Menden. Pilotprojekt: Schon bald könnten in Menden viele Energieberater an die Haustüren klopfen. Danach sollen Verbräuche drastisch sinken.

Wer den Ausdruck „Karawane“ hört, der denkt im karnevalsverrückten Menden wohl zuallererst an den berühmten Sultan, der „Durscht het“. Doch die Karawane, die wohl bald auch durch Menden zieht, soll nichts zu trinken bringen. Sondern die Energiewende. Statt dass sich die Menschen weiterhin privat oder über die VHS gegen Gebühren eine Energieberatung angedeihen lassen, sollen zahlreiche Mendenerinnen und Mendener bald unmittelbar Besuch erhalten: Die Fachleute kämen dann kostenlos in Haus und Wohnung und geben dort niedrigschwellige Tipps, wie in jeder einzelnen Bleibe möglichst viel Energie und damit auch Geld eingespart werden kann.

Vom Lüften übers Balkonkraftwerk bis zur Wärmepumpe alles mögich

Geschehen kann das durch klügeres Verhalten etwa beim Lüften über einfache Maßnahmen wie das Installieren eines Balkonkraftwerks bis hin zu größeren Investitionen zum Ersatz der alten Gasheizung durch eine Wärmepumpe. Vermieter sollen dabei ebenso angesprochen werden wie ihre Mieter oder auch Häuslebauer, die ihre vier Wände selber nutzen. Das Pilotprojekt steht jetzt auf FDP-Antrag im Mendener Ausschuss für Umwelt und Klima zur Abstimmung. Parallel dazu will die Stadt Menden selbst ihr eigenes Heizkonzept auf die Reihe bringen.

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Karawane hat sich in mehr als 100 deutschen Städten schon bewährt

Die Energiekarawane wäre neu für Menden, sie ist aber bereits durch mehr als 100 Städte und Gemeinden in Deutschland gezogen. Die Herangehensweise dabei ist immer dasselbe: Nie geht es ums gesamte Stadtgebiet, sondern nur um ein geeignetes, weil bevölkerungsreiches und verbrauchsintensives Wohnquartier. Dessen energetische Sanierung soll dann als Vorbild für weitere Projekte dieser Art dienen. In Menden soll das laut dem Vorschlag der Stadtverwaltung der Papenbusch sein, der im Volksmund wegen seiner Vergangenheit und dem nach wie umgebenden Zaun „die Kaserne“ genannt wird.

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Wichtige Beratungsleistung der Stadt Menden für ihre Bürgerinnen und Bürger

In vorangegangenen Projekten ist es der Karawane laut Eigenwerbung gelungen, auch den weitaus größeren „passiven“ Teil der Zielgruppe zu erreichen. So konnten Kommunen nicht nur eine wichtige Beratungsleistung für ihre Bürgerinnen und Bürger erbringen, die Karawane bringe kommunalen Klimaschutz vom bloßen Anspruch endlich auch in die nachhaltige Umsetzung, heißt es in der Beschreibung. Die Kampagne erzeuge einen zusätzlichen Impuls zum kommunalen Aufbruch und steigere die Akzeptanz für Klimaschutz bei den Bürgerinnen und Bürgern.

Kosten für die Stadt bleiben überschaubar: 80 Euro pro Beratung

Städte und Gemeinden könnten damit auch Privatleute zum konkreten Handeln bewegen. Denn: 60 Prozent der Beratenen setzten die erhaltenen Tipps praktisch um, mit eindrucksvollen Resultaten: Am Ende habe mancherorts eine Halbierung des Energieverbrauchs im Wohnquartier gestanden. Die bisher kümmerlichen Sanierungsraten hätten sich auf bis zu 15 Prozent der Gebäude erhöht. Und das habe sich auch auf die Wertschöpfung für das heimische Handwerk ausgewirkt. Kurzum: Was andernorts offenbar gut funktioniert hat, soll nun auch in Menden stattfinden. Die Kosten für die Stadt blieben überschaubar: So würden laut einer Modellrechnung 150 Beratungen à 80 Euro sowie Werbung und Anschreiben an die Bewohnerinnen und Bewohner insgesamt etwa 15.000 Euro kosten.

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Neue Wärmeleitplanung: Stadt will Vergabe an die eigenen Stadtwerke

Ebenfalls Gegenstand der öffentlichen Diskussion im Fachausschuss am 28. August ab 17 Uhr im neuen Ratssaal ist die Wärmeleitplanung der Stadt. Sie soll im Wege einer „Inhouse-Vergabe“ an die Stadtwerke Menden erfolgen, die zu 100 Prozent eine Tochtergesellschaft der Stadt Menden ist. Die Planung soll nicht ausgeschrieben werden, da sich niemand so gut mit dem städtischen Wärmenetz auskenne wie die Stadtwerke, heißt es zur Begründung in der Beschlussvorlage.

Weniger Abhängigkeit von auswärtigen Dienstleistern

Bei der Beauftragung eines alternativen Dienstleisters würden hohe Kosten für Parallelstrukturen entstehen. Die Inhouse-Beauftragung der Stadtwerke, die mit einer Vielzahl der städtischen Gebäude vertraut sind, sorge zudem dafür, dass erhobene Daten im „Konzern Stadt“ verbleiben. Dies verringere die Wahrscheinlichkeit von Abhängigkeiten gegenüber Dienstleistern und sei „ein wichtiges Kriterium für die wärmebezogene Souveränität der Kommune“. Es sei zudem nicht bekannt, dass es überhaupt weitere Dienstleister gibt, die bereits in Menden ein Wärmenetz aufgebaut haben oder betreiben.

Die Stadt Menden, und damit auch ihre Stadtwerke, sollen für diese Wärmeleitplanung 165.000 Euro plus 1,36 Euro je Einwohner erhalten. Bei 52.000 Mendenerinnen und Mendenern wäre das noch einmal gut 70.000 Euro.