Menden. Ihr gehört stets eine der letzten Autorenherbst-Veranstaltungen: Christine Westermann kommt nicht allein – und für einen Podcast.

Das Scheinwerferlicht bestrahlt natürlich die Akteure auf der Bühne, rund 300 Zuhörer haben sich auf der Wilhelmshöhe in Menden eingefunden, um den Auftritt von Christine Westermann mit Mona Ameziane zu verfolgen. Aber auch eine zuverlässige Technik ist nötig, damit selbst in der letzten Reihe jedes Wort zu verstehen ist. Herr dieser Elektronik ist Rainer König aus Fröndenberg, in Menden geboren, ein echter Einheimischer. Er ist bekannt aus dem Theater am Ziegelbrand: „Dort gibt es keinen Hausmeister, der dort unter anderem die Anlagen wartet und einsatzbereit hält, da habe ich dies mal übernommen.“

Lesung Westermann
Nur ein kleiner Teil der Technik, für die Rainer König bei der Veranstaltung auf der Wilhemshöhe verantwortlich war. Aber auch den Mitschnitt hat er perfekt hinbekommen, wie ihm ein Fachmann bestätigt. © WP Menden | Peter Benedickt

In der „guten Stube“ Mendens, der Wilhelmshöhe, war es ähnlich: „Wenn Andreas Wallentin zu seinen zahlreichen Lesungen einlädt, gab es niemanden, der für die Technik zuständig ist. Der Klang sollte einwandfrei sein, denn es gibt doch nichts Schlimmeres, als wenn der Zuhörer angestrengt lauschen muss, damit er überhaupt etwas versteht.“ Also greift der bekannte Mendener Buchhändler auf die Künste von Rainer König zurück und weiß sich dabei in sicheren Händen.

Lesung Westermann
Zwei, die sich mit Büchern auskennen gemeinsam bei einer Veranstaltung von Andreas Wallentin auf der Bühne in Menden: Christine Westermann und Mona Ameziane haben einen amüsanten Abend geboten. Doch auch hinter der Bühne wird gearbeitet, Rainer König ist für die Technik zuständig. © WP Menden | Peter Benedickt

„Eigentlich komme ich aus einem ganz anderen Berufsbereich, habe mir aber alles Nötige angeeignet und bin inzwischen natürlich ausgerüstet“, erklärt der Mann, der bei den Veranstaltungen kaum in Erscheinung tritt, ohne den aber nichts richtig läuft. Meist sitzt er neben der Bühne hinter dem Vorhang, hat die Monitore immer im Blick, um bei Problemen sofort einzugreifen. Dabei ist ihm ein Tablet besonders hilfreich, denn damit ist er sogar mobil. „Ich mache hin und wieder eine Klangprobe, dazu muss ich natürlich in den Saal, das wäre mit stationären Computern kaum möglich“, wird ein Arbeitsschritt beschrieben. Er war zufrieden: „Überall kam der Ton gut an.“

Mit drei PCs klappt die Steuerung

Doch bevor die ersten Worte ins Mikrofon gesprochen werden, steht die eigentliche Arbeit an: Mit einfach nur Aufbauen ist es nicht getan. Drei PCs mussten bei dem Auftritt von Westermann und Ameziane ins System eingebunden werden, einmal für die Lautsprecheranlage, einmal für die Lichtsteuerung und schließlich noch für den Mitschnitt des Abends. Denn die beiden Moderatorinnen betreiben einen gemeinsamen Podcast: „Zwei Seiten – Der Podcast über Bücher“. Und die Veranstaltung in Menden wurde aufgezeichnet und wird am 24. Dezember ausgestrahlt.

„Der Klang sollte einwandfrei sein, denn es gibt doch nichts Schlimmeres, als wenn der Zuhörer angestrengt lauschen muss, damit er überhaupt etwas versteht.“

Rainer König
Techniker

Allerdings gab es unerwartete Probleme, wie Veranstalter Andreas Wallentin beschreibt: „Zwei Tage vorher war Horst Lichter zu Gast, da funktionierte bereits die festinstallierte Tonanlage nicht, doch der ‚Bares für Rares‘-Moderator zeigte sich sehr verständnisvoll, so dass die Lesung relativ reibungslos über die Bühne ging. Da hatte ich die Hoffnung, dass das Malheur anschließend beseitigt wäre, dem war aber nicht so.“ So stand eine Veranstaltung, die von Worten lebt, plötzlich ohne die nötige Übertragung da. Doch der Gastgeber hatte die Lösung: „Im Laufe der Jahre habe ich mir für die Buchhandlung entsprechende Boxen mit Stativ angeschafft, da bin ich schnell los und habe die persönliche Ausrüstung herbei geschafft.“

DieLiveatmosphäre gehört nicht in den Podcast

Nun begannen aber die Probleme für Rainer König, der das Klangverhalten der neuen Komponenten einpegeln musste: „Ich sollte nicht nur für den passenden Klang im Zuschauerraum sorgen, sondern gleichzeitig die Rohfassung aufnehmen, ohne etwa das Frequenzverhalten zu verändern, zudem Hall oder Rückkopplungen vermeiden, das Signal musste quasi geteilt werden.“ Mit anderen Worten: Die Live-Atmosphäre war bei der Aufnahme nicht gewünscht. Natürlich stand wegen der neuen Lautsprecher ein umfassender Soundcheck an.

Lesung Westermann
Rund 300 Zuschauer kamen, um Christine Westermanns Jahresabschluss der Autorenherbst-Lesungen zu genießen. mit dabei Mona Ameziane. © WP Menden | Peter Benedickt

„Es klappte dann, auch wenn es deutlich länger dauerte als eingeplant“, zuckt der Experte mit den Schultern. So kam es zu einem späteren Einlass, am Eingang bildeten sich lange Schlangen. „Aber jetzt, alles verkabelt, alles angeschlossen, meine Arbeit ist fast getan, jetzt überwache ich nur noch das Eingangssignal, unter anderem mit meinen Tablet“, freut sich der Fröndenberger. Da er erstmals einen Mitschnitt machte, war er ganz gespannt auf eine Rückmeldung: „Ich habe die Rohfassung zum Podcast-Unternehmen geschickt, der Zuständige dort meinte nur, ziemlich gute Aufnahme, dass war für mich ein tolles Kompliment.“

„Da hatte ich die Hoffnung, dass das Malheur anschließend beseitigt wäre, dem war aber nicht so.“

Andreas Wallentin
Buchhändler

Während der Veranstaltung zeigte sich schnell, dass zwei richtige Profis auf der Bühne standen, die die Zuschauer sofort in ihren Bann zogen. Mit lockeren Sprüchen und einem perfekten „Bällezuspielen“ sorgten die Moderatorinnen schnell für Szenenapplaus. Deshalb dauerte es fast eine dreiviertel Stunde, bevor es dann an die erste Buchbesprechung „Der alte Mann und der Bär“ von Janosch ging. Es folgten „Verflixte Festtage – Geschichten für richtig frohe Weihnachten“, eine Sammlung von Kurzgeschichten. Zum Highlight-Buch des Jahres bestimmten Westermann und Ameziane „Die schönste Version“ von Ruth-Maria Thomas: „Die Entdeckung 2024 in der deutschen Buchwelt.“

Wie kommst du nur auf solch eine Frage?

Doch nicht nur um Bücher ging es an diesem Abend, in einer E-Mail gab es die Anfrage, welches denn die besten Weihnachtslieder für ein erstmaliges gemeinsames Fest als Paar wäre. Da wussten die Moderatorinnen natürlich Rat und stellten eine zumindest ungewöhnliche Playlist auf: Jona Lewis mit „Stop the Cavalry“, Oh Wonder mit „This Christmas“ und John Denver mit „Christmas for Cowboys“.

Am Ende stellte das Publikum noch Fragen. So interessierte sich ein Gast, ob Christine Westermann und Mona Ameziane in Betracht ziehen könnten, gemeinsam mal ein Buch zu schreiben: „Durchaus, das sollten wir tatsächlich mal machen.“ Ob sich Christine zudem vorstellen könne, sich noch einmal zu verlieben. Antwort: „Wié kommen sie nur auf solch eine Frage.“