Menden. Aufregung weicht Spannung: Unverhoffte Winterwahl stellt Mendens Wahl-Chefin Sylvia Bastek vor neue Aufgaben. Kurze Briefwahlzeit.

Den Abend des 6. November 2024 wird Sylvia Bastek so schnell nicht mehr vergessen: „Ich saß vor dem Fernseher und dachte an nichts Böses, als plötzlich am unteren Bildrand die Breaking News durchliefen. Da stand dann +++ Scholz entlässt Lindner +++ Ampel-Koalition geplatzt +++“. Für Sylvia Bastek war diese Nachricht noch elektrisierender als für viele andere politisch interessierte Menschen. Denn: Sie ist die Wahl-Organisatorin der Hönnestadt. „Als der erste Schrecken verdaut war, habe ich sofort nachgesehen, was das jetzt für uns bedeutet und wie jetzt mutmaßlich die Abläufe sein werden. Immerhin liegen dann ja noch Weihnachten samt Ferien und die Karnevalszeit dazwischen.“

Tulpensonntag: Noch nie so viele jecke Wählerinnen und Wähler in Menden

Inzwischen ist immerhin klar, was am 6. November noch Spekulation war: dass Bundeskanzler Scholz im Januar im Bundestag die Vertrauensfrage stellen will und dann vermutlich die Mehrheit verlieren wird. Der Tag der dann fälligen Neuwahlen soll Sonntag, der 23. Februar sein, der Sonntag vor der Weiberfastnacht.

Sylvia Bastek

„Ich habe sofort nachgesehen, was das jetzt für uns bedeutet und wie jetzt mutmaßlich die Abläufe sein werden.“

Sylvia Bastek
Wahl-Organisatorin in Menden

42.000 Wahlberechtigte, 20.000 Umschläge, 400 Hilfskräfte, eine Chefin

Seit dem Abend des 6. November laufen in Basteks Büro alle Drähte heiß. Denn jetzt geht es um die Mobilisierung von 400 Wahlhelferinnen und Wahlhelfern, um Papier für 20.000 Briefwahl-Umschläge, um Termine für den Ratssaal, um 34 Wahllokale im Stadtgebiet. Die müssen diesmal nicht nur barrierefrei, sondern auch glatteisfrei erreichbar sein. „Sie stehen uns aber alle zur Verfügung. Und es haben sich sehr schnell einige Bürgerinnen und Bürger bei uns gemeldet und ihre Hilfe angeboten. Das fand ich sehr schön“, berichtet die Mendenerin.

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Wahlhelfer gesucht: Erster Aufruf auf der Stadtseite im Internet

In Kürze will Sylvia Bastek mit den offiziellen Einberufungen ihrer Hilfskräfte aus dem Rathaus anfangen. Auf der Stadtseite menden.de steht dazu, noch etwas versteckt, ein erster öffentlicher Aufruf: „Wahlhelfer*innen für die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 gesucht“, heißt es auf der Seite fürs Bürgerengagement fein gegendert. Melden sollen sich Interessent*innen beim „Team Zentraler Service“ der Stadt Menden, telefonisch unter Ruf 02373/903-1365. Das ist die Durchwahl von – ganz klar – Sylvia Bastek.

Für die Briefwahl dürften diesmal nur zwei Wochen Zeit bleiben

Auf zwei Wochen im Februar verkürzt werden dürfte wohl die kommende Briefwahl, erwartet die Chefin des Urnengangs in Menden. Zwar könnten die Wahlbenachrichtigungen aller Voraussicht nach mit dem üblichen Vorlauf herausgeschickt werden. Doch bei den Stimmzetteln, die vom Märkischen Kreis auch nach Menden geliefert werden, erwarte sie einige Verzögerungen. Gut sei immerhin, dass die Stadt schon länger nichts mehr mit der Plakatierung der Parteien zu tun habe. Ganz große Schwierigkeiten erwartet Sylvia Bastek indes auch hier nicht: „Die vorhandenen Tafeln im Stadtgebiet sind sicher schon mit normaler Werbung belegt gewesen. Aber die Parteien dürfen auch an anderen Stellen eigene Wände aufstellen.“

Wahlrecht gilt beim Urnengang zum Bundestag nur für Deutsche ab 18

Die städtische Papierbestellung für die Überraschungswahl sei unterdessen längst herausgegangen; immerhin geht es wieder um ungefähr 42.000 Mendener Wahlberechtigte. Die Regeln bei der Bundestagswahl sind jedoch andere als beim jüngsten europaweiten Urnengang: Durften im Juni auch schon 16-Jährige sowie EU-Ausländer wählen, so ist das Wahlrecht am 23. Februar klar und einfach. Jede(r) hat zwei Stimmen für Direktkandidaten und Partei, und Wahlrecht haben nur Deutsche ab 18.

Tolle Tage müssen jetzt nicht für immer die Wahlkampfzeit bleiben

Ob es dann für alle Zeiten dabei bleibt, dass die Karnevalszeit auch die Wahlkampfzeit ist? „Grundsätzlich ist das so. Aber eine neue Bundesregierung kann den Wahltermin auch wieder anders festlegen.“ Auch in Menden, erinnert Bastek, habe Bürgermeister Martin Wächter ein Jahr länger als üblich amtiert, um die zuvor getrennten Termine für die Kommunal- und die Bürgermeisterwahl wieder zusammenzubringen. Die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 könnte also die einzige närrische Wahl in Menden bleiben.

Anm. d. Red.: In der ersten Fassung des Artikels war davon die Rede, dass der Wahlsonntag nach Weiberfastnacht, also am Tulpensonntag, stattfinde. Tatsächlich ist die Wahl am Sonntag VOR der Weiberfastnacht. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.