Meschede. Die Mescheder Hausärzte haben mit dem Impfen begonnen. Das sind ihre Erfahrungen - und sie haben eine wichtige Bitte.
Endlich sind sie auch am Zug. Die Mescheder Hausärzte haben die ersten Impfdosen erhalten. „Es läuft jetzt an!“, freut sich Dr. Barbara Jellentrup. „Das ist eine Aufgabe, die wir lösen können.“ - Wenn man sie denn lässt, denn die größte Aufgabe der Hausärzte war es in den ersten Tagen, die Flut an telefonischen Nachfragen zu beantworten. Zeitweilig brachen in den Praxen die Telefonleitungen zusammen. „Man konnte nicht mehr raus, geschweige denn reintelefonieren“, berichtet Dr. Bernd Ewert. „Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind wirklich krank.“
Eigene Mitarbeiter für Corona- und Impffragen
Dr. Inez Aengenheyster erzählt, dass sie allein für die Nachfragen rund ums Thema Impfen eine eigene Mitarbeiterin hätte einstellen können. Einfach jeder wolle wissen, wann er denn dran sei. „Und das kann ich auch verstehen“, ergänzt Barbara Jellentrup. „Ich hätte auch gern, dass meine Familie schon geimpft wäre, aber da müssen sich eben alle noch gedulden.“
Rund 18 Impfdosen pro Arzt und Woche zu Beginn - deutlich mehr in den kommenden Wochen - so lange nur so wenig Impfstoff vorhanden ist, impfen die Mescheder Ärzte streng nach der Priorisierung, die auch das Impfzentrum vorgibt. „Ein gesunder 60-Jähriger hat keine Chance“, sagt Bernd Ewert. „Wir melden uns bei unseren Risikopatienten.“ Die meisten chronisch Kranken sehe man sowieso regelmäßig in der Praxis.
Bitte keine Nachfragen
In der kommenden Woche, so plant es Dr. Christian Schaefer, sollen die Mitarbeiterinnen die Patienten abtelefonieren, die laut Priorisierung jetzt an der Reihe wären, sich aber noch nicht gemeldet haben. „Es ist ok, wenn man sich als über 70-Jähriger bei uns auf eine Liste setzen lässt“, findet er, „aber es wäre auch gut, wenn dann nicht mehr regelmäßig nachgefragt wird, wann man denn jetzt endlich dran sei.“ Auch zweigleisig zu fahren, sei durchaus ratsam, findet Barbara Jellentrup. Aber wenn man dann einen Termin hat, ob im Impfzentrum oder in der Praxis, dann solle man doch bitte den anderen absagen.
Jellentrup hat in der ersten Woche vor allem ihre nicht mehr mobilen Patienten geimpft, die zu Hause leben. „Die Impfdosen dafür kamen über das Impfzentrum“, erklärt sie. Auch das Impfen der Hausbesuchspatienten sei eine besondere Herausforderung. „Bei jedem müssen wir nach der Impfung eine Viertelstunde warten, ob die Injektion gut vertragen wird.“
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Inez Aengenheyster besuchte einen Patienten in Bestwig und einen in Meschede, hinzu kamen neuaufgenommene Patienten und neue Mitarbeiter in den Seniorenheimen, „viel mehr schaffe ich gar nicht.“ Auch in den Praxen müssen die Impfungen in den Ablauf integriert werden. Gerade für kleinere Praxen wie ihre sei das auch eine räumliche und logistische Herausforderung. „Es ist alles schon sehr viel im Moment.“
Keine Diskussion um den Impfstoff
Ob Astrazeneca oder Biontech geimpft wird - da sind sich alle einig - das wird nicht diskutiert. „Das legen wir fest“, erklärt Christian Schaefer. „Wir halten uns da an die Richtlinien.“ Alle zwischen 60 und 79 erhalten Astrazeneca, über 80 Biontech. Wer damit nicht einverstanden sei, müsse sich halt hinten anstellen. „Die Erkrankung ist auf jeden Fall schlimmer als jede Nebenwirkung“, wirbt Ewert für die Impfung.
Während manche Praxen schon den Eindruck haben, dass fast alle Ü80-Patienten geimpft sind, macht Schaefer andere Erfahrungen. „Es sind doch einige, die offenbar zu Hause einfach darauf warten, dass ihr Hausarzt oder ihre Hausärztin sie anruft.“
Manch einer der alten Patienten wolle sich auch nicht impfen lassen, „weil er den Tod nicht fürchtet“, erzählt Inez Aengenheyster. „Ich argumentiere dann, dass es ja nicht nur um ihn persönlich geht, sondern dass die Impfung wichtig ist, weil wir alle aus der Situation herauswollen. Und dafür brauchen wir einfach die 70 Prozent Immunität.“ Und dann darf „Frau Doktor“ doch impfen.