Menden. Der Demokratie-Influencer Ruprecht Polenz ermuntert im TAZ zu Zivilcourage: „Gesagtes darf nicht einfach stehen bleiben.“
Als das Recherchenetzwerk Correctiv am 10. Januar 2024 über die Remigrationspläne der AfD und ein geheimes Treffen in der Nähe von Potsdam berichtete, war die Empörung groß – auch in Menden. Dabei blieb es nicht: Vor dem Alten Rathaus folgte eine eindrucksvolle Demonstration. Menschen jeden Alters, ob Mann, Frau oder divers, machten sich für die Demokratie stark. Das Zeichen an die Rechtspopulisten war deutlich: Ihr seid nicht mehr, ihr seid die Minderheit. Und natürlich wolle Menden bunt sein und tolerant bleiben.
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Ruprecht Polenz, lange Bundestagsmitglied der CDU und heute Demokratie-Influencer, erinnerte jetzt bei einem Vortag im Theater Am Ziegelbrand (TAZ) daran, dass es sich bei den Demonstrationen überall in Deutschland um die größten in der Nachkriegsgeschichte handelte. So weit, so gut. Polenz machte allerdings auch klar: Es braucht mehr. Tipps, wie jeder die Demokratie verteidigen kann, gibt Polenz in seinem Buch „Tu was!“, das er im Rahmen des Autorenherbstes der Buchhandlung Daub nicht nur vorstellte, sondern auch zahlreich signierte.
Es hat schon fast etwas Gemütliches, als sich Polenz auf die Bühnenkante setzt, ein Bein über das andere schlägt und dann in sein kleines Notizbuch blickt. So groß seine Sorgen sind, so emotional die Reaktionen auf das Erstarken der AfD gerade in Ostdeutschland sind: Polenz wirkt unaufgeregt und verstärkt damit den Eindruck, der sich beim Lesen seines Buches ergibt. Polenz erklärt darin die Demokratie, was sie zusammenhält und was sie gefährdet, in so kurzen und zugleich klaren Worten, dass man den Hut ziehen muss. Der CDU-Mann aus Münster beschimpft keine AfD-Wähler, er erklärt stattdessen die Strategien, die die AfD, aber auch Donald Trump oder Viktor Orbán verfolgen.
„Nur etwa drei Prozent unseres Weltbildes fußen auf eigenem Erleben, 97 Prozent werden uns durch verschiedene Medien vermittelt.“
Erstes Ziel sei – wie übrigens auch schon nach der Machtergreifung Hitlers – das Ausschalten der Presse. Zeitungen, öffentlicher Rundfunk und Fernsehanstalten sollen demnach nicht mehr dazu beitragen, den Menschen Orientierung zu geben. „Nur etwa drei Prozent unseres Weltbildes fußen auf eigenem Erleben, 97 Prozent werden uns durch verschiedene Medien vermittelt“, sagt Polenz. Fielen die Medien weg, fühlten sich Menschen orientierungslos. Soziale Netzwerke wie X (vormals Twitter) seien da keine Hilfe. Polenz nennt das „Nebel im Kopf“.
Ruprecht Polenz ruft zu Zivilcourage auf
Polenz macht in seinem Buch zwölf Vorschläge, wie sich jeder für die Demokratie einsetzen kann. Auf einige geht er auch im TAZ ein. Er ruft etwa zur Zivilcourage auf. Wenn etwa in einer Kantine fremdenfeindliche Äußerungen gemacht würde, dann müsse man dem auch widersprechen, sonst setze der Absender beim nächsten Mal noch was drauf. „Sie werden schnell sehen, dass andere am Tisch Ihnen zustimmen. Zivilcourage ist nämlich ansteckend“, sagt Polenz.
Das Buch
„Tu was! Kurze Anleitung zur Verteidigung der Demokratie“ von Ruprecht Polenz ist als Taschenbuch im Verlag C. H. Beck erschienen und im Buchhandel erhältlich. Es kostet 12 Euro. ISBN 978-3-406-82398-5
Er ruft dazu auf, an Demonstrationen wie der am 27. Januar 2024 in Menden teilzunehmen und in politische Parteien einzutreten, „um diese besser zu machen“. Und er ermuntert sein Publikum, selbst Demokratie-Influencer zu werden. „Legen Sie sich ein anonymes Profil an und liken Sie Beiträge, die Ihnen gefallen. Damit erhöhen Sie die Reichweite dieser Beiträge, mehr Menschen sehen sie“, erklärt Polenz. Noch besser sei es, die Beiträge zu teilen und zu kommentieren. So könne jeder den Algorithmen der sozialen Netzwerke etwas entgegensteuern und selbst einen Beitrag für die Demokratie leisten.