Menden. Ausverkauf im Café Molitor: Zum abschließenden Trödel kommen viel mehr Menschen an die Lendringser Hauptstraße als erwartet.

Am Samstagvormittag gegen 11 Uhr herrscht ein regelrechter Auflauf vor dem Café Molitor an der Lendringser Hauptstraße: Etwa 70 Menschen stehen Schlange, um beim angekündigten Café-Trödel möglichst früh dabei zu sein und die besten Schnäppchen zu machen. Es sind langjährige Kundinnen und Kunden ebenso wie Menschen, die vom Abverkauf gelesen haben und heute zum ersten Mal hier sind. Auch ein TV-Team des WDR ist gekommen, um für Montag einen Beitrag anzufertigen.

Abschied: Café-Trödel bei Molitor
Schlange vorm Café: Viele Schnäppchenjäger sind am Samstag gekommen, manche wollen sich auch von den Molitors verabschieden. © Westfalenpost | Privat

Die traditionsreiche Konditorei von Wilm und Brigitte Molitor hat am Abend zuvor den Verkaufsbetrieb eingestellt, nach 82 Jahren. Am Wochenende sollen nun Mobiliar, Geschirr, Geräte und Deko aller Art abgegeben werden. Am Sonntag ab 11 Uhr geht‘s weiter, erst am Nachmittag ist endgültig Ladenschluss. Zwar ist schon vieles vergeben, „Stühle zum Beispiel gibt es keine mehr“, sagt Brigitte Molitor. Doch die Stippvisite dürfte sich auch am Sonntag noch lohnen.

Abschied: Café-Trödel bei Molitor
Letzter Mitarbeitertreff: Konditormeister Wilm Molitor (rechts) freut sich sichtlich über die große Unterstützung vor dem großen Ausverkauf. © Westfalenpost | Privat

Die letzten Tage ihres Cafés hat das Ehepaar Molitor sehr intensiv erlebt. „Die Kinder der Bischof-von-Ketteler-Grundschule waren am Donnerstag hier und haben für uns gesungen“, sagt Wilm Molitor sichtlich bewegt. Aus den USA meldete sich Manfred Sander, der erste Auszubildende von Wilms Vater Wilhelm, um sich persönlich zu verabschieden. Wilms alter Fußballkumpel Robert „Stacho“ Sendatzki brachte ein altes Mannschaftsfoto vorbei. Und natürlich kamen zuletzt viele langjährige Kunden, um den angehenden Glückstädtern „Tschüs“ zu sagen und nach dem Rezeptbuch zu fragen. Das wollen die Molitors im Mai noch herausgeben, bevor es für sie im Frühsommer in den hohen Norden geht.

Café-Trödel bei Molitor
Der VfL Platte Heide hat sich bei den Molitors einiges für die Vereinsküche gesichert. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Nach der Verabschiedung des letzten Kunden am Freitagabend hat sich das Ehepaar eigentlich allein im Café gesehen, um noch ein paar Tränchen zu verdrücken. Doch daraus wird nichts: Stattdessen stehen Freunde, Bekannte und Mitarbeiterinnen zur Abschiedsparty vor der Tür. Wilms „Alkohol-Vernichtungstruppe AVT“ ist ebenso gekommen wie die Krabbelgruppe, der Brigitte Molitor angehört, seit ihr Sohn Sebastian ein Baby war. Der ist seinerseits mit Frau und Söhnchen Finn aus Glückstadt angereist, um beim Abverkauf mitzuhelfen. Und vorher heimlich Bier und Bockwürstchen für die Feier zu besorgen. „Das war einfach nur schön“, sagt Wilm Molitor.

Café-Trödel bei Molitor
Kännchen-Wüste: Viel Geschirr ist noch zu haben, alle Stühle sind dagegen schon weg. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Ihren Abschiedströdel haben die Molitors so sorgfältig vorbereitet wie eh und je. Ob Kaffeekännchen, Becher, Untersetzer, Pralinenschachteln, Tischdecken, Bilderrahmen, Untersetzer, Kannen oder Blumendeko: Bis zum letzten Eierbecher ist alles sorgfältig ausgepreist und dekorativ aufgestellt. Man kann sich die Arbeit vorstellen, die das alles gemacht hat. Vereine wie der VfL Platte Heide haben sich Kaffeekannen und Stühle gesichert.

Abschied: Café-Trödel bei Molitor
Innenansicht auf die Schlange: „Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass so viele Leute kommen", sagt Brigitte Molitor. Am Sonntag von 11 bis 16 Uhr geht's weiter. © Westfalenpost | Privat

Dass auch Fachleute hier waren und nach Gerät aus Wilm Molitors Backstube gefragt haben, hat sie dann doch überrascht. Doch es gibt fast nichts, was nicht raus kann. Kellerregale zum Beispiel gingen nach gegenüber zum neuen Kaska-Grill, wo ein junges Paar gerade heute seinen offiziellen Eröffnungstag hat. Auch dort gibt es Blumen, aber nicht zum Abschied, sondern als Willkommensgruß.

Café-Trödel bei Molitor
Tolle Geste: Am Donnerstag kommen Kinder der Bischof-von-Ketteler-Schule, um zum Abschied zu singen. Und dazu gehört dann natürlich auch ihre Autogrammkarte. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Das ist fast wie ein Zeichen: Lendringsen wird ohne sein Café Molitor auskommen müssen. Aber es geht weiter.