Menden. Die Kolping-Apotheke in der Mendener Oberstadt öffnet Heiligabend zum letzten Mal. „Der Standort hier ist im Prinzip tot“, heißt es.
Das Apothekensterben in Menden geht weiter: Nach fast 40 Jahren schließt die Kolping-Apotheke in der Mendener Oberstadt. Damit hat sich die Zahl der Apotheken in Menden mittlerweile in etwa halbiert.
Im Januar 1986 eröffnete Apotheker Rainer Schuhmacher an der Kolpingstraße in Menden die Kolping-Apotheke. Im Juli 2011 eröffnete er die Nano-Apotheke an der Hönne-Insel. Seine Tochter Alrun Baum führte ab da die Kolping-Apotheke als Filiale weiter.
Das alles wird sich zum Jahresende ändern: Der letzte Öffnungstag in der Kolping-Apotheke ist der 24. Dezember. Zum 1. Januar des nächsten Jahres übernimmt Alrun Baum dann die Leitung der Nano-Apotheke an der Hönne-Insel.
Hintergrund der Schließung der Kolping-Apotheke sind unter anderem wirtschaftliche Gründe. „Wir werden bei verschreibungspflichtigen Medikamenten pro Packung bezahlt“, erläutert Alrun Baum. „Hier gab es seit mehr als zehn Jahren keine Erhöhung für uns.“ Gleichzeitig allerdings seien die Basiskosten für den Betrieb einer Apotheke und die Lohnkosten massiv gestiegen: „Diese Belastung kann ein Betrieb auf Dauer nicht aushalten.“
Hinzu komme, dass die Anzahl der Arztpraxen in der Oberstadt in den vergangenen Jahren extrem geschrumpft sei. Mal eben nach dem Arztbesuch in die Apotheke gehen, um das verordnete Medikament zu holen – das machen in der Kolping-Apotheke immer weniger Kundinnen und Kunden, weiß Alrun Baum. „Und auch die Laufkundschaft fehlt hier in der Oberstadt einfach. Die Kundenströme haben sich verlagert.“ Dazu habe beigetragen, dass einst etablierte Geschäfte mittlerweile leer stehen oder durch Einrichtungen ohne große Kundenfrequenz ersetzt wurden: „Der Standort hier ist im Prinzip tot“, stellt Alrun Baum nüchtern fest.
„Wir haben hier Fachpersonal, das bezahlt werden muss, und keine Päckchen-Packer.“
Ein weiterer Baustein, der die Entscheidung zur Schließung unterstützt hat, ist der Online-Versandhandel: „Wir versuchen natürlich, günstig einzukaufen“, erläutert Alrun Baum. Aber mit manchen Preisen könne eine Apotheke vor Ort einfach nicht mithalten: „Wir haben hier Fachpersonal, das bezahlt werden muss, und keine Päckchen-Packer.“
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Auch die „massive Steigerung von Bürokratie und Arbeitsverdichtung ohne Aussicht darauf, zur Entlastung aller Mitarbeiter mehr Personal einstellen zu können“, seien weitere Gründe für die Schließung der Kolping-Apotheke. Zudem gebe es in der Branche einen „deutlichen Fachkräftemangel“, der sich in den nächsten Jahren noch verschärfen werde.
Apotheken-Gründer Rainer Schuhmacher freut sich, dass seine Tochter die Nano-Apotheke übernimmt, sagt aber angesichts der Schließung der Kolping-Apotheke auch: „Es tut uns weh, dass wir auf diese Weise gehen müssen. Aber die Zeiten haben sich einfach kolossal geändert.“
„Wir hören zu, geben gute Worte mit, helfen mit Tipps, beraten zu Arzneimitteln – das sind soziale Gesichtspunkte. Das gehört für uns dazu, wird aber nicht honoriert.“
Es gehe ihm und seiner Tochter sowie dem Team eben nicht nur um die Ausgabe von Medikamenten, sondern „wir betreuen die Menschen“, berichtet Alrun Baum. „Wir hören zu, geben gute Worte mit, helfen mit Tipps, beraten zu Arzneimitteln – das sind soziale Gesichtspunkte. Das gehört für uns dazu, wird aber nicht honoriert.“ Die Beratung sei nicht zu unterschätzen. So kommen bisweilen Kunden, die eigentlich genau wissen, welches Medikament sie haben möchten. „Aber im Gespräch stellt sich dann heraus, dass etwas anderes viel besser geeignet ist. Das, was wir tun, hat ja auch mit Arzneimittelsicherheit zu tun.“
„Mittlerweile sind es nur noch halb so viele.“
Dass sich die Apotheken-Landschaft 39 Jahre nach der Eröffnung der Kolping-Apotheke derart verändern würde, hätte Rainer Schuhmacher damals kaum für möglich gehalten. Einst gab es rund 16 Apotheken in der Mendener Innenstadt und den Ortsteilen: „Mittlerweile sind es nur noch halb so viele.“ Und dies sei nicht das Ende der Entwicklung, prognostiziert er: Es könne gut sein, dass in einigen Jahren nur noch zwei Apotheken in Menden übrig seien.
Wie blickt denn Alrun Baum kurz vor der Übernahme der Nano-Apotheke an der Hönne-Insel auf die weitere Entwicklung der Apotheken-Landschaft? „Wie es weitergeht, weiß man einfach noch nicht“, sagt die 49-Jährige. Für den Standort spreche auf alle Fälle die unmittelbare Nähe zum Ärztehaus mit mehreren Praxen.
Neuer Apotheker soll eingestellt werden
Rainer Schuhmacher geht zum Jahreswechsel offiziell in den Ruhestand, will aber seine Tochter in der Nano-Apotheke punktuell unterstützen, bis ein neuer Apotheker gefunden wird und eingestellt werden kann, erzählt der 73-Jährige. Hintergrund ist, dass bei Öffnung einer Apotheke immer auch ein Apotheker oder eine Apothekerin anwesend sein muss, erläutern Vater und Tochter. Und beide hoffen darauf, am Standort Hönne-Insel auch manche Kundinnen und Kunden aus der Kolping-Apotheke wiederzutreffen.