Meschede.. Josef Sommer aus Meschede dreht den Spieß um. Früher wurden aus Glocken Kanonen. Der engagierte Mescheder macht aus Bomben jetzt Friedensglocken. Sie hängen am Hennesee.


Früher, in Kriegszeiten, da wurden auch Kirchenglocken eingeschmolzen, um Kanonen daraus zu machen. Josef Sommer hat den Spieß umgedreht: Er hat aus Bomben jetzt Glocken gemacht. Als „Friedensglocken“ hängen sie nun am Hennesee: Als Mahnung, sich für den Frieden einzusetzen.

Josef Sommer hatte im Urlaub in Bayern ähnliche Glocken, hergestellt aus den Überresten von Bomben, entdeckt. Der CDU-Ratsherr, der auch in der Mescheder Bürgerstiftung aktiv ist, fand das gut übertragbar auf seine Heimatstadt. Er warb bei den „Stadtgesprächen“ und bei Betrieben für Unterstützung – und fand sie sofort.

Aber wie findet man alte Bomben, die noch als Denkmal taugen? Da kam am Ende der Munitionszerlegebetrieb in Hünxe ins Spiel. Der Betrieb wird von der Bezirksregierung Düsseldorf unterhalten, um Munition aus den beiden Weltkriegen zu vernichten. Josef Sommer durfte seine Idee dort vortragen, ihm wurde auch Unterstützung zugesichert – allerdings waren bei seinem ersten Besuch im Herbst 2015 die Lager leer. Vier Wochen später waren die Container wieder voll.

Überbleibsel von Fliegerbomben

Vier 45, 48, 52 und 60 Kilo schwere Überbleibsel von Bomben durfte Josef Sommer auf seinem Anhänger mitnehmen: Drei sind die Köpfe von Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg, eines das Hinterteil, wo der Zünder saß. Alle vier sind Blindgänger, die im September 2015 in NRW entdeckt und entschärft worden sind. Behalten darf Sommer die Bomben-Reste übrigens nicht: Sie sind ihm als Dauerleihgabe des Landes überlassen worden. Das wird auch auf einer Informations-Tafel vermerkt, die an den Friedensglocken noch angebracht wird. Josef Sommer freut sich über die Unterstützung, die er erfahren hat: „In dieser Form habe ich das noch nicht erlebt.“ Die Firma Wiese-Holz baute ihm die Holzkonstruktion, das Bauunternehmen Sauer & Sommer machte den Tiefbau, Hirth-Bedachungen wird die Dachdeckerarbeit übernehmen, die Bauschlosserei Franz-Josef Rickes fertigte die Aufhängungen für die Bomben-Köpfe an.

Neuer Standort gefunden

Die Friedensglocken hängen jetzt am Fußweg zwischen Schiffsanlegestelle und Ruderclub. Ursprünglich wollte Josef Sommer die Bomben-Glocken im Bereich der Schule unter dem Regenbogen aufstellen. Dagegen hatten aber die Nachbarn letzten Endes Bedenken, weil es womöglich doch zu laut werden könnte: „Ein tolles Projekt – aber muss es in einem Wohngebiet sein?“, fragte man ihn. Sommer kann die Einwände nachvollziehen: „Ich trauere dem ursprünglichen Standort nicht hinterher“, der neue am Hennesee gefalle ihm noch besser, hier würden Spaziergänger die Friedensglocken vielleicht bewusster wahrnehmen. Mit einem Messgerät ist vorher übrigens sicherheitshalber getestet worden, ob es nicht im Welcome-Hotel zu laut wird. Das ist nicht der Fall.

Jedermann darf nun an den Friedensglocken hämmern – das ist ausdrücklich erwünscht. Josef Sommer hofft: „Der Schall wird über den See ziehen und an den Frieden erinnern.“ Seit einem Jahr beschäftigt ihn sein Projekt. Und er betont, was in diesem einen Jahr sich so alles an weiterem Unfrieden in der Welt ereignet hat: Es ist bitternötig, Zeichen für den Frieden zu setzen. Die offizielle Einweihung der Glocken wird im November sein.