Menden. Vom Hochwasserstand bis Waldbrandgefahr: Bürger sollen neue städtische Daten bald abrufen können. Straßenzustands-Erfassung ein Erfolg.
Wie hoch stehen Hönne und Bieber in Menden gerade wirklich? Wie trocken ist der Waldboden? Wie steht es um das Überflutungs-Risiko vor meiner Haustür? Antworten auf diese und andere Fragen sollen 32 Klima-Sensoren liefern, die gerade im Mendener Stadtgebiet installiert werden. Ihre Daten sollen bald für alle abrufbar sein. Das ist in der jüngsten Sitzung des städtischen Digitalausschusses bekannt geworden.
Menden auf dem Weg zur digitalen und vernetzten „Smart City“
Menden mache sich immer weiter auf den Weg zur „Smart City“ – zur digitalen und vernetzten Stadt, erklärt dazu „MenDigital“-Geschäftsführer Robin Eisbach. „Wir haben aktuell die folgenden Sensoren im Einsatz oder bauen sie gerade mit den Stadtwerken und der Telemark ein: zwölf Wetterstationen, acht Pegelsensoren und zwölf Fühler für die Bodenfeuchte.“ Ein solcher Fühler sei zum Beispiel auch in einen Acker von Landwirt Hans-Georg Ammelt in Halingen gesetzt worden.
Neuer Stadt-Service soll noch im laufenden Jahr live gehen
Noch in diesem Jahr, sagt Eisbach, sollen diese ersten Daten dieser Sensoren auch online an den Start gehen, weitere Fühler sollen folgen. Ausdrücklich sollen diese Daten auch für die Bürgerinnen und Bürger jederzeit abrufbar sein. Abzurufen seien dann aktuelle Angaben zu den Wasserpegeln, zu Wetter und Klima, zum Zustand der Böden oder auch von Gebäuden. „Das alles war nicht einfach zusammenzustellen und nutzbar zu machen, es wird aber viele Vorteile haben“, versprach Eisbach vor den Politikern.
Interesse an Daten auch bei Feuerwehr und Märkischem Kreis
Denn die Stadt wie auch die Bürgerinnen und Bürger könnten damit auf Gefahrenlagen wie Hochwasser besser reagieren. An den neuen, sehr kleinteiligen Daten hätten nicht umsonst auch der Märkische Kreis oder die Mendener Feuerwehr Interesse gezeigt. Auch Grünflächen könnten damit ideal gedeihen, und Häuslebauer könnten sogar das eigene „Smart Home“ mit den aktuellen Klimadaten aus dem eigenen Stadtteil steuern. So sollen moderne Technologien ganz praktisch genutzt werden, „um das Leben vor Ort einfacher, sicherer und nachhaltiger zu machen“.
„Wir haben schon mehrere Nachfragen dazu erhalten, was denn da wohl an der Laterne hängt.“
Mittelfristig soll es gemeinsam mit dem Märkischen Kreis auch möglich sein, die Sensordaten für KI-basierte Prognosen zu Hochwasserständen oder Starkregen zu nutzen. Eine Delegation aus Nachbarkommunen soll auf Einlaung des Kreises im November nach Menden kommen, um sich das Funknetz und die Sensoren anzuschauen. Die Installation der ersten 32 Klimafühler, denen noch weitere folgen sollen, sei indes auch in der Bevölkerung nicht unbemerkt geblieben: „Wir haben schon mehrere Nachfragen dazu erhalten, was denn da wohl an der Laterne hängt“, schmunzelt Robin Eisbach. Kommen sollen auch Sensoren für Behinderten-Parkplätze sowie Landkarten zu Verkehrsdichte und Gefahrenstellen, zusammengestellt aus den Daten der Smiley-Displays.
Lobbe-Laster sammeln fleißig Aufnahmen vom Zustand der Straßen
Indes liegen auch die ersten Ergebnisse der Straßen-Befahrungen durch die Abfall-Laster der Firma Lobbe vor, wie Dirk Wiegand vor dem Ausschuss erläuerte. Der Chef der Abteilung Straßenbau im Rathaus nennt das jetzt entstehende elektronische Kataster „ein außergewöhnliches Projekt“. Mittlerweile laufe die vierte Befahrung, und man teile die so untersuchten Straßenzüge bereits in fünf Zustandsklassen ein. Es zeige, dass gut die Hälfte der Verkehrswege in Menden in relativ gutem Zustand sei. Dieser Anteil erhöhe sich, wenn man daraus schlechte bis völlig marode Straßen herausrechne, die noch nicht endgültig hergestellt sind oder andere Baulastträger haben. Dazu zählen Kreis- und Landstraßen, für deren Zustand die Stadt Menden nicht verantwortlich ist.
Bilder ersparen der Stadtverwaltung „jede Menge Papierkram“
Die Bilder, erläuterte Wiegand, kämen zustande, indem die Lobbe-Fahrer Handys hinter den Rückspiegel klemmten. Die so gesammelten Informationen aus dem gesamten Stadtgebiet erhalte dann die Firma Dialytics, die eine Auswertung und die Einordnung vornehme. Heraus komme dann für jeden Bereich eine Seite, auf der die Mängel, aber auch die Zuständigkeit dafür aufgelistet sind. Wiegand: „Das spart uns jede Menge Papierkram.“
Künstliche Intelligenz pixelt Nummernschilder
Mittels Künstlicher Intelligenz (KI) würden bei diesen Aufnahmen zum Beispiel die Nummernschilder von Autos automatisch verpixelt. Und: Die Filme zeigten neben Asphalt und Pflaster auch kaputte Verkehrsschilder, beschädigte Abfallbehälter, verblasste Fahrbahnmarkierungen oder überwuchernde Hecken. Robin Eisbach lobte die Politiker im Digitalausschuss dafür, vor Jahren für den Einsatz der Lobbe-Laster und gegen den Kauf eines teuren Messwagens gestimmt zu haben. „Jetzt zeigt sich eindeutig, dass das genau die richtige Entscheidung war.“
Stefan Weige zeigt sich zufrieden: „Digitalisierung als wirklicher Mehrwert“
Der Ausschussvorsitzende Stefan Weige (FDP) nannte die Datensammlung einen „guten Anfang“. Das zeige, wie Digitalisierung zum wirklichen Mehrwert werde, der sich positiv und spürbar auf die Bürgerschaft auswirke. Ob auch die Straßendaten öffentlich zugänglich gemacht werden, stehe derzeit in der Prüfung, erklärte dann Karin Glingener, Digitalisierungsbeauftragte der Stadt. Es gebe viele Bereiche, die man ähnlich wie „Google Street View“ aus Datenschutzgründen öffentlich nicht sichtbar machen dürfe. „Wir müssen noch sehen, wie wir damit umgehen.“