Menden. Da staunen die Passanten in der Mendener Innenstadt: Kölsche Klänge mitten im November. Klarer Fall, der MKG-Karneval startet die Session.

Am 11.11., um 11.11 Uhr geht traditionell das Trömmelchen und alle Narren können sich freuen, denn die närrische Zeit beginnt. Die Mendener Karnevalsgesellschaft Kornblumenblau bietet inzwischen an diesem symbolträchtigen Tag ein buntes Programm: Neben dem Erwecken des Hoppeditz werden auch die neuen Prinzenpaare vorgestellt, der Senatorenchor singt die Senatorenhymne, die Tanzgarde lässt die Beine fliegen.

„Ich bin sexy, dass wird reichen.“

De lange Dürre
Traditionsfigur

Selbst der feine, aber fiese Regen konnte die heimischen Karnevalisten nicht davon abhalten, endlich wieder nach der langen Pause seit dem Aschermittwoch Frohsinn und Fröhlichkeit unter das Narrenvolk zu bringen. Ein Zaungast nahm es gleich mal humorvoll: „Bunter kann der Beginn der närrischen Zeit doch gar nicht sein, erst ein grauer Himmel, dann sogar ein blauer Himmel, ist doch perfekt.“ Sprach‘s, zückte sein Smartphone und filmte den MKG-Vorsitzenden Jörg Spiekermann und Präsident Michael Fringes, die den „Junker“ und die „lange Dürre“ ankündigten, zwei weitere Traditionsfiguren, die seit einigen Jahren fester Bestandteil der Saisoneröffnung sind. Die Zaungäste wunderten sich, dass der weibliche Teil des Duos (Anna-Lena Noll), auf einem Fass hockend, recht vital und jung aussah. „Ich wollte auch mal etwas Knackiges haben“, bemerkte der Junker.

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Die lange Dürre und der Junker

Um sich dann zu ärgern, denn seine Begleiterin wurde vorlaut, behauptete, dass sie genau aufgepasst habe und wisse, wie der faule Kerl und Müßiggänger geweckt werden müsste: „Ich bin sexy, dass wird reichen.“ Doch der Hoppeditz (wie seit vielen Jahren steckte Michael Schlotmann in dem mit Stroh geschmückten Anzug) zeigte keine Regung. „Ich weiß aber das bei euch Bier und Wein favorisiert wird, dass wird‘s sein“. Da konnte der Junker nur lachen: „Daneben, daneben.“ „Na gut, dann ist es das Wasser aus den Glockenteichbach, dazu etwas Hochprozentiges, es war kein Likör und kein Weinbrand, es müsste Doppelkorn sein, dann aber...,“ meinte die lange Dürre und bat um Konfetti, den dritten Bestandteil des Wundertranks. Ihr Partner spendete gutgelaunt die Papierfetzen, der Humpen wurde an die Kehle des Faulenzers gehalten und schon ... folgte ein Husten: „Boah, verdammt stark!“

Hoppeditzerwecken
Das jüngste Tanzmariechen aller Zeiten: Lea brachte einen perfekten Tanz auf die Pflastersteine, die an diesem Tag die Bühnenwelt bedeuteten. © WP Menden | Peter Benedickt

Aber was ein richtiger Hoppeditz ist, der schüttelte sich einmal und schon ging der muntere Tanz los. Niemand war vor dem ausgeruhten Kerl sicher, alle wurde abgeklatscht. „Jetzt stoppt sogar der Regen“, freute sich Moderator Jörg Spiekermann. „Die Karnevalssession ist nun offiziell eröffnet.“ Natürlich war der Start ein Grund zum Schunkeln, für die Anwesenden die beste Gelegenheit, sich ein bisschen aufzuwärmen, denn es war auch ungemütlich kalt.

Hoppeditzerwecken
Das neue Prinzenpaar: Thomas II. und Dagmar I.. © WP Menden | Peter Benedickt

Anschließend kam der erste große Auftritt der neuen Prinzenpaare. In Begleitung der Garde stellten sich die Kindermajestäten dem Publikum vor. Die Nachwuchskarnevalisten werden in der Session 24/25 von Anton I. (Brauckmann) und Pia I. (Schnurbus) angeführt: Beide besuchen die achte Klasse des Walburgisgymnasiums. Er schwimmt gern, hat sich dann aber ein anderes Hobby gesucht und spielt nun die Trommel im Spielmannszug der Lürbke, dazu ist er in der Freiwilligen Feuerwehr tätig. Sie ist sogar ausgebildete Rettungsschwimmerin und inzwischen Ausbilderin, ist zudem Mitglied in der „Dance Energie“, also mit Leib und Seele auf dem Tanzparkett zuhause.

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Thomas II. und Dagmar I.

Das Pinzenpaar wurde recht geheimnisvoll mit den Worten angekündigt, dass sie schon lange Karneval in Menden feiern, aber erst vor kurzer Zeit in die MKG eingetreten sind. Trotzdem kam im Frühjahr 2024 der Wunsch auf: „Wir wollen Prinzenpaar werden.“ Und schon wurde ihnen dieser Traum erfüllt.

„Jetzt stoppt sogar der Regen.“

Jörg Spiekermann
MKG-Vorsitzender

Thomas II. und Dagmar I. ,im echten Leben schon lange miteinander verheiratet mit dem Familiennamen Nolte, stehen nun an der Spitze des närrischen Volkes in der Hönnestadt. Der Prinz ist in der Stadtverwaltung tätig, seine Gattin ist an einer Schule in Hamm als Sozialpädagogin beschäftigt und lehrt zudem „Hauswirtschaft“.

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„Ich arbeite im Rathaus“, erklärte die neue Majestät. „Im Bereich der 1. Beigeordneten Henni Krabbe, die bekanntlich in der MKG zu den Senatoren gehört. Sie ist beruflich meine Chefin, aber ich will jetzt schon mal klar formulieren, dass ein Prinz keine Chefin braucht.“ Damit waren alle Fronten geklärt, jetzt warten die Karnevalisten gespannt auf den Rathaussturm an Weiberfastnacht. „Aber wir brauchen den Rathausschlüssel doch gar nicht mehr, unser Prinz hat ihn doch bereits“, sieht Jörg Spiekermann große Vorteile in der Wahl des neuen Prinzenpaares.

Natürlich trat mit Lea auch ein Solomariechen auf, dass jüngste, was jemals beim Hoppeditzerwecken tanzte, der Beifall war anschließend gewaltig. Auch die Turmfalken hatten lange geprobt, überzeugten die Zuschauer, die nun gespannt auf die weiteren Auftritte der Garde warten. Am Ende sorgte der Senatorenchor mit Thomas Hagemann und den auf Menden zugeschnittenen Karnevalshits für prächtige Stimmung unter dem inzwischen kornblumenblauen Himmel. Tatsächlich kennen die Karnevalisten die Texte, es wurde munter ein großer Chor eröffnet, nur der Sänger verschluckte sich an der einen oder anderen Zeile: „Ihr könnt das besser als ich, das Dreivierteljahr seit Aschermittwoch war einfach zu lang.“