martin Lengefeld ist in Witten geboren, er kam als Kind nach Meschede.

Er ist gelernter Bauzeichner und Vermessungstechniker, er begann dann, Bauingenieurwesen zu studieren – unterbrach das Studium aber für den Tennissport: „Alle haben mir davon abgeraten. Aber alle haben Unrecht behalten. Das, was ich gemacht habe, war absolut richtig.“

Er spielte selbst aktiv Tennis in der Verbandsliga.

Lengefeld macht auch die Frühjahrs-Instandsetzung auf 30 bis 50 Tennisplätzen im ganzen Sauerland, um die Plätze für die Saison vorzubereiten.

Ein weiteres Standbein: Man kann ihn als Zugehkoch mit seiner Firma „Eigenart“ verpflichten, auch da ist er Autodidakt.


Über sich sagt er selbst: „Wenn der Finger schnippt, immer für Freunde und Kollegen parat sein – und unter Umständen das letzte Hemd geben!“