Meschede. Das Befahren des Friedhofs ist laut Satzung verboten. Wer sich nicht daran hält und was den Mescheder Friedhofsverwalter außerdem ärgert.
Der Friedhof ist ein Ort der Ruhe und der Besinnung, aber auch der Begegnung. „Natürlich darf man hier auch lachen“, sagt der Mescheder Friedhofsverwalter Reinhard Paul, aber es gibt ein paar Dinge, die er und Heinz Hiegemann, der Leiter des zuständigen Fachbereichs, gar nicht lustig finden.
Autofahren
Autofahren ist auf dem Friedhofsgelände laut Satzung verboten. Natürlich müssen Gärtner und Bestatter mit dem Auto vorfahren. Aber rund zehn nicht berechtigte Fahrzeuge beobachtet Reinhard Paul jeden Tag. „Und wenn wir dann was sagen, werden wir noch beschimpft.“ Die Friedhofsverwaltung drücke schon mal ein Auge zu, wenn jemand einen schweren Sack mit Erde zum Grab schleppen müsse, erklärt Paul.
Was den Friedhofsverwalter aber zuletzt richtig ärgerte, war ein Paketdienst, der auf dem schmalen Weg des Südfriedhofs quasi über die Gräber fuhr. „Keine Ahnung, was den angetrieben hat“, so Paul, „vielleicht eine falsche Angabe in der Navigations-App.“ Und solche Fahrten seien keine Ausnahme, betont er. „Immer mal wieder gibt es Beschwerden, dass angeblich Reifenspuren auf Gräbern zu sehen sind und dann werden meist wir zu Unrecht verdächtigt.“ Eine ältere Dame, die mit ihrem Smart über den Friedhof fuhr, sorgte für Kopfschütteln. „Ihr kam sogar ein Trauerzug entgegen, der musste ausweichen – die Seniorin tat es nämlich nicht.“
Parken
Im Bereich Dünnefeldweg befinden sich einige öffentliche Parkplätze. Dort darf man mit Parkscheibe für zwei Stunden parken. „Regelmäßig werden diese Parkplätze von den Schülern der Berufsschule blockiert“, beobachtet Paul. „Oft stehen dort die Fahrzeuge den gesamten Vormittag bis zum Schulschluss an der gleichen Stelle.“ In den Pausen würden dann die Fahrzeuge minimal umgesetzt und die Einstellungen der Parkscheibe im Fahrzeug geändert, um weitere zwei Stunden dort parken zu dürfen. Paul appelliert an die Schüler, die Parkplätze freizuhalten. „Diese Plätze sind wichtig, damit gerade ältere Leute die Möglichkeit haben, den Friedhof oder Beisetzungen zu besuchen ohne lange Wege gehen zu müssen.“
Überwucherte Gräber
Auch Ärger wegen ungepflegter Gräber, gehört zum Tagesgeschäft. So hatten jetzt Angehörige einen laminierten Zettel auf das zugewucherte Nachbar-Grab gelegt. „Es ist schön, dass Sie sich endlich um das Grab kümmern“, war da zu lesen. „Wir haben bereits Beschwerde bei der Friedhofsverwaltung wegen des unmöglichen Zustandes des Grabes eingereicht. Das Unkraut wuchert bereits auf unsere Grabstelle!!!“ Weiter heißt es da: Falls es schwierig sei, immer aus Norddeutschland anzureisen, könne man zur Grabpflege ja auch einen Gartenbetrieb beauftragen.
Reinhard Paul kennt auch diese Beschwerden und kann sie nachvollziehen. „Für uns ist es in einem solchen Fall oft schwer, Angehörige ausfindig zu machen.“ Die so genannten Nutzungsberechtigten haben mit der Beerdigung die Kosten für die Grabstelle für 30 oder 40 Jahre an die Stadt entrichtet. Die Pflege wird dann nach so vielen Jahren einfach vergessen. „Sind die direkten Angehörigen verzogen oder verstorben, müssen auch wir offiziell die Kommune des letzten Wohnsitzes anschreiben.“ Nicht immer gebe es dann die gewünschten Informationen. Reinhard Paul geht deshalb schon andere Wege: „Über die sozialen Medien ist es manchmal leichter, den Kontakt herzustellen.“
Das muslimische Grabfeld
Unauffällig im hinteren Bereich des Friedhofs an der Rosenstraße liegen 28 muslimische Gräber. Ihre Ausrichtung wurde vor Jahren mit einem Imam genau festgelegt. „Da sieht es leider insgesamt recht ungepflegt aus“, ärgert sich Reinhard Paul. „Wenn man die Moschee-Gemeinde oder die Angehörigen anspricht, heißt es: ,Ein Jahr beträgt die Trauerphase, vorher ist es in unserem Glauben nicht üblich, dass man Gräber pflegt´“. Insgesamt sind es - bezogen auf die tatsächliche Anzahl an muslimischen Bürgern – immer noch verschwindend wenige Muslime, die sich in Meschede bestatten lassen. „Die meisten Toten werden in die Heimatländer überführt“, weiß Paul. Offenbar gibt es trotzdem einzelne Hinterbliebene, für die der Besuch des Grabes ein wichtiger Ankerpunkt ist. Zwei weiße Gartenstühle steht an den Gräbern. Kein schöner Anblick. Reinhard Paul hat sie schon mehrfach weggestellt. Doch die Angehörigen holen sie sich immer wieder. Und letztlich, so weiß auch Paul, ist die Lage des Grabfeldes in diesem Bereich des Nordfriedhofs nicht einsehbar. „Kaum jemand wird sich daran stören, wie es hier aussieht.“
Autowaschen
Was allerdings auch einem langjährigen Friedhofsverwalter Zornesfalten in die Stirn getrieben hat, war eine Gruppe von Männern, die bei lauter Musik einen Gartenschlauch an den Wasserhahn auf dem Friedhofsgelände angeschlossen hatten. Nicht etwa, um die Beete zu gießen, was auch schon verboten wäre, sondern, wie Paul beobachtete „um auf dem Friedhofsgelände und den benachbarten Parkplätzen Autos zu waschen.“