Meschede. Vor dem Tierheim in Meschede-Enste finden Mitarbeiter einen Pappkarton, in dem offenbar ein Tier war. Dort will man nicht zu schnell urteilen.

Verpackt und zugeklebt und dann vor dem Tierheim in Meschede-Enste im Schneetreiben ausgesetzt. Das Schicksal eines bisher unbekannten Lebewesens erregt die Gemüter. Jaqueline Wolcz, Leiterin des Tierheims, ist vorsichtig mit einem Urteil.

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Leiterin des Tierheims Meschede Jaqueline Wolcz
Leiterin des Tierheims Meschede Jaqueline Wolcz © Privat | Privat

Am Dienstagmorgen haben Mitarbeiter des Tierheims einen Karton vor der Tür entdeckt. Ein Tier war nicht mehr zu finden. Es hatte sich in seiner Verzweiflung mittlerweile den Weg freigekratzt und freigebissen. Vom Schnee befreit, fand sich auch ein Zettel auf dem Karton: „Bitte kümmern sie sich um mein Wölckchen. Bin krebskrank, mit leit tun.“

Jaqueline Wolcz ist erschüttert. Was geht in Menschen vor, die das tun?“, fragt sie sich. Sie weiß: „Hinter jedem vernachlässigten Tier steht auch ein menschliches Schicksal“, ohne dass sie einen konkreten Vorwurf erheben will. Das allerdings passiert parallel bei Facebook.

Erregung bei Facebook

Dort ist die Erregung groß. „Was denken sich Leute, die so etwas tun?“, heißt es dort oder: „Das kann man doch vernünftig regeln!“ Und: „Der Karton oder das was vorher drin war, hat auch etwas gekostet. Aber für sowas haben die Leute ja Geld, aber dann Tiere vernünftig abzugeben, wieder nicht. Die armen Lebewesen in unserer heutigen Gesellschaft.“

Auf der Suche nach dem Besitzer

Das Tierheim hatte Bilder des Kartons gepostet, weil es hofft, darüber etwas über Tier und Besitzer herauszufinden. „Vielleicht melde er oder sie sich ja wenigstens noch mal anonym“, sagt Wolcz. Zurzeit wisse man ja nicht einmal, welches Tier man suchen müsse. Wolcz tippt zwar auf eine Katze, hat aber auch dafür keine festen Anhaltspunkte. „Ein Kaninchen war es jedenfalls nicht“, ist sie überzeugt. „Dann hätten wir Kotspuren gefunden.“

Ist „Wölckchen“ eine Katze?

Sie fürchtet, dass das Tier total orientierungslos ist. „Um den Ausreißer wiederzufinden, wäre es hilfreich, wenn wir ein Foto hätten.“ Am Tierheim haben die Mitarbeiter zwar bereits Katzenfallen aufgestellt. „Aber hier gibt es ja noch andere Streuner, woher sollen wir wissen, dass wir das richtige Tier eingefangen haben?“

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Das Tier hatte sich den Weg freigekratzt und freigebissen.  
Das Tier hatte sich den Weg freigekratzt und freigebissen.   © Privat | Privat

Jaqueline Wolcz will niemanden anklagen oder gar Anzeige erstatten, wie ein erboster Tierfreund schon am Telefon gefordert hat. „Ich erlebe oft, dass viel menschliches Leid dahintersteckt, wenn Tiere nicht ordnungsgemäß abgegeben werden.“ Sie weiß: Der Besitzer schämt sich, er ist überfordert, psychisch krank oder ihm fehlt das Geld für die Abgabe. Zuletzt musste sie eine völlig vernachlässigte Katze aufnehmen. „Das Tier hatte offenbar mehrere Tage neben seinem toten Besitzer gelebt.“

Die Finanzierung

85 Euro kostet die Aufnahme normalerweise. Viel Geld - für manchen auch zu viel. „Doch da findet sich dann immer ein Weg“, betont sie. „Wir reißen hier niemandem den Kopf ab!“

Das Geld aber braucht das Tierheim. Der Neuzugang wird dem Tierarzt vorgestellt, geimpft und kastriert. Eine Adoption kostet dann noch mal 150 Euro. „Ohne Spenden geht es nicht!“

Jeder ist gefordert

Natürlich müsse es sich jeder erstmal selbst überlegen, bevor er sich ein Tier anschafft, ob er es überhaupt versorgen kann, fordert Wolcz. „Was mache ich, wenn ich krank werde oder in den Urlaub will. Wer nimmt es dann?“ Doch die Tierfreundin ist auch Menschenfreund. Sie wünscht sich, dass alle etwas genauer hinsehen. „Gerade jetzt in Corona-Zeiten, vereinsamen viele alte Menschen.“ Viele hätten finanzielle Probleme und wären nicht mehr in der Lage, ihre Tiere zu bezahlen. „Da können auch Nachbarn ihre Hilfe anbieten und einfach mal eine Palette Katzenfutter vor die Tür stellen. Wer weiß denn schon, welches menschliches Schicksal hinter diesem Fall steckt?“

Spenden sind willkommen

Das Tierheim in Meschede ist zuständig für die Kommunen, Bestwig, Eslohe, Schmallenberg, Olsberg und Meschede.

Träger ist der Tierschutzverein für den HSK.

Wer die Arbeit unterstützen will, kann spenden an den Tierschutzverein HSK unter IBAN: DE52464510120008001125.

Auch eine Förder-Mitgliedschaft ist möglich.

Gerne werden zu den Öffnungszeiten Futter- und Sachspenden entgegengenommen, auch Heu und Stroh für Kleintiere.

Weitere Informationen gibt es unter 0291/1776 sowie auf www.tierschutzverein-hsk.de