Meschede. Für das Jerusalema-Video der tanzenden Mitarbeiter im Klinikum Hochsauerland gab es erst viel Lob. Drohen jetzt auch dort Forderungen?

Es ist das mit Abstand am meisten angesehene Video unserer Facebook-Seite: Für die tanzenden Mitarbeiter des Klinikums Hochsauerland gab es viel Lob und positive Kommentare. Jetzt wird ihr Arbeitgeber möglicherweise zur Kasse gebeten.

Tanzen auf dem Mescheder Hubschrauberlandeplatz

Ob Chirurgie, Rettungsdienst, Innere oder Verwaltung - unterschiedlichste Abteilungen im St.-Walburga-Krankenhaus in Meschede, in Arnsberg und Hüsten tanzten vor Weihnachten zu „Jerusalema“, der Musik von „Master KG“. Sie tanzten auf Fluren, vor den Eingängen, in Therapieräumen und - besonders eindrucksvoll - auf dem Hubschrauberlandeplatz am Walburga-Krankenhaus.

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Sie verbreiteten Frohsinn und gute Laune mitten im Lockdown und werden nun kalt erwischt. Forderungen des Rechteinhabers Warner Music sind in ganz Deutschland zurzeit Thema - möglicherweise auch in Arnsberg.

„Wir möchten das nicht kommentieren“, erklärt Richard Bornkeßel. Der Pressesprecher des Klinikums wirbt um Verständnis. Auf der Facebook-Seite allerdings ist das Video nicht mehr zu finden. Offenbar hat man es von dort vorsichtshalber entfernt. Natürlich ist es aber weiter im Netz zu sehen. Unter anderem auf unserer Facebook-Seite.

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Forderungen von Warner Music

Kgaogelo Moagi, bekannt unter seinem Künstlernamen „Master KG“, ist ein 25 Jahre alter Musikproduzent und DJ aus Südafrika. Er ist der Urheber des Songs „Jerusalema“, zu dem Hunderte Menschen in Meschede und tausende deutschlandweit tanzten. In der Region waren es neben dem Klinikum Hochsauerland auch Polizeistationen im Märkischen Kreis, das DRK und die Entsorgungsbetriebe in Hagen.

Auch Angestellte im Rettungsdienst schwingen das Tanzbein.
Auch Angestellte im Rettungsdienst schwingen das Tanzbein. © Unbekannt | Ute Tolksdorf

Sie alle erhielten nun offenbar Forderungen vom Musik-Imperium „Warner Music“, das den südafrikanischen Künstler unter Vertrag genommen hatte, nachdem der Remix des Songs, verbunden mit einem Tanzvideo junger Angolaner um die Welt ging. Die meisten hatten offenbar das Musikstück einfach unterlegt, ohne sich um die Lizenzen zu kümmern.

Urheberrecht nicht beachtet

Focus Online zitiert in dem Zusammenhang einen Warner-Sprecher mit den Worten: „Wir lieben die Tatsache, dass die Fans hinter Jerusalema stehen. Aber wenn Organisationen in Deutschland den Song nutzen, um sich selbst zu promoten, sollten sie sich unserer Meinung nach eine Synchronisationslizenz sichern.“ Er spielt auch an auf die Auftrittsverbote in der Pandemie. In diesen schwierigen Zeiten sei es wichtiger denn je, dass Künstler und Künstlerinnen für ihre Musik bezahlt würden, wenn sie von Dritten genutzt werde, um ihre Reputation zu steigern.

Ein besonders gelungener Blick zum Abschluss: Mit der Drohne  über dem Hubschrauberlandeplatz des Walburga-Krankenhauses.
Ein besonders gelungener Blick zum Abschluss: Mit der Drohne über dem Hubschrauberlandeplatz des Walburga-Krankenhauses. © Unbekannt | Screenshot: Ute Tolksdorf

Doch die Summen haben es in sich. In Hagen zum Beispiel haben die Katholischen Kliniken einen vierstelligen Betrag für eine Dreimonatslizenz gezahlt. Danach wolle man das Ganze neu bewerten, sagte ein Kliniksprecher. Zuvor hatte das Klinikum den Künstler sogar angeschrieben. Doch das nutzte wenig. Dieser habe sich zwar gefreut, verwies aber ebenfalls auf Warner Music.

In der Polizei der HSK hatte man auch mit dem Gedanken gespielt, zu Jerusalema zu tanzen. „Wir haben dazu rumgeflachst“, berichtet Pressesprecher Sebastian Held. Nun ist man da natürlich froh, dass es bei Gedankenspielen blieb. Für andere Polizeidienststellen hat das Innenministerium offenbar gezahlt.