Eslohe. Nach dem Hochwasser in der Gemeinde Eslohe wird auch dort Soforthilfe beantragt. Für Bürgermeister Kersting steht fest, die Flut habe Folgen.

Nach dem Hochwasser steht die Höhe der entstandenen Schäden in der Gemeinde Eslohe noch nicht fest. Die ersten Auszahlungen von Soforthilfe an betroffene Haushalte und an kleinere Unternehmen sind bereits durch das Rathaus erfolgt.

Wie groß der Schaden insgesamt ist, lässt sich noch nicht genau sagen. „Wir haben versucht, die Schäden einzugrenzen – aber wir sind noch nicht so weit, dass ich das öffentlich beziffern möchte. Es hält sich in Grenzen, was die kommunalen Liegenschaften angehen“, sagt Bürgermeister Stephan Kersting. Für die Schäden, die der Gemeinde entstanden sind, will Kersting keine Landesmittel erbitten: „Das muss man doch relativieren. Hilfe muss dorthin, wo sie am wichtigsten ist. Ich schreibe nicht ans Land, dass ich aus diesem Topf, der für die Kommunen bestimmt ist, auch noch Geld haben möchte. Das müssen wir schon selbst wuppen. Klar, das wird weh tun. Aber das kriegen wir hin.“

„Strategisch denken, möglichst emotionslos“

Die Feuerwehr beim Einsatz während des Hochwassers in Eslohe.
Die Feuerwehr beim Einsatz während des Hochwassers in Eslohe. © Unbekannt | Feuerwehr

Schwer abzuschätzen sei die Höhe der privaten Schäden, von denen die Gemeinde ja nicht alle erfährt. Im Vorzimmer des Bürgermeisters werden die Anträge auf Soforthilfe von 3500 bzw. 5000 Euro bearbeitet: Die Auszahlung laufe bereits, so Kersting – „das geht sehr unbürokratisch, das ist nur ein Formblatt“. Man muss der Gemeinde gegenüber versichern, dass der Schaden über 5000 Euro liege, dass keine Elementarversicherung bestehe. Die Überweisung gehe dann sofort auf das Konto der Betroffenen. „Wir schauen nicht nach, wir wollen keine Fotos, Unterlagen oder Schätzungen. Das beruht sehr, sehr stark auf Vertrauen. Deshalb ist es auch gut, dass das Sofortprogramm über die Kommunen abgewickelt wird: Wir kennen unsere Leute ja! Wir sind nahe dran.“

Die Diskussion um zusätzlichen Hochwasserschutz wird auch auf die Gemeinde Eslohe zukommen. Das ist sicher für den Bürgermeister.: „Man muss in allen Bereichen strategisch denken, möglichst emotionslos. Was können wir tun bei Bebauungsplänen, bei Flächennutzungsplänen, aber auch bei Renaturierungsmaßnahmen?“ Kersting sieht da bereits Erfolge: „Ich bin überzeugt, dass die Schäden in Wenholthausen und Eslohe erheblich höher gewesen wären, wenn wir nicht die Renaturierungsmaßnahmen gemacht hätten. Das war immer noch schlimm genug, ich will das nicht bagatellisieren. Aber man hat schon gemerkt, dass da etwas passiert ist.“

Mehr Baugebiete, mehr Versiegelung

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„Nicht an allem ist der Klimawandel schuld“, sagt Stephan Kersting: „Wir befinden uns in einer Wahlkampfzeit.“ Es sei klar, dass es klimatische Veränderungen gebe – die auch zum Teil dafür verantwortlich seien, dass es zum Beispiel Starkregen häufiger und mit einer anderen Dimension gebe: „Wer das abstreitet, ist lebensfremd. Aber jetzt zu sagen, dass sei die Hauptursache, halte ich für verwegen.“

Denn in den letzten Jahrzehnten seien auch in der Gemeinde Eslohe immer mehr Baugebiete ausgewiesen worden: „Wenn ich mir anschaue, wie viel Fläche durch solche Maßnahmen in den letzten 40 Jahren auch versiegelt wurde: Das fließt alles in die Bäche. Da machen wir uns nichts vor. Wasser fließt bekanntlich immer bergab. Je weiter ich in dieser Kette unten bin, desto dramatischer sind die Folgen. Das werde ich nur bedingt in den Griff bekommen, indem ich versuche, etwas zu kanalisieren.“

Für Versickerung sorgen

Die Wenne in Bremke beim Hochwasser im Juli.
Die Wenne in Bremke beim Hochwasser im Juli. © Unbekannt | Privat

Der Bürgermeister verlangt deshalb, „wir müssen neu denken“: „Was ist mit Retentionsflächen, wo gebe ich einem Bach mehr Freiheiten?“ Er weiß, dass es dabei Zielkonflikte mit den Interessen der Landwirtschaft und der Stadtentwicklung geben wird. Kersting rät auch zu kleinen Maßnahmen, etwa der Versickerung auf dem eigenem Grundstück: „Ich muss das Wasser aus meinen Dachrinnen nicht immer grundsätzlich in den Kanal ableiten. Vielleicht kann ich mir auch, platt gesagt, hinter meinem Haus ein großes Loch buddeln, kippe da Kies rein, mache Mutterboden darauf und leite da mein Regenwasser hinein. Wenn das in einem Baugebiet 50 Häuser machen würden, wäre das eine ganze Menge Wasser, die bei einem Starkregen eben nicht in ein Gewässer fließen würde.“

Stephan Kersting ist aber auch sicher: „Das Restrisiko bleibt. Ich bekomme es nicht hin, jedes Lebensrisiko lösen zu können. Schäden, die jetzt privat entstanden sind, werden wir auch nicht zu 100 Prozent abdecken können. Wer das verspricht, muss aufpassen, was er da sagt.“ Wo am Wasser gebaut werde, da werde es weiterhin Schwachstellen geben: „Ich wage die Prognose, das wird auch so bleiben. Es gibt auch Bereiche, das sage ich ganz ehrlich, da wird beim nächsten Hochwasser wieder das Wasser im Keller stehen - weil es gar nicht anders geht.“

>>>HINTERGRUND<<<

Ein Sonderfall, so Bürgermeister Stephan Kersting, seien ehrenamtlich Tätige, die das Hochwasser auch traf – vor allem Rot-Weiß Wenholthausen mit seinem Sportplatz, der komplett unter Wasser gestanden hat: „Die hat es schon arg getroffen. Da muss man jetzt erst mal eine Schadensaufnahme machen.“ Ein Platz in einer solchen Lage an der Wenne sei nun einmal nicht zu versichern. Kersting sagt Hilfe zu: „Am Ende des Tages müssen wir uns dazu in der Politik hinsetzen. Es wird eine Lösung geben.“

Lob hat Eslohes Bürgermeister für die Selbsthilfe nach dem Hochwasser: „Das war top, das hat hervorragend geklappt! Völlig unaufgefordert wurde sich gegenseitig geholfen. Der Sauerländer organisiert sich selbst. Das war schon super.“