Menden. Das Unternehmerfrühstück der WIN bei den Stadtwerken Menden zeigt: Unternehmen scheuen Investitionen wegen fehlender Perspektiven.
Womöglich bringt es die Vorsitzende der Wirtschaftsinitiative Nordkreis (WIN) beim Unternehmerfrühstück am besten auf den Punkt. „Selbst wenn wir investieren wollen, wissen wir nicht, worin wir das am besten tun“, sagt Gudrun Winner-Athens im Casino der Stadtwerke Menden. Es geht um die Energiewende vor Ort und wie sie gelingen kann. Die WIN-Chefin und Geschäftsführerin einer Spedition ist nicht die Erste, die sich an diesem Morgen darüber beklagt, dass die Politik insbesondere im Bund „einen Zick-Zack-Kurs“ fährt. „Es gibt zu viele Unsicherheiten“ – dieser Satz ist immer wieder zu hören.
„Selbst wenn wir investieren wollen, wissen wir nicht, worin wir das am besten tun.“
Dass die Energiewende mit der Abkehr von fossiler Energie der richtige Weg ist, darüber sind sich alle einig. Mendens Bürgermeister Roland Schröder hat das Positiv-Beispiel MPG genannt und erklärt, Investitionen in Erneuerbare Energien seien auch betriebswirtschaftlich sinnvoll. MPG spare bei der Produktion 30 Prozent Energie ein – das sei eine bedeutende Größe. Auch Gudrun Winner-Athens‘ Spedition ist so ein Positiv-Beispiel. Für den Schwerlastverkehr setzt das Unternehmen auch einen E-Lkw ein. Der hat allerdings eine Reichweite von weniger als 300 Kilometer. Das ist wenig praktikabel. Doch selbst wenn es anders wäre: „Hätte ich jetzt 20 solcher Fahrzeuge und müsste die laden, wäre das Stromnetz überfordert“, erklärt sie mit Blick auf Reiner Timmeck. Der Geschäftsführer der Stadtwerke Iserlohn kann nur nicken – und er kündigt an, die Stadtwerke müssten „buddeln“ und neue Leitungen verlegen.
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Stadtwerke Menden kooperieren mit anderen Versorgern
Matthias Lürbke, Geschäftsführer der Stadtwerke Menden, kann nur zustimmen. Er erklärt, dass sich die Stadtwerke nach Möglichkeit mit anderen Versorgern abstimme, damit Straßen nicht mehrfach aufgerissen werden müssten. Das gelinge meist sehr gut, sei aber etwa beim Glasfaser-Ausbau nicht so einfach. Dort seien zudem meist keine Firmen aus der Region beauftragt. Lürbke weiß, dass das „Heizungsgesetz“ von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck das Vertrauen in Politik nicht gestärkt hat. Als wenig zuverlässig werden Bemühungen in Sachen Energiewende wahrgenommen. Wer heute investiert, will sicher sein, dass diese Investition nachhaltig wirkt und nicht wenig später neue Regeln gelten.
Stadtwerke müssen kräftig investieren: Kosten fair verteilen
Auch die Energieversorger stehen vor großen Herausforderungen. Das macht Matthias Becker, Prokurist und Teamleiter Erneuerbare Energien bei den Stadtwerken Menden, in seinem Vortrag deutlich. 2045 werde kein Gas mehr vertrieben, ein ganzer Geschäftsbereich falle dann weg und müsse ersetzt werden. Möglicherweise wird Fernwärme eine größere Rolle spielen (weiterer Bericht folgt), doch auch dafür sind große Investitionen erforderlich. Wie diese Kosten gerecht verteilt werden könnten, sei derzeit aber noch völlig offen, sagt Matthias Lürbke: „Dass es darüber in der Gesellschaft eine intensive Diskussion geben würde, war abzusehen.“ Fakt sei aber auch, dass es für die Energiewende kein Vorbild gebe. Deswegen nimmt Lürbke auch die Politik ein Stück weit in Schutz: Dass diese keine überstürzten Entscheidungen fällen wolle, sei verständlich.