Menden. Die Straße zum Bräukerweg droht die Modellbauer zu verdrängen, die dort seit 44 Jahren fliegen. Auch für die Natur drastische Folgen.
Müssen sich die Mendener Modellflieger bald einen neuen Standort für ihr Hobby suchen? Ihr Flugplatz bei Ostsümmern liegt genau auf der Trasse, die von der Stadtverwaltung Menden jetzt für die geplante Verbindungsstraße aus dem Gewerbegebiet Hämmer zum Bräukerweg empfohlen wird. Insgesamt liegen dafür vier Varianten vor, und bei zweien müssten die Modellbauer weichen, weil Straßenräume nicht überflogen werden dürfen. Der Vereinsvorsitzende Peter Beltz zeigt sich auf WP-Anfrage überrascht und entsetzt.
„Das trifft uns aus völlig heiterem Himmel“, sagt Beltz. Die 1976 gegründeten Modellflieger seien seit sage und schreibe 44 Jahren an diesem Standort. Im Zuge der Ausweisung des neuen Naherholungsgebietes, das auch das Vereinsgelände umfasst und dort geplante große Windräder unmöglich machte, habe der Verein sogar noch mehr Raum zugesprochen bekommen. Insgesamt fünf Hektar dürfe man heute für das faszinierende Hobby nutzen. Auf einem halben Hektar sei die Start- und Landebahn entstanden. Die habe man, um Maulwürfe abzuhalten, in Eigenarbeit mit einem Graben und einem engmaschigen Drahtzaun geschützt.
„Das trifft uns aus völlig heiterem Himmel.“
Außerdem: „Einen neuen Platz werden wir kaum finden, das ist in der Szene bekannt“, sagt Beltz. Denn ohne Bestandsschutz hätten Modellflieger alle nur denkbaren Abstands-, Natur- und Immissionsschutzregeln einzuhalten, die den Betrieb eines neuen Flugfeldes kaum noch irgendwo zuließen. Peter Beltz, der um die Existenz seines Clubs fürchten muss, kündigte im WP-Gespräch an, für den Verein auf jeden Fall an der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Planen und Bauen am Mittwoch ab 17 Uhr teilnehmen zu wollen.
Auch ohne Modellflieger ein umweltpolitisches Horrorszenario
Doch auch ohne ein mögliches Aus für die Modellflieger: Die vorgeschlagene Variante 3 liest sich sogar noch auf Verwaltungsdeutsch wie ein umweltpolitisches Horrorszenario – wegen des enormen Eingriffs in Natur, Landschaft und den Wasserhaushalt. Hinzu kommt der Verdacht auf Kampfmittel im Boden des ehemaligen Militärgeländes, der beim Bau der Straße zu berücksichtigen wäre. So heißt es im Wortlaut in der Beschlussvorlage zur vorgeschlagenen Trasse: „Von der Hämmerstraße beziehungsweise der Carl-Eichelberg-Straße führt die Variante 3 in Richtung Süden über Teile des ehemaligen Standortübungsgeländes und über landwirtschaftlich genutzte Flächen zum Bräukerweg. Die Trasse trennt die vorhandenen Waldabschnitte und zerschneidet die Biotopverbundsfläche. Der östliche Waldabschnitt wird somit komplett baulich und lärmtechnisch eingekesselt. Zudem werden die Quellbereiche des Rüthersbach und die vorhandenen Gewässerkörper beeinträchtigt. Aufgrund der vorherigen Nutzung als Standortübungsplatz ist vor allem mit Kampfmitteln zu rechnen. Darüber hinaus müsste für den Modellflugplatz ein neuer Standort gesucht werden, da die Modellflugzeuge nicht über die Straßen fliegen dürfen. Der Eingriff in Natur und Landschaft wird insgesamt als hoch eingestuft.“
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Eine Planungsvariante führt sogar über Iserlohner Stadtgebiet
NIcht weniger drastische Folgen hätten die drei Varianten, die von der Stadtverwaltung nicht bevorzugt werden. Die Variante 1 führt über die Hämmerstraße, den Abbaweg sowie die Straße „Berglose“ und würde bereits vorhandene Infrastruktur nutzen. Aber: Der Eingriff in Natur und Landschaft wäre dennoch hoch, erschwerend käme hinzu, dass das Naturschutzgebiet Abbabach beeinträchtigt würde. Der Bach ist außerdem die Stadtgrenze zwischen Menden und Iserlohn, die Straße „Berglose“ sowie der südliche Teil der Kreisstraße 16 gehören zu Iserlohn. Folglich dürfte eine Planung hier nur gemeinsam mit der Stadt Iserlohn und dem MK erfolgen. Sie wäre also mit vielen Fragezeichen versehen.
Bei zwei Varianten wäre mindestens der Märkische Kreis zu beteiligen
Das gilt auch für Variante 2, die von der Hämmerstraße nach Nordwesten zum Wälkesbergweg und von dort aus in Höhe von Gut Bertingloh zur Kreisstraße 16 führen würde, wo es dann drei mögliche Verläufe gibt. „Da die Varianten nördlich der vorhandenen Landschaftsschutz-, Naturschutz- und FFH-Gebiete verlaufen, ist der Eingriff in Natur und Landschaft aufgrund des sehr hohen Flächenbedarfs als sehr hoch einzustufen“, schreibt die Stadtverwaltung. Zudem wäre wie bei Variante 1 der Ausbau der K 16 notwendig. Durchschnitten würden geschützte Biotope sowie das sogenannte „Ruhige Gebiet“.
„Der östliche Waldabschnitt wird somit komplett baulich und lärmtechnisch eingekesselt. Aufgrund der vorherigen Nutzung als Standortübungsplatz ist vor allem mit Kampfmitteln zu rechnen.“
Variante 4 führt ebenfalls von der Hämmerstraße oder der Carl-Eichelberg-Straße in Richtung Süden zum Bräukerweg. Anders als Variante 3 führt sie über die bestehenden Wirtschaftswege sowie den Wälkesbergweg und trifft weiter westlich auf den Bräukerweg. Die bekannten Probleme: Das östliche Waldgebiet würde baulich eingekesselt, Biotopverbundsflächen durchtrennt und auch der Modellflugplatz müsste weg. Zusätzlich wäre hiervon der Siedlungsbereich Ostsümmern noch stärker betroffen.