Fröndenberg. Lange befürchtet, jetzt passiert: Der Ev. Kirchenkreis Unna schließt fünf Kita-Gruppen, eine auch in der Fröndenberger „Wasserburg“.

Aus für eine Kita-Gruppe: Eine seiner Gruppen schließen muss der evangelische Kindergarten „Zur Wasserburg“ in Fröndenberg-Ostbüren zum Ausklang des laufenden Kindergartenjahres, also Ende Juli 2025. Die betroffenen Kräfte sollen laut dem Evangelischen Kirchenkreis Unna darauf hoffen können, im Bereich des Kindergartenwerkes mit etwa 500 Beschäftigten eine neue Anstellung zu finden. Ansonsten soll ein Sozialplan greifen.

Kein Kind soll die Kita wechseln müssen, aber weniger Neuaufnahmen

Kein aktuelles Kindergartenkind soll aufgrund des Einschnitts seine Kita verlassen müssen: Wenn die „Schulkinder“ aus der betroffenen Gruppe zur Grundschule wechseln, werden die verbleibenden Kinder auf vorhandene Gruppen aufgeteilt, aus denen ja ebenfalls Schulkinder die Kita verlassen, erklärt Diakon Dietrich Schneider als Sprecher des Kirchenkreises das Verfahren. Allerdings werde es im Ergebnis deutlich weniger Neuaufnahmen geben können. Eltern von Geschwisterkindern dürften aber hoffen, ihre Kleinsten noch in die Gruppe des Brüderchens oder Schwesterchens zu bekommen.

„Große Betroffenheit“ auf Versammlung in der Belegschaft

„Große Betroffenheit“ habe es am Montag auf der Mitarbeitenden-Versammlung gegeben, als der Schritt des Kirchenkreises bekannt gemacht wurde, berichtet Schneider. Die Sparmaßnahme, die mit einer Unterfinanzierung des Kita-Wesens begründet wird, trifft im Kirchenkreis Unna insgesamt fünf Einrichtungen, die jeweils eine Gruppe aufgeben müssen. Neben der Fröndenberger Kita „Zur Wasserburg“ sind das in Unna das Familienzentrum „Kinderarche“, in Bergkamen das Familienzentrum Bodelschwinghhaus, die Kita „Noah“ in Unna-Hemmerde und das Familienzentrum „Löwenzahn“ in Holzwickede. Das Kita-Werk des Kirchenkreises umfasst 26 Einrichtungen in Bergkamen, Kamen, Holzwickede, Unna und Fröndenberg. Die derzeit noch hier angestellten 500 Kräfte betreuen mehr als 1700 Kinder.

Kreissynode deckelte die Ausgaben schon 2023

Wie berichtet, hatte die Synode des Kirchenkreises bereits im März 2023 beschlossen, die bisherige finanzielle Förderung der Kita-Arbeit zu deckeln: Zusatzkosten sollten fortan nicht mehr durch Aufsatteln, sondern durch den Abbau von Betreuungszeiten oder die Zusammenfassung von Kita-Gruppen ausgeglichen werden. Der finanzielle Anteil der Kitas liegt seither bei 10,5 Prozent des Kirchensteuer-Aufkommens im Kirchenkreis Unna. Das entspricht rund einer Million Euro im Jahr.

Personelle Besetzung schon im Frühjahr auf Mindestmaß heruntergefahren

Zur Begründung der jetzt verkündeten Einschnitte heißt es: „Da die Finanzierung durch das Land NRW nicht auskömmlich ist, sind Anpassungen unausweichlich. Bereits im Frühjahr wurde die personelle Besetzung weitgehend an die gesetzliche Mindesthöhe angepasst. In einem jetzt folgenden Schritt reduziert das Kindergartenwerk die Anzahl der Betreuungsplätze.“

Hoffnung, aber keine Garantie für Geschwisterkinder

Die Betreuung der Kinder mit bestehendem Betreuungsvertrag sei aber sichergestellt, betont der Kirchenkreis. Allerdings könne für die fünf betroffenen Kitas ein Betreuungsvertrag für Geschwisterkinder nicht garantiert werden.

Ernste Gesichter 2023: Die Kreissynode Unna friert die Gelder für die Evangelischen Kindergärten bei einer Million Euro ein. Superintendent Dr. Karsten Schneider während der Diskussion um die zukünftige Finanzierung der Kindertagesstätten, im Hintergrund Tordis Durmis und Marc Schröder (v.l.), die beiden Geschäftsführenden des Kindergartenwerkes.
Ernste Gesichter 2023: Die Kreissynode Unna friert die Gelder für die Evangelischen Kindergärten bei einer Million Euro ein. Superintendent Dr. Karsten Schneider während der Diskussion um die zukünftige Finanzierung der Kindertagesstätten, im Hintergrund Tordis Durmis und Marc Schröder (v.l.), die beiden Geschäftsführenden des Kindergartenwerkes. © WP | Dietrich Schneider

Familien über Elternbriefe über Schließungspläne in Kenntnis gesetzt

Den 250 teilnehmenden Mitarbeitenden sei in der Versammlung am Montag mitgeteilt worden, dass der ein Personalabbau nach einem Sozialplan im gesamten Kindergartenwerk vonstatten gehen soll. Man werde aber „alles daransetzen, durch gezielte Steuerung der neuen Gruppenformen den Abbau so gering wie möglich zu halten“. Über einen Elternbrief seien auch die Familien in Kenntnis gesetzt worden. Im ersten Quartal 2025 soll es dazu einen Elternabend geben.

Noch keine offizielle Reaktion der Stadt Fröndenberg

Auch mit den zuständigen Kommunen steht man in engem Kontakt. Mit diesen bestehe zudem ein intensiver Dialog über die weitere Absicherung der Arbeit. Allerdings, so Schneider, habe man auch aus dem Fröndenberger Rathaus noch keine offizielle Reaktion zu der Gruppenschließung erhalten. „Es ist aber auch noch ganz frisch.“

Begründung: „Nicht ausreichende Finanzierung“ durch das Land NRW

„Wir bedauern es zutiefst, unsere Kita-Plätze im kommenden Kindergartenjahr nicht mehr im bisherigen Umfang aufrecht erhalten zu können. Wir alle wissen, dass die Kita die erste, elementare Bildungseinrichtung ist, die unsere Kinder besuchen“, erklärte die Geschäftsführerin des Kita-Werkes, Tordis Durmis. Verwaltungsleiter Thomas Sauerwein konkretisiert das Vorgehen: „Aufgrund der nicht ausreichenden Finanzierung des Landes NRW können wir unsere gesellschaftliche Verantwortung nicht mehr wie auch von uns gewünscht ausfüllen.“

„Wir bedauern es zutiefst, unsere Kita-Plätze im kommenden Kindergartenjahr nicht mehr im bisherigen Umfang aufrecht erhalten zu können. Wir alle wissen, dass die Kita die erste, elementare Bildungseinrichtung ist, die unsere Kinder besuchen.“

Tordis Durmis
Geschäftsführerin Kita-Werk

Sauerwein: Fehlende Landesmittel nicht mehr aus Kirchensteuern auszugleichen

Die fehlende vollständige Finanzierung der Kitas sei der wesentliche Grund für den Einschnitt. So spreche sich der Kirchenkreis deutlich für eine Erhöhung der Landesfinanzierung aus. „Wir sind nicht mehr in der Lage, fehlende Landesmittel durch Kirchensteuern auszugleichen.“, beschreibt Sauerwein die Situation.

Nach Deckelung im letzten Jahr stiegen die Kosten weiter

Der Trägeranteil der evangelischen Kirche an der Finanzierung jeder Kita liege bei vier Prozent. Dieser Anteil müsse aus den 10,5 Prozent der Kirchensteuer-Einnahmen bezahlt werden. Allerdings sorgten Tarifsteigerungen sowie höhere Verwaltungs-, Sach- und Betriebskosten dafür, dass immer mehr Geld gebraucht werde. Diese Steigerungen müssten gänzlich vom Träger finanziert werden. Das sei im Evangelischen Kirchenkreis Unna in den vergangenen Jahren noch gelungen, jetzt aber nicht mehr möglich. Denn sonst gerate das gesamte Finanzvolumen des Kirchenkreises mit seinen 13 Gemeinden und den weiteren synodalen Diensten „in eine unverantwortbare Schieflage“.

Evangelischer Kirchenkreis Unna will in Düsseldorf mitdemonstrieren

Über alle Entwicklungen habe man in den vergangenen Monaten mit dem Evangelischen Verband für Kindertageseinrichtungen und Vertretern der Politik aus Land und Kommunen gesprochen. Der Evangelische Kirchenkreis Unna wolle sich auch an der Kundgebung „NRW bleib sozial!“ am 13. November in Düsseldorf.