Hochsauerlandkreis. Es ist die Droge Nr. 1 im Kreis. Nun wird über ihre deutschlandweite Legalisierung diskutiert. Wieso ein Polizeibeamter das für „Irrsinn“ hält.
Gerade erst wurde Cannabis wieder zur Nr. 1 Droge im Kreis erklärt, da kommt bei den Sondierungsgesprächen zur Ampelkoalition das Thema Legalisierung der Droge auf den Tisch - und ruft euphorische Befürworter und scharfe Kritiker auf den Plan. Zu letzteren gehört die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Mit unserer Zeitung haben Sven Brandes als Gewerkschaftsvertreter im HSK und Michael Maatz, stellvertretender Landesvorsitzender der GdP, über die Cannabis-Legalisierung gesprochen.
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Großangelegte Kontrollen
Man wolle die Drogenkriminalität vom „Dunkel- ins Hellfeld“ holen, hatte die HSK-Polizei kürzlich erklärt und mit einer großangelegten Kontrolle diverse Personen aufgespürt, die in Besitz von Cannabis waren sowie Drogen-Verstecke in und um Meschede offen gelegt. Weitere Kontrollen in größerem Stil könnten in naher Zukunft anstehen, „unser Fokus liegt derzeit auf der Drogen- und Betäubungsmittelkriminalität“, bestätigte daraufhin HSK-Polizeisprecher Sebastian Held.
GdP ist anderer Meinung als die Politik
Während die Polizei vor Ort mit Kontrollen die Drogen ins Hellfeld holen möchte, setzen Politiker derzeit auf die so genannte „Entkriminalisierung“. Ein Begriff an dem sich Michael Maatz, selbst bei der Kriminalpolizei tätig, stößt. „Die Meinung der Gewerkschaft der Polizei dazu deckt sich definitiv nicht mit der der Politik. Wir sind der Meinung, dass das ein völlig falscher Schritt ist“, erklärt er. Hintergrund sei, dass man die Gefahren durch die Legalisierung viel höher einschätze als den Nutzen. „Die Langzeitfolgen von Cannabis-Konsum sind enorm und es gibt diverse Studien die belegen, dass hoher THC-Gehalt zu psychischen Erkrankungen führt“, sagt Michael Maatz, stellvertretend für die Gewerkschaft der Polizei in NRW.
Auch wenn in Ländern, in denen die Droge längst legalisiert ist, offiziell kein nennenswerter Zuwachs von Cannabiskonsum verzeichnet wird, glaubt der Kripo-Beamte aufgrund seiner langjährigen Berufserfahrung in der Drogenkriminalität nicht daran, dass die Legalisierung keine negativen Auswirkungen in Deutschland hätte. „In manchen Ländern wird angegeben, dass sogar weniger konsumiert wird, in anderen etwas mehr. Persönlich glaube ich nicht, dass sich die Anzahl der Konsument verringern würde“, so Maatz. Im gesamten Betäubungsmittelbereich müsse man ohnehin immer mit enormen Dunkelziffern rechnen.
Keine Personaleinsparungen durch Legalisierung
Ein Argument der Legalisierungs-Befürworter ist zudem, dass quasi als positiver Nebeneffekt Kapazitäten im Polizeidienst, u.a. durch weniger Kontrollen, eingespart würden. Diese könnten dann auf anderer Seite wieder für die Drogenprävention eingesetzt werden. Was auf den ersten Blick sinnvoll klingt, hält man bei der Gewerkschaft der Polizei nicht für eine realistische Einschätzung der Personalsituation. „Vorweg: Präventionsarbeit ist in allen Bereichen und gerade bei Betäubungsmitteln sehr, sehr wichtig. Läuft es dort erfolgreich, resultieren daraus weniger Ermittlungsvorgänge. Nun aber davon auszugehen, dass man durch die Legalisierung von Cannabis Personal einspart und es für die Prävention einsetzt, halte ich für extrem fraglich. Da gibt es eigentlich noch ganz andere Abteilungen, in denen es personelle Engpässe gibt“, erklärt Michael Maatz.
THC-Konsum am Steuer
Gerade im Bereich Verkehrskontrollen käme womöglich durch die Legalisierung ein Mehraufwand auf die Beamten im Streifendienst zu, befürchtet auch Sven Brandes, Leiter der HSK-Kreisgruppe der GdP. „Ich gehe ja mal davon aus, dass das wie beim Alkohol wird und man unter Einfluss von THC kein Fahrzeug führen darf. Also sehe ich in diesem Bereich eher noch mehr Arbeit auf uns zukommen“, so Brandes.
Der Arbeitsaufwand sei aber keinesfalls die größte Sorge der Gewerkschaft der Polizei, betonen Sven Brandes, wie Michael Maatz. „Der Aufwand rund um die Betäubungsmittelkriminalität ist ohnehin sehr hoch. Jetzt Cannabis zu legalisieren halte ich für Irrsinn. Es ist und bleibt eine gefährliche Einstiegsdroge“, sagt Michael Maatz.
>>>HINTERGRUND
In den Sondierungsgesprächen zur Ampel-Koalition sind auch mögliche Cannabis-Ausgaben bereits Thema gewesen.
FDP und Grüne sind für einen „Verkauf in lizenzierten Fachgeschäften“.
Die SPD befürwortet eine „regulierte Abgabe“ an Erwachsene zunächst in Modellprojekten, die von Präventions- und Beratungsangeboten begleitet werden