Meschede. Impungen, Lockdown - wie geht es weiter mit Corona? Ein Interview mit dem Leiter des Gesundheitsamtes im Hochsauerlandkreis.
Wie geht es mit den Impfungen weiter? Und wann kommt unser altes Leben zurück? Wir haben mit dem Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Dr. Peter Kleeschulte, über die Corona-Lage im heimischen Raum gesprochen.
Frage: Wird das Coronavirus jemals wieder aus unserem Leben verschwinden, zum Beispiel bei Erreichen einer hohen Impfquote im Herbst?
Dr. Kleeschulte: Nein, wir werden dauerhaft mit dem Virus leben, genauso wie mit den Influenza- oder Masern-Viren und genauso wie mit den vielen Arten von Coronaviren, die schon länger existieren.
Also Einschränkungen für immer?
Nein, wir haben doch jetzt zum ersten Mal etwas Wirksames gegen das neuartige Coronavirus in der Hand: die Impfung. Das führe ich mir jedes Mal vor Augen, wenn auch ich ungeduldig werde. Die Impfstoffe zu entwickeln, das war eine großartige Leistung der Wissenschaft, etwas Herausragendes!
Wie werden wir denn künftig mit diesem Coronavirus leben?
Es wird immer wieder kleinere Ausbrüche geben, so wie es bei Masern oder der Grippe der Fall ist.
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In der breiten Bevölkerung entsteht zunehmend eine Herdenimmunität: Zum einen dadurch, dass die Durchseuchung durch neue Infektionen fortschreitet, zum anderen aber wesentlich durch die Impfung. Ich schätze, schon in zwei Jahren wird man anders mit Infektionen durch das Coronavirus umgehen, das betrifft auch die jetzt umfassenden statistischen Erhebungen.
Wann bekommen wir denn unser altes Leben mit Großveranstaltungen, Reisen und Geselligkeit zurück?
Ich hoffe, weitestgehend im Verlauf dieses Sommer. Das ist aber nur meine ganz persönliche Meinung. Ich weiß es natürlich nicht genau. Aber ich sehne mich auch danach.
Und wann tritt eine weitere Entspannung der jetzigen Situation ein?
Vermutlich mit dem Frühjahr, wenn es wärmer wird und wir uns mehr draußen aufhalten. So war es auch im vergangenen Jahr.
Was halten Sie von der 35er-Inzidenz, die von der Politik als Voraussetzung für weitere Lockerungen festgelegt worden ist?
Das ist ein Wert, der nicht wissenschaftlich festgelegt wurde, der aber im Infektionsschutzgesetz aufgeführt ist.
Genauso wie der 50er-Wert?
Ja. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass die Kontaktverfolgung im Hochsauerlandkreis auch bei dreistelligen Inzidenz-Werten funktioniert hat.
Sind Sie beunruhigt, wenn Sie davon lesen, dass es zu Ausbrüchen trotz Impfungen in Seniorenheimen kommt?
Nein, ich bin nicht beunruhigt. Die Impfungen lassen mich vielmehr entspannt in die Zukunft schauen. Es ist doch so: Wenn die Krankheit trotz Impfungen ausgebrochen ist, hatte sie einen sehr milden Verlauf oder die Betroffenen hatten nicht mal Symptome. Das zeigt die Schutzwirkung. Und außerdem dauert es eine Zeit, bis Anti-Körper gebildet werden. Deshalb kann es vorkommen, dass sich jemand trotz Impfung zunächst noch infiziert.
Hatten Sie solche Fälle im Hochsauerlandkreis auch?
Ja, in drei Altenheimen in Arnsberg, Sundern und Neheim. In allen Fällen war dort aber zunächst die erste Impfung verabreicht worden. Beim Impfstoff von Biontech wird eine zweite benötigt. Trotzdem zeigte sich bereits eine Schutzwirkung, wenn ich zum Vergleich an die Verläufe denke, die wir bisher in solchen Einrichtungen erlebt haben.
Sind die Seniorenheime im heimischen Raum bald durchgeimpft?
Wir gehen davon aus, dass die erste Impfrunde Mitte des Monats abgeschlossen sein wird, viele haben auch schon die zweite bekommen. Ich bin außerdem froh darüber, dass jetzt Pflegepersonal, Ärzte und Rettungsdienst geschützt werden - all jene, die mit Infizierten in Kontakt kommen. Das wird uns sehr helfen, wenn hier der Impfschutz vorhanden ist, und zu einer weiteren Entspannung der Lage beitragen.