Menden. Bürger-Info unmittelbar vor Bezug der ersten Wohnmodule: Die einen besorgt um Wohlergehen der Flüchtlinge, andere um eigene Sicherheit.
Schon am Wochenende sollen in Menden die ersten acht Bewohnerinnen und Bewohner in die neuen, schwarzen Wohnmodule an der Franz-Kissing-Straße einziehen: Es sind Flüchtlinge aus Syrien. Die kleine Siedlung, die sich am Donnerstagabend zahlreiche Nachbarn auf Einladung der Stadt anschauten, dürfte sich danach rasch weiter füllen. Sie ist allerdings noch nicht fertig. Noch stehen erst zehn Wohnungen, die aus jeweils drei Container-Modulen bestehen und 40 Menschen Platz bieten. „Weitere acht Module für 32 Personen kommen im August noch hinzu“, erklärt Martin Niehage, Betriebsleiter des Immobilienservices Menden, den fragenden Nachbarn. „Die ausstehenden Container werden dann zweigeschossig aufeinander aufgebaut.“
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Fragen nach Wäschetrocknern und alleinreisenden jungen Männern
Die Anwohner, das wird an diesem Abend rasch deutlich, haben zu ihren künftigen Nachbarn viele Fragen. Teils sind sie um die Menschen besorgt, die hier einziehen sollen, teils stehen sie indes dem ganzen Projekt skeptisch gegenüber. So will eine Nachbarin wissen, ob es denn im Winter auch Trockner für die Bewohnerinnen und Bewohner gibt. Was die fürs Soziale zuständige Erste Beigeordnete der Stadt, Henni Krabbe, verneinen muss. „Wir haben noch einige Themen auf der Agenda“, räumt sie ein. Ein anderer Nachbar wissen, warum immer nur alleinreisende junge Männer kämen. Hier, bekommt er zur Antwort, sollen ausdrücklich auch Familien untergebracht werden. So gebe es die Zäune zur Straße nur, um zu verhindern, dass die Kinder aus der Siedlung auf die sehr nahe Fahrbahn laufen.
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Bäume, Bänke, Spielgerät: Außenanlagen sind noch nicht fertig
In der Mitte der kreisförmig aufgebauten Container soll es zudem noch fünf Bäume, mehrere Bänke und einen Rasen mit Spielgeräten darauf geben. Auch das ist noch nicht da, was die eingezäunte Siedlung und von Baustellenkameras bewachte Siedlung von außen eher trist wirken lässt. Doch auch das, zeigt sich Niehage überzeugt, werde sich im Laufe des Sommers ändern.
Anwohnerin findet Container-Wohnungen „funktional und menschenwürdig“
Mit der einfachen, aber praktischen Innenausstattung der Container zeigen sich die Mendenerinnen und Mendener, die zum Gucken gekommen sind, allerdings einverstanden. Zwar wird es bei 25 Grad Außentemperatur auch drinnen warm, doch noch lässt es sich einigermaßen aushalten. Zum Interieur der Wohn- und Schlafräume, der Küchen und WCs sagt Anwohnerin Andrea Schlünder: „Das ist funktional, gut sauberzuhalten und menschenwürdig.“
Die Container-Siedlung soll indes nur eine Übergangsstation für die geflüchteten Menschen bleiben, betont Bürgermeister Dr. Roland Schröder: „Wir sind grundsätzlich bemüht, die Menschen, die den rechtlichen Status haben, in reguläre Wohnungen im Stadtgebiet zu vermitteln.“ Tatsächlich waren die Container vor Monaten nur als mobile Notreserve angeschafft worden. Doch angesichts der stark ansteigenden Zuweisungszahlen können sie jetzt gar nicht früh genug bezugsfertig sein. Gleiches gilt wohl auch für die alte Rodenbergschule, die für eine Übergangsphase als Wohn- und Schlafstätte dienen soll, bis auch das zweite Haus der großen Übergangsunterkunft der Stadt an der Bischof-Henninghaus-Straße komplett saniert ist und wieder belegt werden kann.
Neben vielen Menschen, die Geflüchteten nach wie vor helfen wollen, und den Kritikern gibt es aber auch Leute, die Geflüchteten Böses wollen. Die Mendener Stadtverwaltung hat indes noch keine Rückmeldung der Polizei auf ihre Strafanzeige erhalten, die sie nach dem Sabotageakt auf der noch unbewachten Baustelle erstattet hat. Wie berichtet, hatten Unbekannte nicht nur Löcher in Containerdächer gebohrt, sondern auch Versorgungsleitungen aufgeschlitzt. „Wäre das erst bei anlaufendem Betrieb entdeckt worden, dann hätten wir ein Riesen-Problem bekommen können“, erklärt Niehage dazu. Seit es die Überwachungsanlage gibt, über die unbefugte Personen auf der Baustelle auch direkt über Lautsprecher angesprochen werden können, habe es keinen Zwischenfall mehr gegeben, berichtet Niehage.
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Für den Bürgermeister bleibt indes unbegreiflich, wie man sein Tun dermaßen gegen Leben und Gesundheit von Schutzsuchenden richten kann, darunter auch Familien mit Kindern.