Menden. Ab September soll die ehemalige Rodenbergschule startklar sein: Für eine Übergangszeit kämen hier bis zu 90 Geflüchtete unter.
In wenigen Tagen soll die ehemalige Rodenbergschule an der Wilhelmstraße in Menden startklar sein für die Aufnahme von bis zu 90 geflüchteten Menschen. Schon ab dem 2. September könnte es so weit sein. Die Anwohner der Wilhelmstraße, an der die Schule liegt, und der näheren Umgebung sollen in Kürze schriftlich über eine mögliche Inbetriebnahme informiert werden. Das wurde am Mittwochabend in der Schule deutlich, wo die Erste Beigeordnete der Stadt, Henni Krabbe, Mendener Politikern aus Sozial- und Betriebssausschuss die Räume vorstellte – und eine kritische Gesamtlage.
Puffer durch Containerdorf an Franz-Kissing-Straße gibt es nicht mehr
Denn den Puffer, den sich die Stadt Menden mit den gerade erst aufgestellten Wohnmodulen an der Franz-Kissing-Straße verschaffen wollte, gibt es schon nicht mehr. Dort sind alle 36 Plätze nach weiteren Zuweisungen durch das Land NRW bereits wieder belegt. Im Oktober sollen dort acht weitere Module mit nochmals 36 Plätzen folgen. Neuer Puffer ist jetzt die Rodenbergschule, wo die meisten Klassenräume bereits mit jeweils fünf Betten und Schränken ausgestattet sind.
Fertig vorbereitet ist das Schulgebäude aber noch nicht. Ein großes Problem in den jüngsten Beratungen war zum Beispiel die Frage der sanitären Anlagen. Denn nicht nur Geflüchtete müssen damit versorgt sein, sondern auch Kinder und Jugendliche aus Schulen wie dem Hönne-Gymnasium und Vereinen. Sie sollen und wollen in der Schulturnhalle weiterhin Sport treiben.
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Containerlösung an der Wilhelmstraße zu teuer und unpraktisch
Um dabei Konflikte zwischen beiden Gruppen auszuschließen, soll es keine gemeinsame Nutzung von Duschen und WCs in der Halle geben. Deshalb hatte man zuletzt auf Containerlösungen setzen wollen. Doch die Sanitär-Container, berichten Krabbe und Martin Niehage als Chef des städtischen Immobilienservices ISM, hätten nicht nur einen sechsstelligen Betrag verschlungen. Die Module hätten zudem für ihre Versorgungsleitungen erhebliche Eingriffe in die Bausubstanz der Schule notwendig gemacht.
Sanitäre Anlagen: Kinder und Flüchtlinge in der Sporthalle strikt getrennt
Deshalb begrüßte Krabbe ausdrücklich Martin Niehages Lösung für dieses Problem: „Wir teilen die Umkleiden einfach auf. Rechts vom Eingang in die Halle ist der Umkleide- und Duschbereich für die Geflüchteten, links liegt der Bereich für die Kinder“, beschreibt Niehage den Politikerinnen und Politikern vor Ort. Die Tür zu den Kinder-Räumen werde von Lehrkräften verschlossen, sobald die Gruppen in der Halle sind. Die große Haupt-Eingangstür innen erhalte einen Knauf, sodass sie nur von drinnen geöffnet werden kann. Denkbar ist laut Henni Krabbe zudem, die Nutzungzeiten der Sanitärräume für die Flüchtlinge so festzulegen, dass eine Begegnung mit den kleinen Sportlerinnen und Sportlern unmöglich ist: „Der Kinderschutz hat für uns oberste Priorität.“
„Der Kinderschutz hat für uns oberste Priorität.“
Weil die meisten Kinder heutzutage nach dem Sport ohnehin lieber zuhause duschten als in der Halle, könnten sie vor dem Unterricht oder der Übungseinheit auch einen großen Souterrain-Raum im Schulgebäude als Umkleide nutzen. Von dort gehe es dann über den Schulhof zur Halle und wieder zurück. Mit dieser Lösung habe sich Gymnasialrektor Ulrich Cormann nach einer Besichtigung einverstanden erklärt, wofür er sehr dankbar sei, erklärt Niehage.
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Größtes Problem im Flüchtlingsbereich sind die fehlenden Stellen
In einer kurzen Diskussion in der großen Küche wird dann deutlich, wo die Stadt Menden der Schuh drückt: „Wir haben einfach zu wenige Stellen und Personal“, stellt Krabbe fest. Derzeit gebe es für alle Flüchtlingsunterkünfte zusammen, ob an der Bischof-Henninghaus-Straße, im Containerdorf oder eben hier in der Schule, nur einen einzigen Hausmeister. Und zur Betreuung durch Sozialarbeit („Wir wollen die Menschen ja integrieren“) stünden im großen Haus an der Henninghausstraße gerade mal zwei Sozialarbeitskräfte zur Verfügung, im Containerdorf und an der Rodenbergschule nur jeweils eine Person.
Krabbe: Stellenverschiebung löst Personalnot nicht, bietet aber Chance darauf
Die Stadt könne aber aus ihrer Sicht, falls die Politik das genehmigt, unbesetzte Stellen aus anderen sozialen Bereichen in den Bereich der Flüchtlingsarbeit transferieren. Damit hätte man zwar die Beschäftigten noch nicht am Arbeitsplatz, sagt Krabbe. „Aber wenigstens vorhandene Stellen, die wir den rar gesäten Interessenten anbieten könnten.“ Im Augenblick seien in Menden 284 Asylbewerber gemeldet sowie 650 Ukrainerinnen und Ukrainer. Weitere etwa 920 Geflüchtete seien inzwischen im Bürgergeldbezug des Jobcenters, „doch damit endet ja unsere Integrationsarbeit für sie nicht“. Um endlich „vor die Lage“ zu kommen und als Stadt nicht immer nur auf Zuweisungen des Landes reagieren zu müssen, gibt es bekanntlich die Überlegung für den Neubau eines großen Übergangsheims an der Mühlenbergstraße. Das aber, heißt es in der Rodenbergschule, bräuchte nach einem Beschluss noch etwa zwei Jahre Planungs- und Bauzeit.
Beschäftigungs-Initiative der Stadt könnte neues Domizil in Ex-Schule finden
Unterdessen kommt auch eine dritte Nutzung für die alte Schule in Betracht, die über große Souterrain- und Kellerräume verfügt: Falls die maroden Schmelzwerk-Gebäude an der Unteren Promenade wie vorgesehen im ersten Quartal 2026 abgerissen werden, verliert dort auch die Beschäftigungs-Initiative der Stadt ihr heutiges Domizil mit seinen Werkstatt- und Büroräumen für bis zu 72 Menschen. Hier wäre laut Henni Krabbe ein Umzug in die Rodenbergschule denkbar. (Bericht dazu folgt.)