Menden. Manuela Schmidt und Dirk Gottschalk vor Senioren-Union: Seitenhiebe und Ärger über Beigeordnetenstreit. Entscheidung fällt am 9. Januar.
Manuela Schmidt und Dirk Gottschalk wollen ins Mendener Bürgermeisteramt. Sie für CDU, SPD und Grüne als gemeinsame Kandidatin, er für die Union. Für ihren parteiinternen Wahlkampf in der CDU, der sich auf der Nominierungs-Versammlung am 9. Januar 2025 auf der Wilhelmshöhe entscheiden soll, haben sie sich nach WP-Informationen einen fairen Umgang miteinander versprochen. Seitenhiebe gibt es bei der Vorstellung vor der Senioren-Union dennoch. An diesem Mittwochvormittag liegt im rappelvollen Haus Lenze vor mehr als 60 erschienenen SU-Mitgliedern Spannung in der Luft.
Denn rasch wird klar, dass Gottschalk gegen Schmidt damit punkten will, bei einer Nominierung als Kandidat ausschließlich für die CDU zur Wahl 2025 anzutreten: „Als ich bei Benjamin Friedrich meine Bewerbung eingereicht habe, da hatte ich vorher nicht erst mit SPD und Grünen gesprochen“, spielt er vor seiner christdemokratischen Zuhörerschaft auf die angestrebte gemeinsame Nominierung von Manuela Schmidt durch CDU, SPD und Grüne an. „Ich möchte einzig und allein ihr Kandidat sein!“, ruft er. Als Bürgermeister wolle er „Menden dann wieder zu einem Ort machen, auf den wir alle stolz sein können“.
Manuela Schmidt kontert in der Nominierungsfrage erst gegen Ende der Veranstaltung, dafür umso deutlicher: „Auch ich wäre Ihre Kandidatin“, sagt sie den Christdemokraten. „Ich gehöre der CDU seit sechs Jahren an, und ich gehe von einer ganz starken Union nach der Kommunalwahl aus. Aber für mich ist es gut vorstellbar, eine breite politische Mehrheit im Stadtrat zu haben. Was ist schlecht daran?“ Dafür gibt es Applaus.
„Ich will Menden dann wieder zu einem Ort machen, auf den wir alle stolz sein können.“
Bedeutsamer Vormittag nicht nur für die Kandidaten
Dieser Vormittag ist bedeutsam, nicht nur für die Kandidaten. Denn zum einen stellt die Senioren-Union, wie ihr Vorsitzender Gerhardt Schmidt vorab verkündet, mit jetzt mehr als 100 Mitgliedern die größte Gliederung der größten Partei in Menden, die rund 400 Köpfe zählt. Zugleich ist dies die erste öffentliche Auseinandersetzung der beiden Bewerber, die bereits in der letzten Woche vor 90 Mitgliedern des Stadtverbandes auftraten. Doch dieses Aufeinandertreffen fand nur intern statt, damit sich die CDU-Mitglieder ein Bild machen konnten, auch die Presse war nicht zugelassen.
„Was ist schlecht daran, eine breite Unterstützung im Rat zu haben?“
Überraschungen bei Bürgermeisterwahl nie ausgeschlossen
Da SPD und Grüne erklärtermaßen auf Manuela Schmidt setzen, auch weil sie von ihrer Arbeit der Juristin als Mendener Ordnungsamtschefin überzeugt sind, dürften weitere Bürgermeisterkandidaturen, wenn überhaupt, aus kleineren Parteien und Gruppierungen aus dem Stadtrat oder von parteilosen Bewerberinnen oder Bewerbern erfolgen. Dass Überraschungen dabei nie ausgeschlossen sind, zeigte indes vor gut vier Jahren der Wahlsieg von Amtsinhaber Dr. Roland Schröder. Er gewann haushoch die Bürgermeister-Stichwahl gegen den damaligen Ersten Beigeordneten Sebastian Arlt, der ebenfalls parteilos, aber von der CDU nominiert war.
Gottschalk nimmt WSG in Schutz: „Die Wirtschaft ist unser Schicksal“
Als es im Haus Lenze um Inhalte geht, beginnt der freiberufliche Zertifizierungs-Auditor Gottschalk, 46 Jahre, zweifacher Familienvater, gebürtiger Mendener und gelernter Industriemechaniker bei OBO, mit dem Satz: „Die Wirtschaft ist unser Schicksal.“ Hier sei für Menden der Erfolg des Gewerbegebietes Hämmer-Süd entscheidend. Zwar habe die Wirtschaftsförderungsgesellschaft WSG zuletzt „keine gute Figur abgegeben“, spielt Dirk Gottschalk auf die Berater-Affäre an. Doch die Struktur bleibe „gut und richtig“, man müsse aber die Gesellschafter „nach ihren Zielen fragen“. Das gelte für alle Mendener Unternehmen, die gebeutelt seien durch Auflagen aller Art. Sollte die WSG nicht funktionieren, werde er eine Anlaufstelle im Bürgermeisterbüro für Interessenten wie Mendener Bestandsbetriebe einrichten.
Gastronomie ins Mansfeld-Gebäude? Das stößt auf Widerwillen
Für die Innenstadt lässt Gottschalk aufhorchen, als er sich eine Gastronomie für das Mansfeld-Gebäude wünscht. Damit zeigen sich einige im Saal nicht einverstanden. Menden brauche das geplante Parkhaus am Nordwall, Menden brauche das Krankenhaus, ein mobiles Bürgerbüro und eine starke Führung im Rathaus, sagt Gottschalk weiter. Im Verwaltungsvorstand gehe es gerade zu wie kurz vor dem Platzen der Ampel-Koalition: „Einer streitet links, einer streitet rechts, und der in Mitte sagt nichts.“ Gemeint ist die Rolle des Bürgermeisters im offenen Streit zwischen den Beigeordneten Henni Krabbe und Uwe Siemonsmeier, der sich vor Wochen am Sicherheitsdienst für die Rodenbergschule als künftiger Flüchtlingsunterkunft entzündet hatte. Das, sagt Gottschalk, würde es mit ihm nicht geben. Es gelte mutig und engagiert die Zukunft zu gestalten.
Schmidt will mehr Nähe zu Bürgern und Vereinen
Manuela Schmidt, 50, verheiratete Mutter einer Tochter, gelernte Juristin und Chefin des Ordnungsamtes, will die Bürgerinnen und Bürger wieder stärker ins Blickfeld nehmen. „Wo sind die Bürgersprechstunden beim Bürgermeister?“, fragt sie und fordert auch den Neubürgertag zurück. „Wir müssen doch Familien, die kommen, bei uns willkommen heißen. Im Moment bekommen die nicht mal ein Tütchen.“ Wie Gottschalk lobt auch sie das Ehrenamt als Stütze der Stadtgesellschaft, das Bürgerhaus müsse ein Erfolg werden. Und: „Der Bürgermeister hat die Verantwortung die Vereine zu unterstützen, die anderen helfen. Ob das Mendener in Not ist oder die Tierhilfe, man hat das Brauchtum hochzuhalten und mit Vereinen wie den Schützen im Gespräch zu bleiben.“
Mendener Innenstadt soll ein rundes Gesamtkonzept bekommen
Auch sie will das Parkhaus, und für die Innenstadt wünscht sie sich noch mehr Leben und Veranstaltungen: „Auch Menden à la Carte muss zurückkommen!“, und das Alte Rathaus dürfe nach dem Auszug der Bücherei kein großer Leerstand werden. Es brauche ein rundes Konzept für das ganze Zentrum. Die Sicherheit in Menden dürfe nicht nur ein Gefühl sein, „Menden muss auch sicher sein!“ Dafür sei schon vieles passiert, im nächsten Jahr werde man den Ernstfall aber auch proben.
Bürgermeister Schröder für Rolle im Beigeordneten-Streit kritisiert
Schließlich kritisiert auch sie ihren Chef, den Bürgermeister, für dessen Rolle im Beigeordnetenstreit: „Das dürfte nicht nach außen dringen, auch das ist eine Aufgabe des Bürgermeisters. Was gibt das nach außen für ein Bild ab? Was bedeutet das für die Stimmung unter 880 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus? Und auch wir suchen doch Fachkräfte.“ In solchen Situationen, sagt Schmidt, müsse man „mit der Faust auf den Tisch hauen“.