Menden. Mit einer Baustellentour landet die VHS einen Volltreffer. Das neue Bürgerhaus wird bunt. Genossenschaft steht kurz vor ihrer Gründung.

Hätte es noch eines Beweises bedurft, mit wie viel Herzblut die engagierten Menschen, die im Januar eine Genossenschaft gründen wollen, das Bürgerhaus „Hönnetreff“ schon jetzt nach vorne bringen: Die Baustellentour hätte genau den erbracht. Rund 60 Personen, die sich für das Angebot der VHS Menden-Hemer-Balve angemeldet hatten, konnten schon einmal ein Gespür dafür bekommen, wie vielfältig und bunt das Bürgerhaus wird.

Thema war auch, dass sich die Bauarbeiten etwas verzögern (WP berichtete). Die Eröffnung ist nun für den September 2025 geplant. „Wir hatten leider die Insolvenz eines TGA-Planers“, erklärte Martin Niehage, Leiter des Immobilienservice Menden. TGA steht für „Technische Gebäudeausrüstung“ – ein wichtiger Baustein, insbesondere beim Bau im Bestand. Die angehende Genossenschaft nimmt die Verzögerung gelassen hin. „Wir werden die Zeit sinnvoll nutzen“, kündigte Falk Steidel als eine der treibenden Käfte in der Genoosenschaft an. So müsse etwa das Bistro aufgestellt und dafür auch Personal gefunden werden. „Dafür haben wir nun etwas mehr Zeit.“

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Mit großer Neugier waren viele Interessierte gekommen, um zu sehan, was sich im Bürgerhaus getan hat. Die einen von ihnen kannten vorher vor allem den Bürgersaal, andere eher den Seniorentreff. Nun ist beides zu einer Einheit verschmolzen. Inklusive der Kellerräume werden rund 2500 Quadratmeter mit Leben gefüllt. „Kein Quadratmeter wird verschwendet“, versprach Falk Steidel beim Rundgang durch das Gebäude. Die vielen „toten Ecken“, die es früher gab, werden nun sinnvoll genutzt – etwa, um dort Versorgungsleitungen zu verlegen.

Bürgerhaus Hönnetreff Menden
Diesen Raum können demnächst Vereine nutzen - und dazu auch Rollcontainer für Unterlagen. © WP | Dirk Becker

Die insgesamt drei Touren starteten dort, wo künftig ein großer Multifunktionsraum sein wird. Der Bürgersaal als Theaterraum, den es früher gab, ist passé. Eine Bühne, Licht und eine Leinwand wird es trotzdem geben. Dahinter liegen ein Gruppenraum und der Bistrobereich, wo es am Samstag zur Einstimmung schon einmal alkoholfreien Punsch und Erfrischungsgetränke gab. Mobile Wände sorgen dafür, dass sich der Raum abteilen lässt. Die bodentiefen Fenster in Richtung Rathausinnenhof samt Zeltdach lassen sich öffnen. „Das soll ein Haus für alle sein, wer wollen niemanden ausschließen“, sagte Falk Steidel.

„Das soll ein Haus für alle sein, wer wollen niemanden ausschließen.“

Falk Steidel
Ehrenamtlicher

Begeistert zeigte er jeden Winkel des Hauses und was dort entsteht. Wie die übrigen Ehrenamtlichen – mindestens zwei waren bei jeder Guppe dabei – strahlte er übers ganze Gesicht. Das Bürgerhaus „Hönnetreff“ ist ein Gemeinschaftsprojekt, aus dem sich Verwaltung und Politik herausziehen. Bürgermeister Roland Schröder, der an der Baustellentour teilnahm, betonte das im Gespräch mit der WP: „Das ist jetzt nur eine Sache der Genossenschaft“. Auch er war angetan von der Begeisterung, die sich in den Räumen breit machte.

Pilotenkanzel im Bürgerhaus Hönnetreff wird Gruppenraum
Zu einem großen Gruppenraum für Seniorentreff wird die ehemalige „Pilotenkanzel“. Das neue Bürgerhaus Hönnetreff bietet zahlreich Möglichkeiten für Begegnungen. © WP | Dirk Becker

Noch kein Boden ist fertig, keine Wand tapeziert, kein Einrichtungsgegenstand da. Und doch lebt das Haus bereits – so fühlt es sich an. Iris Schieferdecker, Leiterin des Seniorentreffs, empfing mit kleinen Zuckerschiffchen im ersten Obergeschoss die Gäste. Dort wird der Seniorentreff untergebracht, die Räume sind selbstverständlich barrierfrei erreichbar. Die ehemalige „Pilotenkanzel“ – früher auch Raum für Fraktionssitzungen – wird zu einem großen, hellen Gruppenraum für Senioren.

Barrierefreiheit wird in vielerlei Hinsicht umgesetzt

Die Barrierefreiheit spielt im gesamten Haus eine große Rolle. Dabei gehen die Planungen über ebene Böden und Aufzüge hinaus. Hörschleifen sollen Menschen mit Hörgeräten das Leben leichter machen, an Handläufen und asugewählten Stellen soll es taktile Elemente für sehbehinderte Menschen geben. Im IT-Gruppenraum und im Werkraum wird es jeweils zwei Tische geben, die elektrisch höhenverstellbar sind und so zum Beispiel auch von Rollstuhlfahrern genutzt werden können.

In der Diskussion nach den Führungen fragte ein Teilnehmer, ob es auch kostenfreie Menstruationsartikel wie Binden und Tampons geben wird und ob Diversität gelebt werde. Beide konnte Heike Berkes von der Stabsstelle Bürgerengagement bejahen. So werde es etwa Toiletten geben, die neutral beschriftet sind – neben Toiletten für Frauen, Menden, Behinderte und Personal. Ohnehin sind viele sanitäre Anlagen geplant, weite Wege bleiben den Besucherinnen und Besuchern des „Hönnetreffs“ erspart.

Bürgerhaus Hönnetreff Menden
Blick in einen der Proberäume für Bands, die auch außerhalb der Öffnungszeiten und durch die Tiefgarage zu erreichen sind. © WP | Dirk Becker

Das Haus wird viele Bedarfe erfüllen. Für die Probenräume im Keller haben Bands schon konkrete Anfragen gestellt, auf der ehemaligen Empore des Bürgersaals ist ein möglicher Probenraum für Chöre entstanden. Vereine können unterschiedliche Räume nutzen und sogar Nutzungsverträge für Rollcontainer schließen, in denen sie Unterlagen sicher verstauen können. Für die Bands gibt es Boxen für Instrumente.

Wer am Samstag das Bürgerhaus „Hönnetreff“ erkundet hat, der bekam einen guten Eindruck vom Geist, der dort lebt wird. Das englische Wort Spirit würde es wohl noch besser treffen. Das Bürgerhaus ist eben mehr als nur eine Baustelle. Mit Ausnahme der FDP blieben Lokalpolitiker übrigens fern. Mit den ersten selbst produzierten Flyern und jeweils einer Tafel „Hönnetreff“-Schokolade aus der Schokoladenmanufaktur Sauerland traten die Teilnehmer den Heimweg an – und wohl auch mit intesiven Eindrücken. Vielleicht werden einige von ihnen auch Genossenschaftsmitglieder. Den Hönnetreff besuchen werden sie alle wieder zur Eröffnungsfeier – das scheint sicher.