Menden. Schutz vor Angriffen durch reizüberflutete Hunde und fürs Tierwohl: Pfingstkirmes soll für die Vierbeiner tabu sein, fordert Die Linke.

Es gibt wohl nur wenig, was in Menden so sehr bewegt wie die Pfingstkirmes: Während im Rathaus die Vorbereitungen auf den nächsten großen Rummel längst wieder auf Hochtouren laufen, bringt die Ratsfraktion der Linken dafür jetzt ein besonderes Anliegen vor: Thomas Thiesmann und Elisabeth Midderhoff sind der Meinung, dass Hunde auf Volksfesten nichts verloren haben. Ihr Antrag auf ein Kirmesverbot für die Vierbeiner soll in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Öffentliche Sicherheit, Ordnung und das Feuerwehrwesen (ÖSOF) auf die Tagesordnung kommen.

Linke will vor allem Kinder vor möglichen Attacken schützen

Denn die Argumente der Linken betreffen die Sicherheit, von Kindern wie von anderen Kirmesgästen, die von reizüberfluteten Hunden attackiert werden könnten. Mit Ausnahme von eigens ausgebildeten Assistenz-, Rettungs- und Polizeihunden soll das Mitführen der Tiere zwischen den Karussells und Buden verboten werden, fordern die Linken.

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Empfindliche Sinne sind Gerüchen, Lärm und Flackerlichtern ausgesetzt

Die sehr empfindlichen Sinne von Hunden seien auf der Kirmes einer Unmenge von Gerüchen, lauten Umgebungsgeräuschen, zahlreichen visuellen Eindrücken und unberechenbaren Bewegungen ausgesetzt. Verstärkt werde dies noch durch die bodennahe Sicht zwischen den zahlreichen Menschen auf der Kirmes. Eine erhebliche Gefährdung für die Hunde gehe zudem von herumliegenden Glasscherben aus, auch hohe Temperaturen machten den Vierbeinern zu schaffen.

Thomas Thiesmann

„Diese Gemengelage kann einen Hund ängstlich, panisch und im schlimmsten Fall aggressiv machen und aus Sicht des Hundes zu einer Schutzreaktion führen, was auch in Bissen enden kann.“

Thomas Thiesmann

Thiesmann und Midderhoff sind sicher: „Diese Gemengelage kann einen Hund ängstlich, panisch und im schlimmsten Fall aggressiv machen und aus Sicht des Hundes zu einer Schutzreaktion führen, was auch in Bissen enden kann.“ Ein Hundeverbot auf der Pfingstkirmes diene also nicht nur der Sicherheit der Menschen, vor allem von Kindern, sondern auch dem Tierwohl.

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Ordnungsamt Menden: Bisher keine Vorfälle mit Hunden auf Kirmes bekannt

Da die Linke in ihrem Fraktionsantrag keine Präzedenzfälle aufführt, fragte die WP bei Sabrina Hünnies nach. Die Teamleiterin im Mendener Ordnungsamt kann sich indes an keinen Vorfall auf der Pfingstkirmes erinnern, bei dem jemals ein Hund einen Besucher gefährdet oder gar attackiert hätte. Es bleibe aber abzuwarten, ob das Thema im Fachausschuss als so gravierend angesehen wird, dass die Ordnungsbehörde dazu eine Beschlussvorlage anfertigen soll.

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In Bad Kreuznach und Düren gelten Hundeverbote für Jahrmärkte

Sollte es dazu kommen, müssten Fragen vielerlei Art beantwortet werden. Zum einen sind nach WP-Recherchen andernorts kaum Veranstaltungen bekannt, auf denen das Mitführen von Hunden tatsächlich offiziell untersagt ist. Für den Bad Kreuznacher Jahrmarkt wurde dies jüngst allerdings mit einer Online-Petition durchgesetzt. Auch auf der Annakirmes in Düren gilt für Hunde: „Wir müssen leider draußen bleiben.“

Nur ausgebildete Hunde etwa für Blinde sollten auf der Mendener Pfingstkirmes erlaubt bleiben, meint die Linke.
Nur ausgebildete Hunde etwa für Blinde sollten auf der Mendener Pfingstkirmes erlaubt bleiben, meint die Linke. © WAZ FotoPool | Christoph Reichwein

Landeshundegesetz NRW legt für Volksfeste nur Leinenpflicht fest

In den allermeisten Städten mit Kirmesveranstaltungen setzt man indes offenbar auf den gesunden Menschenverstand von Halterinnen und Haltern, die ihren Hunden den Kirmesbesuch von sich aus ersparen wollen. Hier belässt man es bei den Regelungen des Landeshundegesetzes NRW. Dessen Zweck ist es, „die durch Hunde und den unsachgemäßen Umgang des Menschen mit Hunden entstehenden Gefahren abzuwehren und möglichen Gefahren vorsorgend entgegenzuwirken“. Laut Paragraf 3, Absatz 2 gilt zudem eine Leinenpflicht ausdrücklich auch „bei öffentlichen Versammlungen, Aufzügen, Volksfesten und sonstigen Veranstaltungen mit Menschenansammlungen“. Das Landeshundegesetz geht offenbar davon aus, dass die Probleme eher am oberen Ende der Leine zu finden sind.

Kontrolle eines Verbotes auf weitläufiger Pfingstkirmes kaum möglich

Das größte Problem für die Kontrolleure eines Hundeverbotes in Menden dürften indes die Besucherinnen und Besucher werden, die von außerhalb nach Menden anreisen. Auch ihnen müsste der Zutritt zum weitläufigen und von überall aus erreichbaren Kirmesgelände dann untersagt werden, wenn sie einen Hund mitführen. Wie ein solcher Kontrollaufwand in der Praxis aussehen sollte, erscheint noch völlig unklar.

Hundetrainerin: Wie viele Sondergenehmigungen soll die Stadt ausstellen?

Hinzu kommt laut der Mendener Hundetrainerin Janine Rau die Frage der Innenstadt-Anwohner, die mit ihren Hund notgedrungen über den Kirmesplatz gehen müssen: „Wie viele Sondergenehmigungen sollte die Stadt dafür denn ausstellen?“ Was die Hunde selbst angeht, so gehören sie ihrer Meinung nach vom Grundsatz her nicht auf eine Kirmes. Allerdings reagiere jedes Tier anders: „Hunde, die häufiger mit auf den Wochenmarkt oder auf ähnliche Veranstaltungen gehen, haben womöglich weniger Probleme als ein Hund vom Bauernhof. Bei dem liegt die Reizschwelle vermutlich viel niedriger. Andererseits: Auch Schausteller halten Hunde, die den Trubel dann aber gewöhnt sind.“

Janine Rau vom Verein „Tiere für Tiere“ ist als priofessionelle Hundetrainierin mit den Tieren vertraut. Sie rät von Kirmesbesuchen aus mehrerlei Gründen ab, hält ein allgemeines Verbot aber zugleich für falsch.
Janine Rau vom Verein „Tiere für Tiere“ ist als priofessionelle Hundetrainierin mit den Tieren vertraut. Sie rät von Kirmesbesuchen aus mehrerlei Gründen ab, hält ein allgemeines Verbot aber zugleich für falsch. © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Hinweisschilder an den Eingängen zur Kirmes wären wünschenswert

Auch Janine Rau appelliert daher am Montag, dem offiziellen „Tag des gesunden Menschenverstandes“, an Herrchen und Frauchen, ihre Hund nicht mitzunehmen. Sie selbst würde sich auch Sorgen machen wegen der Scherben oder dem Unrat, den jeder Hund auf dem Gelände der Pfingstkirmes aufnehmen könnte. Um alldem buchstäblich aus dem Weg zu gehen, sei es ratsam, sich eher am Rand der Hauptwege zu bewegen oder kleinere Hunde in Taschen oder Rucksäcken durch den Trubel zu tragen. Wünschen würde sich Janine Rau indes Hinweisschilder an den Haupteingängen zur Kirmes, etwa am Lenzenplatz oder auf der Hauptstraße.