Menden/Düsseldorf. Schon vor dem Feststellungsbescheid sorgt das Land NRW für Klarheit. Auch die Neurologie hat eine Zukunft im St.-Vincenz-Krankenhaus.
Als Henning Eichhorst am Montagabend um 20.31 Uhr die E-Mail des Landesgesundheitsministeriums öffnet, da war er durchaus aufgeregt. „Das Dokument hat 25 Seiten. Ich habe gescrollt und gescrollt und geguckt: Wo ist Menden?“, erinnert sich der Geschäftsführer der Märkischen Kliniken im Märkischen Kreis (KKiMK). Auf seinem Bildschirm sieht er die Unterlagen für die zweite Anhörung in Sachen Krankenhausplanung. Und darin geht es auch um die Stroke-Unit, also die Schlaganfall-Spezialabteilung, und die Neurologie im St.-Vincenz-Krankenhaus.
Mehr als 19.000 Unterschriften gesammelt
Als Eichhorst die passende Stelle im Dokument findet, ist er erleichtert. Das Gesundheitsministerium teilt mit: Sowohl die Stroke-Unit wie auch die Neurologie in Menden bleiben erhalten. Insbesondere für den Erhalt der hochmodernen Stroke-Unit hatten sich nicht nur die KKiMK als Krankenhausträger, sondern auch der Förderverein des Krankenhauses und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt. Mehr als 19.000 Unterschriften wurden gesammelt, eine umfangreiche Stellungnahme des Trägers beim Ministerium in Düsseldorf eingereicht. Jetzt steht fest: All das hat sich gelohnt.
„Die Entscheidung ist nicht nur wichtig, sondern auch richtig.“
„Die Entscheidung ist nicht nur wichtig, sondern auch richtig“, betont Eichhorst. Jeden Tag gebe es statistisch im nördlichen Märkischen Kreis drei Schlaganfälle, bei deren Behandlung es um jede Sekunde gehe. „Wir behandeln in Menden jährlich 400 Schlaganfälle“, sagt Eichhorst und erläutert noch einmal, dass auf Betroffene demnächst weite Wege zugekommen wären in andere Städte wie Unna, Dortmund oder sogar Lüdenscheid. Schon früh habe die Stadtklinik Hemer signalisiert, die eigene Stroke-Unit, wie vom Ministerium gefordert, aufzugeben. „Dieser Umstand vergrößert den Bedarf noch einmal“, sagt Eichhorst.
In Sachen Schlaganfallbehandlung, aber auch in der Neurologie kommt dem St.-Vincenz-Krankenhaus künftig eine zentrale Rolle für den gesamten nördlichen Kreis zu. Der Standort Menden wird durch das Angebot in diesen Leistungsgruppen gestärkt. Eichhorst verweist darauf, dass der Feststellungsbescheid des Landes noch aussteht, freut sich aber zugleich, dass es nun Planungssicherheit gibt. „Wir müssen bis zum 1. April 2025 noch einige Bedingungen erfüllen, gerade auch im Personalbereich. Aber da bin ich nicht bange, das gehen wir seit Montag mit voller Kraft an“, so Eichhorst.
Eine sichere Zukunft bedeutet das Umdenken des Ministeriums von Karl-Josef Laumann (CDU) nicht nur für die aktuell Beschäftigten. Auch potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können nun davon ausgehen, dass ihr möglicher Arbeitsplatz in Menden sicher ist. Laumann hatte die Stroke-Unit selbst besichtigt, in einer Diskussion, zu der der Förderverein Krankenhaus St. Vincenz eingeladen hatten, war die Stimmung nach einem zunächst launigen Vortrag des Ministers gekippt, als es um die Stroke-Unit ging. „Jeder hat Laumanns Mimik gesehen und seine Zurückhaltung gespürt“, erinnert sich Eichhorst. Als dann wenige Tage später öffentlich wurde, dass das Ministerium ohne die Stroke-Unit in Menden plant, war das Entsetzen groß.
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Für den Träger stand sofort fest, dass er für die Schlaganfall-Spezialabteilung kämpfen will. Und auch der Förderverein machte sich mit Unterstützung vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Erhalt stark. Eine Unterschriftensammlung im gesamten Märkischen Kreis organisierte der Förderverein um seinen Vorsitzenden Daniel Müller. Mehr als 19.000 Unterschriften übergaben Daniel Müller und Olaf Jäger an das Ministerium. Das machte durchaus Eindruck. Auch Politiker verschiedener Parteien machten sich für die Klinik in Menden stark. Eichhorst sagt: „Was letztlich den Ausschlag gegeben hat, wissen wir nicht. Aber es geht ja um das Ergebnis!“
Rettungsleitstellen warnen vor langen Wegen
In Zeiten, in denen die Ampelregierung im Bund um ihre Zukunft ringt und Streit vielerorts dominiert, setzt die Landesregierung NRW ein Zeichen. Sie hat zugehört – dem Krankenhausträger, aber auch den vielen Menschen, die Unterschriften gesammelt und geleistet haben. Und sie hat ihre eigene Position verändert. Ein Grund dafür könnte laut Eichhorst auch sein, dass auch die Rettungsleitstellen Position bezogen haben. „Die sind neutral und haben darauf aufmerksam gemacht, dass immer mehr Rettungsmittel gebraucht würden, wenn die Stroke-Unit in Menden entfällt und die Wege immer weiter werden – und das bei ohnehin knappem Personal.“
„Eine Stadt wie Menden braucht ein starkes Krankenhaus.“
Henning Eichhorst ist die Erleichterung deutlich anzumerken. Er hat unmittelbar nach Bekanntwerden den Ärztlichen Direktor und Chefarzt Dr. Markus Berghoff, aber auch die Gesellschafter und den Förderverein Informiert. „Die Erleichterung war überall groß“, erinnert er sich an die Reaktionen. Auch Glückwünsche von anderen Kliniken habe es gegeben. Mendens Bürgermeister Dr. Roland Schröder reagierte im Gespräch mit der WP ebenfalls begeistert: „Eine Stadt wie Menden braucht ein starkes Krankenhaus. Es war gut, dass das Thema von niemandem parteipolitisch ausgenutzt wurde.“ Schröder freut sich zudem über das große Engagement in der Stadt für das St.-Vincenz-Krankenhaus.
Eichhorst berichtet, dass er immer wieder gefragt werde, ob das denn jetzt endgültig sei. „Endgültig ist es erst mit dem Feststellungsbescheid.“ Die Entscheidung beim Land sei aber gefallen und der Blick richte sich nun nach vorne. Die Feststellungsbescheide, heißt es aus dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales, sollen bis zum Jahresende verschickt werden.