Meschede/Arnsberg/Hüsten. Es mussten bereits Zehen amputiert werden: Patienten kommen wegen Corona zu spät in die Kliniken - auch in Meschede, Arnsberg und Hüsten.
Zunehmend scheuen sich Menschen aktuell selbst bei schweren Erkrankungen den Weg in die Arztpraxis oder die Klinik – entweder aus Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren oder aus Sorge die Häuser seien mit Corona-Patienten voll belegt. Darüber berichtet Dr. Michael Lichtenberg, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Angiologie und Chefarzt der Klinik für Angiologie im Klinikum Hochsauerland.
Amputation einzelner Zehen
Er schlägt Alarm: „Wir haben in den letzten Tagen häufiger als sonst erleben müssen, dass Diabetiker und Patienten mit einer arteriellen Verschlusskrankheit viel zu spät in die Klinik kamen. Bei einzelnen Patienten war die Gefäßerkrankung schon so stark fortgeschritten, dass nur noch eine Amputation einzelner Zehen oder von Teilen des Fußes infrage kam.“
Sein Appell vor allem an Diabetiker und Patienten mit einer arteriellen Verschlusskrankheit: „Wenden Sie sich rechtzeitig an Ihren Arzt,wenn Sie Schmerzen in den Füßen oder Beinen haben! Das gilt insbesondere auch, wenn sich die Zehen und Füße farblich verändern oder offene Wunden an den Beinen bestehen. Nur wenn Patienten mit Gefäßerkrankungen rechtzeitig in Behandlung begeben, kann ein Absterben der Gliedmaßen – und damit eine Amputation - verhindert werden“, warnt Dr. Lichtenberg.
In Arnsberg gebündelt
Dr. Dirk Böse, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und stellvertretender Ärztlicher Direktor der Arnsberger Standorte des Klinikums Hochsauerland macht deutlich: „Auch wenn die Coronakrise derzeit die Nachrichten dominiert, setzen wir im Klinikum Hochsauerland alles daran, eine breite und hochwertige stationäre Gesundheitsversorgung für erkrankte Menschen in der Region zu gewährleisten. Am Klinikum Hochsauerland, Standort Marienhospital in Arnsberg, haben wir die ambulante Abklärung und stationäre Versorgung von Corona-Erkrankungen gebündelt. Das ist auch ein zusätzlicher Schutz für die Patienten in unseren drei anderen Krankenhäusern.“
Im St. Johannes-Hospital in Neheim, dem Karolinen-Hospital in Hüsten sowie dem St.-Walburga-Krankenhaus in Meschede läuft das bestehende Versorgungsspektrum soweit möglich weiter. Alle medizinisch notwendigen Behandlungen, in denen ein Aufschub der Behandlung ein konkretes, zeitnahes medizinisches Risiko bedeuten würde finden statt. Eingriffe, die verschoben werden können, wie beispielsweise Operationen im Bereich der Endoprothetik, werden gegebenfalls auf einen späteren Zeitpunkt verlegt.
Leiden nicht hinten anstellen
Geburten, Notfälle sowie dringende Behandlungen, beispielsweise bei Herz-, Gefäß-, Krebs- und anderen schweren Erkrankungen, werden uneingeschränkt sichergestellt. „Patienten sollten eigene Leiden daher nicht hinten anstellen und in Zweifelsfällen lieber zumindest telefonisch Kontakt mit dem Hausarzt oder der Klinik aufnehmen“, empfiehlt Dr. Böse.
Es gibt einen neuen zusätzlichen Service: Um Patienten mit Gefäßerkrankungen gerade auch in dieser schwierigen Zeit zur Seite zustehen, haben die Klinik für Angiologie und die Klinik für Gefäßchirurgie neben den üblichen Sprechstunden mit einer Videosprechstunde einen zusätzlichen Service für zuweisende Ärzte, Kliniken und Patienten vorbereitet.
Die Videosprechstunde kann genutzt werden,sobald die erforderlichen Genehmigungen vorliegen. Die Handhabung ist einfach. Benötigt wird lediglich ein digitales Endgerät, wie ein Smartphone, PC oder Tablet mit eingerichteter E-Mail-Adresse. Termine für die Videosprechstunde der Gefäßmedizin können über das Klinik-Sekretariat unter 02932-952-242201 vereinbart werden.
Kurz vor dem vereinbarten Termin erhält der Patient einen Link per E-Mail zugeschickt. Dieser Link führt nach einem Klick direkt in den Videokonferenzraum der Gefäßmedizin. Dort nehmen erfahrene Fachärzte für Angiologie und Gefäßchirurgie das Anliegen entgegen.