Menden/Balve. In der Hönne am Walzweg üben die Wasserretter am Freitagabend ihren riskanten Job. Die Jugendfeuerwehr leuchtet die Einsatzstelle aus.
„Das sind schon harte Jungs“, zollt Christian Boike, Leiter der Feuer- und Rettungswache in Menden, den Strömungsrettern Anerkennung: Die trainieren an diesem Freitagabend am Walzweg in Lendringsen in der Hönne ihren schwierigen Job. Während die Leute in den Wohnhäusern die Heizungen höher drehen, trotzen die Angehörigen der Feuerwehren aus Balve und Nachrodt den einstelligen Temperaturen – an der Luft wie auch im Wasser.
Schon mehrfach in Menden im Einsatz gewesen
Die MK-Strömungsretter waren in Menden und Balve schon mehrfach im Einsatz, wenn es um vermisste Menschen ging. In Zusammenarbeit mit dem Drohnen-Team der Nachrodter Wehr suchten sie zuletzt im April nach einer Person, die an einem Freitagabend in der Hönne in Menden vermutet wurde. Grund: An der Unteren Promenade in Höhe des Aldi-Marktes hatten Passanten am Hönne-Ufer Kleidung gefunden. Jetzt galt „Person im Wasser!“
Auch Drohnen weisen den Strömungsrettern den Weg
Die Mendener Feuerwehr sucht das Ufer ab, die Polizei ordert einen Hubschrauber mit Wärmebildkamera. Die Drohne fliegt über die komplette Hönne vom Aldi bis zur Ruhr bei Gelsenwasser. Sie kann, anders als der Hubschrauber, auch unter Bäumen und nur drei Meter über dem Wasser suchen.
Seit 2020 sechs reale Einsätze an der Hönne
Wird etwas gesichtet, gehen die Strömungsretter ins Wasser. Das Hönne-Ufer ist extrem matschig, das Wasser meist hüfthoch, stellenweise aber deutlich tiefer. Kompliziert und gefährlich ist die starke Strömung. Um 1 Uhr nachts wird der Einsatz abgebrochen, am Morgen sucht man noch einmal. Doch am Ende wird niemand gefunden, und niemand ist als vermisst gemeldet. Es war wohl ein falscher Alarm. In diesem Fall: zum Glück.
Schicksal der kleinen Lia aus Menden bleibt unvergessen
Denn unvergessen bleibt das tragische Ende der erfolglosen Suche nach der kleinen Lia: Die Leiche des zehnjährigen behinderten Mädchens, das im Februar 2020 in die Hönne gefallen war, wird erst Tage später gefunden. Im August 2023 kann ein Mann aus dem Mendener Fluss von einem Feuerwehrmann in Zivil gerettet werden. Kurz darauf suchen die Beckumer Strömungsretter der Feuerwehr Balve aus der Löschgruppe Hönnetal in Nachrodt-Wiblingwerde nach einem 15-Jährigen. Er wird später tot aus der Lenne geborgen, ein Unglücksfall. Im Dezember 2023 stirbt eine Frau in der Hönne, noch bevor die Strömungsretter eingreifen können. In Balve wird im April 2024 ergebnislos nach einer Frau in der Hönne gesucht.
Der nächste Notfall kommt bestimmt
Diese Fälle zeigen dennoch, wie wichtig die Arbeit der Strömungsretter ist. Deshalb setzen sich die Wehrleute an diesem Freitag am Walzweg erneut ähnlichen Verhältnissen aus wie bei ihren realen Einsätzen. Denn es ist keine Frage, ob sie wieder gefordert sein werden. Sondern wann.
Suche nach zwei Vermissten als Aufgabe der Übung
Der Auftrag der Übung: Gemeldet sind zwei vermisste Personen, die vermutlich in die Hönne gefallen sind. Gemeinsam mit dem Löschzug 3 machen sich die Strömungsretter bereit, um die Menschen im Wasser zu finden. Die Jugendfeuerwehr Balve unterstützt dabei bei der Ausleuchtung der Einsatzstelle flussabwärts. Auf der nächstgelegenen Brücke wird mit Unterstützung der Jugendlichen eine Sicherung für im Wasser arbeitenden Strömungsretter aufgebaut. Die vermissten Personen werden gefunden, medizinisch erstversorgt und mit einem speziellen Rettungsfloß ans Ufer gebracht.
Jugendfeuerwehr für die Ausleuchtung der Hönne zuständig
Das Ziel der Übung für die Strömungsretter war das gemeinsame systematische Absuchen fremder Ufer- und Gewässerbereiche auch bei Dunkelheit sowie das effektive Ausleuchten des Arbeitsumfeldes. Lukas Busche und Lina Boike hatten die Übung für Strömungsretter und Jugendfeuerwehr vorbereitet. Ebenfalls vor Ort waren Kreisbrandmeister Michael Kling, Frank Busche als Leiter der Feuerwehr Balve sowie Mendens Wachleiter Christian Boike.