Fröndenberg-Ostbüren. Im Sommer gibt es eine Gruppe weniger, künftig soll die ganze „Wasserburg“ aufgegeben werden. Über einen Ersatz wird noch verhandelt.

Wenn der evangelische Kindergarten „Zur Wasserburg“ in Fröndenberg-Ostbüren mit Beginn des kommenden Kita-Jahres eine seiner zweieinhalb Gruppen verliert, dann ist das nach Einschätzung der Mitarbeitervertretung des Evangelischen Kirchenkreises Unna nur der Anfang vom Ende der gesamten Einrichtung an diesem Standort. Wie berichtet, ist die Kita-Gruppe in der „Wasserburg“ eine von fünf kreisweit, die der Kirchenkreis aus Kostengründen schließen will. In der Ostbürener „Wasserburg“ verbleiben damit ab dem Sommer 2025 nur noch 1,5 Gruppen.

Marodes Schulgebäude offenbar nicht mehr zu sanieren

Nach den Worten von Frauke Hurkens aus dem MAV-Vorstand sorgte die Außenlage der alten Schule in Ostbüren dank weiter Anfahrtswege schon seit längerem für schwankende Kinderzahlen in der Einrichtung. Aus diesem Grund gebe es auch zunehmende Probleme bei der Stellenbesetzung. Das entscheidende Kriterium für die mittelfristige Aufgabe sei aber aus ihrer Sicht, dass das marode Schulgebäude eine enorm aufwändige Sanierung erfordern würde. Deshalb wolle der Kirchenkreis in Frömern auf einem kirchlichen Grundstück Ersatz schaffen und über ein Investorenmodell eine moderne Kindertagesstätte für vier bis fünf Gruppen bauen. Aus den Verhandlungen darüber habe sich die Stadt Fröndenberg aber zurückgezogen.

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Deren Sprecherin Ulrike Linnenkamp bestätigt zwar, dass die Stadt Fröndenberg bereits im letzten Jahr über die Baufälligkeit der alten Schule informiert worden sei. Dass sie an den aktuellen Verhandlungen nicht teilnimmt, habe aber einzig und allein den Grund, dass die Ruhrstadt kein eigenes Jugendamt besitzt, sondern der Kreis Unna diese Aufgabe für alle kleineren Kommunen in seinem Gebiet übernimmt. „Wir wollen selbstverständlich, dass es die neuen Kita-Plätze in Frömern gibt, unsere Bürgermeisterin Sabina Müller setzt sich auch dafür ein“, betont Linnenkamp. Die konkreten Verhandlungen hierzu seien jetzt aber Sache des Kreises Unna.

Kreis Unna: Verhandlungen laufen, Bedarfe noch offen

Dessen Sprecher Max Rolke bestätigt denn auch auf Anfrage der WP, dass das Jugendamt des Kreises derzeit in Gesprächen mit den Trägern der Kita-Einrichtungen stehe. Wasserstandsmeldungen darüber wolle man nicht abgeben. Eine weitere Unsicherheit bestehe darin, dass der Anmeldeprozess für das kommende Kita-Jahr noch nicht abgeschlossen ist. Damit bleibe auch noch offen, ob und wie sehr sich die Lage auch in Fröndenberg durch die wegfallenden 20 Plätze in Ostbüren wirklich verschärft.

Stadt Fröndenberg muss immer mehr Geld an den Kreis überweisen

Nicht zuletzt hingen die Chancen für das Frömern-Projekt der evangelischen Kirche auch von der Finanzlage des Kreises Unna ab, sagt Rolke. Der Kreis müsse seinen Städten und Gemeinden für die beiden kommenden Haushaltsjahre schon deutlich höhere Umlagen abverlangen, um die Kosten für seine Dienstleistungen zu decken. So soll die Stadt Fröndenberg im nächsten Haushaltsjahr 1,3 Millionen Euro mehr als heute ans Kreishaus überweisen, 2026 käme nochmals gut eine Million obendrauf. Damit steigt die Umlage für Fröndenberg in zwei Schritten von heute 13,13 auf dann 14,51 Millionen Euro für 2026 an. Andererseits hat der Kreis Unna sicherzustellen, dass Eltern ihr gesetzlich verbrieftes Recht auf einen Kindergartenplatz auch wahrnehmen können.

Betroffenheit unter den Fachkräften groß

Wie zuvor schon Dietrich Schneider als Sprecher des Evangelischen Kirchenkreises bestätigt unterdessen auch MAV-Vorständin Frauke Hurkens, dass die Eröffnung der Schließungspläne bei allen teilnehmenden Beschäftigten für Betroffenheit gesorgt habe. Eine Kollegin sei erst zum 1. September eingestellt worden und habe ausdrücklich gefragt warum, wenn sie doch nur einen Monat später einer aufzulösenden Gruppe angehöre. „Die Antwort darauf ist aber ganz einfach“, sagt Hurkens. „Wir müssen überall die Personal-Mindeststandards für den Betrieb bis zum letzten Kita-Tag sicherstellen. Deshalb laufen bei uns parallel zu den Schließungen auch weiterhin Bewerbungsverfahren für viele Einrichtungen“, denn die Personaldecke sei vielerorts nach wie vor dünn.

Aktuelle Schließungen betreffen fünf evangelische Kitas im Kreis Unna

Die aktuelle Sparmaßnahme trifft im Kirchenkreis Unna bekanntlich fünf Einrichtungen, die jeweils eine Gruppe aufgeben müssen. Neben der Fröndenberger Kita „Zur Wasserburg“ sind das in Unna das Familienzentrum „Kinderarche“, in Bergkamen das Familienzentrum Bodelschwinghhaus, die Kita „Noah“ in Unna-Hemmerde und das Familienzentrum „Löwenzahn“ in Holzwickede. Das Kita-Werk des Kirchenkreises umfasst 26 Einrichtungen in Bergkamen, Kamen, Holzwickede, Unna und Fröndenberg. Die derzeit noch hier angestellten 500 Kräfte betreuen mehr als 1700 Kinder.