Meschede. „Erschreckend“ - die Stadtbücherei hat bei einer Untersuchung schlechte Noten bekommen. Die Politik will mit einem neuen Konzept reagieren.


Zu wenige Bücher, CDs und DVDs, viel zu wenig Fläche – die Noten für die Mescheder Stadtbücherei fallen bescheiden aus. Die Stadt will jetzt eine neue Konzeption erstellen, wie sich ihre Bücherei künftig besser aufstellen soll. Das hat der zuständige Fachausschuss auf den Weg gebracht. Bürgermeister Christoph Weber spricht von einer Stadtbücherei „voll am Limit“.

„Das ist schon ein bisschen erschreckend“, kommentierte Bernd Martin (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Generationen, Bildung, Freizeit und Soziales die Bewertung durch die Düsseldorfer Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken, eine Beratungsstelle des Landes für Büchereien.

Informationen werden digital verlangt

„Das Lesen bleibt“, sagt Mark-Robin Horn, Berater bei der Fachstelle. Aber die Rahmenbedingungen hätten sich geändert. Informationen würden zunehmend digital verlangt, besonders im Bereich des Lernens.

Deshalb ist der Bestand an Sachbüchern in den Büchereien in NRW schon um 30 Prozent gesunken: Schüler recherchieren inzwischen in anderen Medien. Lebenslanges Lernen sei eines der Ziele, dem sich die künftige Bücherei-Strategie verschreiben solle. Dafür müssten Büchereien, Volkshochschulen, Schulen und andere Bildungsträger vernetzt sein.

Ansprechendere Lern-Umgebung

Wichtig sei, eine „anregende Lern-Umgebung zu schaffen“, wenn sich die Besucher länger in einer Bücherei aufhalten sollten: „Wir werden in Zukunft weniger Platz für Regale und mehr Platz für Menschen brauchen“, sagt Horn. Die Räume einer Bücherei müssten flexibler gestaltet werden. Wenn die Verweildauer steigen soll, müsse auch die Möblierung ansprechender sein. Da ist in Meschede viel Luft nach oben.

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18 700 Medien sind in Meschede vorrätig, auf 185 Quadratmeter Fläche. Das ist zu wenig und viel zu klein, so das Urteil: Für eine Stadt von der Größenordnung Meschedes sollten es mindestens 45 600 Medien sein, ideal wären sogar 60 800. Schon jetzt wären dafür eigentlich 560 Quadratmeter an Fläche in der Bücherei erforderlich, bei der Erfüllung des Richtwertes von 45 600 Medien wären sogar 1370 Quadratmeter nötig.

Gut bewertet wird, im Vergleich, die Öffnungszeit von 22 Stunden in der Woche (besser wären 50 Stunden), mit 2,1 Vollzeitstellen gebe es zu wenig Personal (es fehlen 1,6 Stellen). Kreisweit landet die Stadtbücherei so ziemlich weit hinten.

Team leistet viel

Dabei leistet das Team um Leiterin Gisela Fildhaut so viel. Die Zahl der Veranstaltungen hat stark zugenommen, es wird gemeinsam mit Kindergärten und Schulen gearbeitet. Überlegt wird ein Lieferservice mit Medien für Schulen. Stark genutzt wird inzwischen die Onleihe, die die Mescheder Bücherei zusammen mit 40 anderen Bibliotheken anbietet: 20 Prozent der Ausleihen macht das inzwischen aus. Zu den 18 700 Medien kommt dadurch noch ein Zugriff auf weitere 20 000 hinzu.

Dabei sei die Nutzung des E-Learnings, bei dem derzeit schon 1800 Weiterbildungskurse digital angeboten werden, „noch überschaubar“ – gefragt sind hier nicht die Computer- oder Wirtschaftsprogramme, sondern vor allem Sprachkurse. Die Stadtbücherei will jetzt deutlicher erarbeiten, welches ihre Zielgruppen sind und wie sie diese besser versorgen kann.

Immerhin: Die Lage ist optimal

Auch in der Stadtbücherei werden Sachbücher aussortiert, der Bestand insgesamt sinkt so auf 16 000 bis 17 000 Medien. Dadurch wird wieder Platz frei. Die Büchereileiterin spricht selber von einer Aufenthaltsqualität, die derzeit „prekär“ sei. Fachbereichsleiterin Gisela Bartsch sagt, „der Status quo ist nicht das Nonplusultra“.

Auch Bürgermeister Christoph Weber meint: „Das ist sehr voll bei uns.“ Immerhin: Wenigstens die Lage am Rathaus ist optimal. Standortwechsel würden immer mal wieder diskutiert, aber an der Erreichbarkeit der Bücherei zu Fuß und per Rad wolle man keine Abstriche machen: „Wir brauchen schon eine 1a-Lage.“

>>> Vergleich im HSK

Im Kreisvergleich landet Meschedes Stadtbücherei hinten. Verglichen hat die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken die Mescheder Stadtbücherei mit Arnsberg, Sundern, Brilon und Olsberg.


Arnsberg: 83 395 Medien, 1464 Quadratmeter Fläche, 35 Stunden in der Woche geöffnet, 13,3 Stellen.


Brilon: 35 688 Medien, 640 Quadratmeter, 31,5 Wochenstunden, 4 Stellen.


Sundern: 20 597 Medien, 450 Quadratmeter, 20 Wochenstunden, 2,8 Stellen.


Olsberg: 15 977 Medien, 324 Quadratmeter, 27 Wochenstunden, 1,5 Stellen.


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