Schmallenberg/Meschede. Sain Rafiyava kommt aus Aserbaidschan, wohnt in Meschede und arbeitet in Schmallenberg. Sie erzählt, was sie an ihrer neuen Heimat so liebt.
Aus der Hauptstadt von Aserbaidschan, Baku, nach Schmallenberg – diesen Weg ist Sain Rafiyeva, auch „Sun“ genannt, gegangen. Im Interview erzählt sie, was sie nach Schmallenberg gezogen hat und was sie hier besonders gern mag. Aber sie berichtet auch von ihren Sorgen vor dem großen Umzug und den Menschen in ihrem Heimatland.
Erzählen Sie uns zu Beginn etwas über sich.
Sain Rafiyeva Ich bin 28 Jahre alt und bin Musiklehrerin hier in Schmallenberg an der MuSa. Ich wohne in Meschede. Ursprünglich komme ich aus Aserbaidschan, genauer gesagt aus Baku-Stadt, der Hauptstadt des Landes. Dort bin ich elf Jahre zur Schule gegangen und habe mein Abitur gemacht. Danach habe ich meinen Bachelor im Fach Klavier an der Bako-Music Academy gemacht.
Sie kommen ursprünglich aus Aserbaidschan. Wie sind die Lebensmentalität und Kultur in diesem Land?
In Aserbeidschan haben die Menschen eine ganz andere Lebensmentalität als hier in Deutschland. Auf den Straßen ist es laut und chaotisch, aber das meine ich gar nicht negativ. Die Menschen dort sind offen, lebensfroh und lieben die Musik.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen nach Schmallenberg zu gehen?
Ich bin 2014 für einen siebenmonatigen Kurs an der Elektronischen Musikschule Köln nach Deutschland gekommen. Danach ging es dann wieder zurück nach Baku. Ich hatte schon seit meiner Kindheit den Traum, irgendwann nach Deutschland zu ziehen. Die Sprache habe ich mir selbst beigebracht. 2016 habe ich mich dann bei einer Eignungsprüfung für meinen Master an der Robert-Schumann-Musikschule in Düsseldorf beworben und einfach gehofft, dass es klappt. Ich wurde angenommen. Dort habe ich dann zwei Jahre studiert – das war bisher die schönste Zeit in meinem Leben. Ich habe mich als Korrepetitorin weitergebildet und mich dann um viele Stellen hier in Deutschland beworben. Ich habe sofort ein Vorstellungsgespräch hier bei der MuSA in Schmallenberg angeboten bekommen und mir hat es auf Anhieb gefallen. Ich bin jetzt seit zwei Jahren hier und liebe die familiäre Atmosphäre in der Musikschule.
Welche Ängste und Sorgen hatten Sie vor Ihrem Umzug?
Ich hatte schon Angst, bevor ich nach Deutschland gekommen bin. Als ich 2014 gekommen bin, war ich noch sehr jung und ich war ganz allein. Ohne meine Familie in einem fremden Land zu leben war natürlich schon beängstigend – aber auch total spannend. Schritt für Schritt hat alles geklappt, was ich mir vorgenommen habe und jetzt bin ich froh, dass ich mich getraut habe, hierher zu kommen.
War es für Sie schwer, in Deutschland richtig anzukommen und Freunde zu finden?
Für mich war es eigentlich gar nicht schwer, mich hier richtig einzuleben. Ich habe mich sehr schnell „eingedeutscht“. Ich mag das System in Deutschland, aber zu Beginn fand ich es schon kompliziert mich zurecht zu finden. Wie gehe ich zum Arzt? Welche Versicherung muss ich wählen? Alles Fragen, über die ich mir in Aserbaidschan keine Gedanken machen musste. Außerdem mag ich die deutsche Mentalität. Viele Leute in Aserbaidschan denken, dass die Deutschen sehr kalt und abweisend sind. Das finde ich aber überhaupt nicht.
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Was vermissen Sie am meisten an Ihrer Heimat?
Am meisten vermisse ich natürlich meine Familie. Was mir aber auch fehlt, ist das Meer und der Strand.
…und was gefällt Ihnen am Sauerland am Besten?
Am meisten liebe ich die Natur und die frische Luft. Ich bin immer wieder begeistert, wenn ich von Meschede nach Schmallenberg fahre und die schöne Natur sehe.
Welcher Moment in Schmallenberg ist Ihnen bisher am meisten in Erinnerung geblieben?
Die letzten zwei Jahren, in denen ich schon hier bin, waren sehr von der Corona-Pandemie geprägt. Was mir aber am besten in Erinnerung geblieben ist, ist mein Auftritt im Habbels. Das ist meine schönste Erinnerung an meine Zeit hier.
Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor? Könnten Sie sich vorstellen wieder zurück nach Aserbaidschan zu ziehen?
Meine Zukunft ist noch ungewiss. Ich bin seit Oktober verheiratet und hoffe, dass mein Mann aus Aserbaidschan bald zu mir nach Deutschland kommt. Ich habe noch viele Ideen und möchte noch viele Projekte in Schmallenberg umsetzen. Wegen der Pandemie war das bislang etwas schwierig, aber ich hoffe, dass ich in Zukunft weiter kreativ werden kann.