Lendringsen. Zeit als Geschenk verstehen: Erstklässler der Josefschule Lendringsen überraschen Senioren mit selbstgemachten Keksen und Weihnachtskarten.
Einen kurzen Moment ist es wuselig im Seniorenzentrum der Gewoge in Lendringsen. Kleine Füße tippeln über den Boden, alle suchen sich ein Plätzchen und stellen sich schüchtern auf. Einige haben Kuscheltiere als Verstärkung dabei. Denn heute ist ein besonderer Tag, für den sie intensiv geprobt haben: Die Erstklässler der Josefschule Lendringsen treten vor den Bewohnern des Zentrums auf. Begegnungen zwischen den Generationen schaffen und Zeit schenken – darum geht es bei der Aktion.
„Die Kinder sollen lernen, dass Zeit ein Geschenk ist.“
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Berührungspunkte zwischen Kindern und Senioren schaffen
Zahlreiche Senioren haben den Weg zum wöchentlichen Gottesdienst gefunden. Björn Corzilius, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde in Lendringsen, begrüßt die Kleinen und stimmt laut „Ihr Kinderlein kommet“ an. Die Senioren singen mit. Was für eine stimmgewaltige Begrüßung. Da schaut auch Schulhund Juna nicht schlecht und macht es sich bequem.
Die Kinder der Pinguin- und die der Frosch-Gruppe tauen langsam auf, als Schulleiterin Kerstin Irmer das Wort ergreift. „Ich bin sehr stolz“, sagt sie mit Blick auf ihre Schützlinge. Die Kinder seien erst wenige Wochen in der Schule und hätten schon fleißig geprobt und eine Kleinigkeit vorbereitet. „Die Kinder sollen lernen, dass Zeit ein Geschenk ist“, erklärt sie weiter. Sie wünscht sich den Kontakt zwischen den Generationen und ermutigt die Senioren, gerne auch in der Schule vorbeizukommen und den Kindern vorzulesen. Beide Seiten sollen vom Miteinander profitieren.
„Ihr habt wunderbar gesungen. Und Frau Irmer hat mir verraten, dass ihr auch eine Kleinigkeit mitgebracht hat.“
„Die Schule macht jedes Jahr eine Kartenaktion“, sagt Lehrerin Laura Hellwig. Doch für die Kleinsten sei es oft wenig greifbar gewesen, was genau mit ihren Werken geschieht und wer sie erhält. „So kam die Idee auf, dass die Kinder die Karten selbst vorbeibringen.“ Pfarrer Björn Corzilius sei sofort begeistert gewesen und habe den Gottesdienst dafür vorgeschlagen. Vor dem Besuch haben die Lehrerinnen den Kindern dann erklärt, dass einige der Senioren oft alleine seien. „Wir haben mit ihnen darüber geredet, dass wir den Bewohnern eine Freude bereiten können“, sagt Lehrerin Laura Hellwig. Dann wurde fleißig für den Auftritt geprobt, gebastelt und gebacken.
Generationen singen gemeinsam
Schließlich heißt es für die Erstklässler: Showtime! „Winterkinder können stundenlang am Fenster stehen und voll Ungeduld hinauf zum Himmel sehen“, singen sie laut in Richtung der Senioren. Und spätestens als im Anschluss die ersten Töne von Rolf Zuckowskis Weihnachtsbäckerei erklingen, sind alle Kinder voll dabei. Und nicht nur die. Auch die Bewohner des Seniorenzentrums singen lauthals mit und klatschen vor Freude.
„Das war uns eine sehr, sehr große Freude“, sagt Björn Corzilius. „Ihr habt wunderbar gesungen. Und Frau Irmer hat mir verraten, dass ihr auch eine Kleinigkeit mitgebracht hat.“ Das ist das Stichwort für die Lehrerinnen Laura Hellweg und Daniela von der Heyde. Sie verteilen die Mitbringsel an die 34 Kinder, die kurzerhand loslaufen und ihre liebevoll gestalteten Werke verteilen.
„So etwas Schönes habe ich noch nie bekommen.“
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Seniorin kommen die Tränen
Bunt, mit Glitzer und Pom-Poms oder auch beklebt mit Sternchen: Die Kinder haben bei der Gestaltung ihrer Kreativität freien Lauf gelassen – mit Unterstützung ihrer Paten aus der vierten Klasse. Die haben die Kunstwerke schließlich beschriftet. Etwas schüchtern überreichen die Kinder die Weihnachtskarten.
In feinster Viertklässler-Schrift steht da zum Beispiel: „Am Himmel leuchten die Sterne so hell und so klar. Ich wünsche dir ein frohes Fest und ein gutes neues Jahr.“ Das ruft große Emotionen hervor. Eine Seniorin weint vor Freude, eine andere sagt prompt: „So etwas Schönes habe ich noch nie bekommen.“ Auch die Kinder lächeln. „Das war sehr, sehr süß“, sagt auch Lehrerin Laura Hellwig und lächelt zufrieden.