Meschede. Katharina Witte und Nico Vosshage sind Ersti-Mentoren. Über das Lernen zuhause und die Zukunft nach der Pandemie.
Katharina Witte und Nico Vosshage studieren beide im fünften Semester an der FH Südwestfalen am Standort Meschede und sind dort als Erstsemester-Mentoren aktiv. Mit dieser Zeitung haben sie darüber gesprochen, was Ihnen zur Zeit am meisten fehlt, warum sie es gut finden, dass ihre Uni von Beginn an eine klare Corona-Linie gefahren hat und welche Auswirkungen die Pandemie auf ein erfolgreiches Studium haben könnte.
Nun liegen schon fast zwei Semester ohne Präsenz-Veranstaltungen hinter Euch. Wie gut klappt es, zu Hause zu lernen und von dort aus Vorlesungen und Seminare zu besuchen?
Katharina Witte Für viele Studierende ist es sicher schwierig, dass die Bibliothek als Lernort nicht zur Verfügung steht. Ich persönlich habe dieses Angebot jedoch nie genutzt und verpasse daher auch nichts. Ich lerne immer in meiner Wohnung, wo ich meine Ruhe habe und nehme dort auch an den Online-Vorlesungen und -Seminaren teil. Grundsätzlich finde ich Präsenzveranstaltungen besser, die Online-Angebote sind aber inzwischen sehr gut und es hapert nur noch in dem ein oder anderen Modul.
Nico Vosshage Ich denke, das ist alles eine Frage der Auseinandersetzung. Jetzt, im zweiten Semester, in dem wir von zu Hause aus lernen, klappt vieles schon deutlich besser. Die Professoren wurden mit Tablets ausgestattet und und setzen sich für uns ein. Ich habe mich wirklich nie allein gelassen gefühlt und es wurde immer alles klar kommuniziert. Ich studiere allerdings Wirtschaftsingenieurwesen und da verbringt man ja auch Zeit im Labor, das kann man natürlich nicht in die eigenen vier Wände holen. Dafür wurde dann ein Hygienekonzept ausgearbeitet und wir machen die Versuche in der Uni nun alleine, statt in der Gruppe und vergleichen und besprechen im Anschluss digital die Ergebnisse.
Das Studentenleben, wie man es sich vorstellt, findet also aktuell gar nicht statt, oder? Wie empfindet Ihr das als alte Hasen und wie war es für die Erstsemester?
Katharina Witte Die Erstis hatten im Herbst zu Studienbeginn schon mehr Präsenz-Veranstaltungen als wir. Zum Beispiel hat der Mathe-Vorkurs unter Einhaltung der zu dieser Zeit geltenden Corona-Regeln stattfinden können. Ersti-Aktionen wie die Erst-Feier oder die Kneipentour wurden abgesagt, eine Hochschul-Rallye haben wir dann aber online angeboten. Mir persönlich fehlen die sozialen Kontakte an der Uni sehr. Da ich mich situationsbedingt viel seltener mit Kommilitonen unterhalte, kommt es schonmal vor, dass man sich nach Online-Gruppenarbeiten noch eine Weile verquatscht.
Nico Vosshage Da wir hauptsächlich eine Pendler-Uni sind, gibt es in Meschede ja kein Studenten-Leben wie in Köln oder Münster. Als ich angefangen habe, waren vielleicht drei von zwanzig Studenten aus dem Sauerland. Wenn man hier studiert, muss man man schon ein Auto haben.
Und da man sich als Student meist entweder Auto oder Wohnung leisten kann, fahren die allermeisten Studierenden abends wieder nach Hause. Für mich als Mescheder war es in diesem Jahr dahingehend angenehm, dass viele meiner Freunde, die sonst außerhalb studieren, in der Heimat waren und man sich - vor allem im Sommer als die Infektionszahlen niedrig waren - treffen konnte.
Glaubt Ihr, dass sich die Corona-Pandemie und das Online-Studium negativ auf eure Abschlüsse auswirken könnten?
Katharina Witte Das kommt sicher auf die persönliche Situation an. Ich wohne alleine, was super zum lernen ist, andere haben da sicher mehr Trubel um sich herum. Wir haben ja von der Uni einen extra Freiversuch für Klausuren erhalten und die Regelstudienzeit wurde um ein Semester verlängert. Das ist vor allem wichtig für die Studierenden, die Bafög beziehen oder ein Stipendium haben. Sonst würde es ja auch zu enormen finanziellen Problemen kommen.
Nico Vosshage Ich glaube, dass es für jemanden wie mich keine Auswirkungen hat. Dadurch, dass wir jetzt viel mehr Zwischenprüfungen haben, muss man sowieso am Ball bleiben und ich glaube nicht, dass das Online-Studium einen negativen Einfluss auf die Noten hat.
Es gibt ja auch seit langem komplett online-basierte Unis und Studiengänge. Aber beispielsweise für Mütter stelle ich mir die Situation sehr hart vor. Man hat dann zu Hause keine Ruhe zum lernen und im ersten Lockdown fiel ja auch noch die Kinderbetreuung komplett weg - das sind ja noch einmal ganz andere andere Sorgen.
Wie stellt Ihr beide Euch die nähere Zukunft vor? Inwiefern glaubt ihr, hat Corona weiterhin Einfluss?
Katharina Witte Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Universitäten etwas aus der Zeit mitnehmen und vieles virtuell bleiben wird. Das hat unsere Uni ja bislang schon super umgesetzt. Als andere im Frühjahr noch unsicher waren, wurde hier komplett auf Online-Unterricht umgestellt. Sorgen macht mir allerdings die Zeit nach dem Studium. Es gibt zur Zeit viel weniger Firmen, die anbieten, Studierende bei den Abschlussarbeiten zu betreuen und im Freundeskreis habe ich auch schon mitbekommen, dass viele nach ihrem Abschluss große Schwierigkeiten hatten, einen Job zu finden.
Nico Vosshage Ich gehe auch davon aus, dass viele Lehrangebote weiterhin online stattfinden werden. Und wenn wir mal ehrlich sind, ist es an der Uni ja auch am einfachsten, Inhalte zu digitalisieren und online zu lernen. Die FH hat da wirklich ideal reagiert und wir Studierenden hingen nie in der Schwebe. Trotzdem wünscht man sich natürlich, dass man bald zum Beispiel wieder gemeinsam in die Mensa gehen und einfach soziale Kontakte haben kann. Da ich aber davon ausgehe, dass wir in unseren Alter so ziemlich als Letzte geimpft werden, wird das sicherlich noch eine Weil dauern.
Steckbrief: Katharina Witte
Katharina Witte ist 23 Jahre alt und lebt in Arnsberg. Sie studiert im fünften Semester Wirtschaft an der FH Südwestfalen am Standort Meschede. Im Wintersemester 20/21 hat sie zum ersten Mal als Erstsemester-Mentoren gearbeitet. Sie hat eine jüngere Schwester, die seit diesem Semester auf an der FH in Meschede studiert. In ihrer Freizeit trifft sich sich gerne mit ihren Freunden und verbringt viel Zeit in der Natur. Nach ihrem Studium möchte sie gerne im Personalmanagement tätig werden.
Steckbrief: Nico Vosshage
Nico Vosshage ist 22 Jahre als und lebt bei seinen Eltern in Meschede. Er studiert im fünften Semester Wirtschaftsingenieurwesen. Auch er hat in diesem Jahr zum ersten Mal als Erstsemester-Mentor gearbeitet.