Menden. Fünftklässler der Gesamtschule Menden engagieren sich sozial. Initiator Olaf Jäger erlebt hautnah, wie aufwendig Basteln sein kann.

Als Olaf Jäger den Klassenraum in der Gesamtschule Menden betritt, da herrscht dort reichlich Trubel. Klar: Einen Gast haben die Mädchen und Jungen der Klasse 5.2 von Inga Berheide und Lara Beckmann nicht jeden Tag im Unterricht. Und dieser ist ein ganz besonderer: Olaf Jäger ist der Initiator des Weihnachtswunschbaumes, den es vor vier Jahren erstmals gab. Inzwischen hat das Projekt große Wellen geschlagen, in 26 Städten und Gemeinden werden solche Bäume aufgestellt. „Wir haben dafür ein Handbuch geschrieben“, berichtet Olaf Jäger.

Kinder basteln mit großem Eifer für die älteren Menschen

Der Besuch in der Gesamtschule Menden hat einen wirklich tollen Grund: Die Schule ist ein fester Partner des Projektes, auch in diesem Jahr basteln Mädchen und Jungen wieder Weihnachtskarten für jede einzelne Seniorin und jeden einzelnen Senior. Wer ein Geschenk bekommt, das vorher auf einem Wunschzettel am Baum hing, der darf sich auch über eine Karte der Kinder freuen. „Diese Klasse ist ja noch ganz neu, die machen das zum ersten Mal“, berichtet Lara Beckmann. Die Lehrerin freut sich, dass die Kinder mit so viel Eifer dabei sind, wenn es um den Seniorenwunschbaum geht.

„Der Herr Jäger macht heute mal ein kleines Praktikum bei uns.“

Lara Beckmann
Klassenlehrerin der 5.2
Weihnachtskarten für Seniorenwunschbaum
Ein bisschen zu lang sind die Klebestreifen von Olaf Jäger. Das bemerkt Lehrerin Lara Beckmann sofort. © WP | Dirk Becker

„Der Herr Jäger macht heute mal ein kleines Praktikum bei uns“, verkündet Lara Beckmann den Kindern. Die haben schon so etwas wie ein Fließband eingerichtet. Ehe eine Weihnachtskarte fertig ist, muss sie vier Stationen durchlaufen. Jetzt ist es an Olaf Jäger, an jeder einzelnen Station zu zeigen, ob er das genauso gut kann wie die Kinder. Die haben sich auf die verschiedenen Aufgaben spezialisiert.

Station 1: Olaf Jäger muss zwei Klebestreifen auf eine Karte aufbringen. Anschließend wird ein Transparentpapier gefaltet und dort befestigt. Einfach? Vielleicht. „Der Streifen ist schon ein bisschen zu lang“, sagt Lara Beckmann. Olaf Jäger ahnt da bereits, dass seine Karte vielleicht nicht mit denen der Kinder mithalten kann.

Station 2: Ein Schüler erklärt, was Olaf Jäger machen muss: Mit einem speziellen Stempel wird ein Weihnachtsgruß auf die Karte aufgedruckt. Der „Praktikant“ legt Hand an. Zum Glück: Die Schrift ist gut zu lesen. Die kleine Stempelkante am oberen Rand stört nicht groß. „Ist doch schon ganz gut, oder?“, fragt Olaf Jäger. Mit einem knappen „Ja“ wird er zum nächsten Tisch geschickt.

Weihnachtskarten für Seniorenwunschbaum
Mit einem ganz besonderen Stempel druckt Olaf Jäger die Weihnachtsgrüße auf die Karte. © WP | Dirk Becker

Station 3: Ein Tacker liegt bereit. Hier müssen Engel, Sterne oder Herzen, die an Bändern hängen, an der Karte befestigt werden. Ein Junge macht‘s vor, Olaf Jäger macht‘s nach. Er lächelt zufrieden: Die Karte sieht schon gut aus. Fertig ist sie aber noch nicht.

Station 4: Hier wird quasi das Markenzeichen angebracht. Auf kleinen Stickern ist das Logo der Gesamtschule Menden zu sehen. Den kleinen Aufkleber abzufriemeln, ist gar nicht so leicht. Und dann steht auch noch Schulleiter Ralf Goldschmidt hinter Olaf Jäger und guckt genau hin. Am Ende klappt es: Der Aufkleber ist drauf. Fertig!

Weihnachtskarten für Seniorenwunschbaum
Stolz wie Oskar: Olaf Jägers Weihnachtskarte wird aber nicht an einem der Weihnachtspäckchen landen. © WP | Dirk Becker

Was jetzt noch fehlt, ist ein Erinnerungsfoto. Voller Stolz hält Olaf Jäger seine Karte in Richtung Kamera. Klick. Olaf Jäger strahlt über das ganze Gesicht. Seine Karte ist nicht perfekt geworden, aber selbstgemacht. „Die behalte ich“, entscheidet der „Praktikant“ kurzerhand. Er ahnt wohl, dass die Karten der Schülerinnen und Schüler noch besser werden. Davon kann er sich dann gleich hundertfach überzeugen. Auf einem Teppich liegen jede Menge Weihnachtskarten, die die Kinder schon fertiggestellt haben. Bedeutet: Es ist ungefähr Halbzeit. Zwei Kartons voller Karten darf Olaf Jäger an diesem Tag schon mitnehmen. Und er betont, wie dankbar er den Fünftklässlern ist. Schulleiter Ralf Goldschmidt weist auf die besondere Bedeutung des Projektes hin: „Soziales Lernen ist gerade in diesen Zeiten so besonders wichtig.“

„Die alten Leute freuen sich total über eure Karten. Die hängen oft noch ganz lange am Kühlschrank.“

Olaf Jäger
Initiator des Seniorenwunschbaums

Die Kinder haben aber auch Fragen an den Seniorenwunschbaum-Organisator. „Wie alt müssen Senioren sein, damit sie mitmachen können?“, ist nur eine. „Mindestens 60 Jahre“, sagt Olaf Jäger. Und er macht darauf aufmerksam, dass auch eine gewisse Bedürftigkeit da sein muss. Er freut sich, dass es nicht nur Meldungen aus Altenheimen und von der Stadtverwaltung gibt, sondern vermehrt auch von Nachbarn. „Armut hängt oft auch mit Einsamkeit zusammen“, weiß er. Und den Kindern sagt Olaf Jäger: „Die alten Leute freuen sich total über eure Karten. Die hängen oft noch ganz lange am Kühlschrank.“

Weihnachtskarten für Seniorenwunschbaum
Hadeel zeigt das Bild, das sie gemalt hat. Die Senioren sollen Bilder der Kinder in Postkartengröße bekommen. © WP | Dirk Becker

Neben den gebastelten Karten sollen auch noch Postkarten gedruckt werden, auf denen Bilder zu sehen sind, die die Kinder im Kunstunterricht malen. Sie zeigen dabei ihre Fantasie-Welt. Zunächst gab es die Idee, Winterbilder zu malen, doch die Fantasie-Welten bleiben das ganze Jahr aktuell und sie wecken die Kreativität der Mädchen und Jungen.

Weihnachtskarten für Seniorenwunschbaum
So viele Weihnachtskarten für die Aktion Seniorenwunschbaum sind schon fertig – und es müssen noch viel mehr werden. © WP | Dirk Becker

Der Seniorenwunschbaum wird ab Montag, 2. Dezember, im Möbel Outlet Menden (MOM) an der Franz-Kissing-Straße 2 stehen. Dann können die mehr als 700 Wünsche vom Baum gepflückt werden. Möglichst schnell, aber spätestens bis zum 15. Dezember, sollten die Päckchen dann in schönem Papier zurückgebracht werden. Der Wunschzettel muss daran befestigt sein, damit die Geschenke zugeordnet werden können. Am 18. und 19. Dezember werden die Päckchen dann zu den Seniorinnen und Senioren gebracht, damit sie pünktlich zum Weihnachtsfest da sind.